Corona-Spätfolgen Erschöpfung nach Covid-19-Erkrankung: Was tun?
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14. Januar 2021, 11:10 Uhr
Offiziell sind über 341.000 Patienten von einer Corona-Infektion genesen. Genesen bedeutet aber nicht unbedingt, dass die Patienten wieder vollkommen gesund sind. Denn bei Covid-19 gibt es verschiedene Folgeerkrankungen und -Symptome. Dazu gehören Lungenprobleme, Nervenschäden, gestörter Geruchs- und Geschmackssinn. Aber auch, dass Erkrankte an andauernder Erschöpfung leiden. Welche Perspektiven und Möglichkeiten haben solche Betroffenen, denen nach überstandener Infektion die Kraft fehlt?
Bei einem Infekt kommt vieles zusammen. Die Nase ist zu, der Kopf dröhnt, der Hals kratzt. Doch neben diesen Beschwerden gibt es noch ein anderes Symptom, dass Erkrankte ans Bett fesselt: Diese absolute Erschöpfung. Kraftlosigkeit schon bei der kleinsten Anstrengung. Fatigue heißt das in der Medizin. Sie tritt bei verschiedenen schweren Infektionen auf. Auch bei Covid-19-Erkrankungen als postvirale Fatigue. Doch bei Covid-19 hält die krankhafte Erschöpfung besonders lange an, hat Carmen Scheibenbogen, Professorin für klinische Immunologie an der Charité Berlin, beobachtet:
Was bei Covid schon früh aufgefallen ist, ist, dass viele Menschen auch nach mehreren Wochen noch über anhaltende Symptome berichtet haben. Das häufigste genannte Symptom war die Fatigue.
Sogar nach einem Zeitraum von sechs bis acht Monaten berichten viele Patienten immer noch über Fatigue, sagt die Wissenschaftlerin. Ein Symptom, das nicht nur bei der Erkrankung selbst auftrete, sondern auch als Folge von Covid-19 bei vielen auch langfristig bestehen bleibe. Dass die Fatigue so lange bleibt, dafür fehlt bislang eine Erklärung. Allerdings gibt es Theorien:
Was wir eher denken, ist, dass das Immunsystem durcheinander gekommen ist auf der Ebene (…) der sogenannten Autoimmunität. Denn ein Teil des Immunsystems reagiert auch mit körpereigenen Strukturen. Wir haben nicht nur ein Immunsystem, um gegen Covid Antikörper zu machen, sondern ein Teil unseres Immunsystems steuert auch die Körperfunktionen mit. Möglicherweise ist das nach einer Infektion längerfristig nicht zur Ruhe gekommen.
So unangenehm die Erschöpfung ist – in der Medizin geht man davon aus, dass sie für den Körper auch nützlich ist, sagt Scheibenbogen. Denn sie zwingt uns, unsere Energie während der Erkrankung nicht für andere Aktivitäten zu verbrauchen:
Das ist auch gewünscht vom Immunsystem. Wenn wir krank sind, sollen wir unsere Ressourcen nutzen, um alles zu tun, um diese Infektion erfolgreich zu bekämpfen. Vielleicht sollen wir uns auch zurückziehen. Fatigue hat wahrscheinlich eine wichtige biologische Aufgabe.
Wie viele genesene Covid-Patienten an einer Fatigue leiden, lässt sich zurzeit noch nicht sagen. Noch fehlen die epidemiologischen Analysen. An der Charité wurde im Sommer eine Post-Covid-Fatigue-Ambulanz eingerichtet. Dorthin wenden sich ehemalige Covid-19-Patienten, die sich auch Wochen oder sogar Monaten nach ihrer Erkrankung noch erschöpft und schwach fühlen. Eine konkrete Behandlung gibt es für Betroffene zwar nicht, aber Empfehlungen:
Dann ist ganz wichtig, dass man sich nicht überlastet. Oft ist es so, dass, wenn man zu viel macht, wenn man zu früh wieder berufstätig ist, oder zu früh anfängt sein normales Sportpensum zu absolvieren, dass man da einen Rückschlag bekommt oder einen Crash, dass es einem dann Tage wieder schlechter geht. Das ist ganz wichtig, das zu akzeptieren. Das bezeichnet man als Rekonvaleszenzphase.
Prof. Carmen Scheibenbogen rät außerdem dazu, trotz Müdigkeit einen normalen Tag-Nacht-Rhythmus zu behalten. Und sich selbst nicht unter Druck zu setzen. Menschen, die nach einer Covid-19-Erkrankung an einer Fatigue leiden, haben Grund zu Optimismus: Bei den meisten Patienten verschwindet die Erschöpfung völlig. Wenn auch erst nach mehreren Wochen.
(jb)
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