Eine Spritze in den Oberarm
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Impfnebenwirkungen mRNA-Impfung: Pro Million Geimpfte zehn anaphylaktische Reaktionen

29. Januar 2021, 16:36 Uhr

Die Nanofetthüllen der mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna lösen bei wenigen Menschen schwere allergische Reaktionen aus. Die meisten davon sind Frauen, zeigen jetzt veröffentlichte Daten aus den USA und Deutschland.

Update 29.01.12021: PEI: Kein Zusammenhang zwischen Impfung und Todesfällen

Das Paul-Ehrlich-Insitut hat übrprüft, ob bei Todesfällen nach der ersten Impfsdosis ein Zusammenhang mit dem Impfstoff besteht. In dem am Freitag vorgelegten Sicherheitsbericht kommen die Wissenschaftler des für Arzneimittelsicherheit zuständigen Insituts zu dem Ergebnis, dass keiner der Tode auf die Impfung zurückgeführt werden kann.

Alle 69 Todesfälle traten bei hochbetagten Menschen mit mehreren Vorerkrankungen auf. Sie gehörten zur Hochrisikogruppe und wurden deshalb zuerst geimpft. Die Vorerkrankungen führten aber auch selbst zu einem hohen Sterblichkeitsrisiko.

Auch die europäische Arzneimittelagentur sieht keinen Zusammenhang zwischen beobachteten Todesfällen und der Impfung. Auch hier seien Vorerkrankungen für die Sterbefälle verantwortlich gewesen, teilte die EMA laut dem ORF mit.

US-Daten nach 1,9 Millionen Impfungen

Kurz nach Beginn der Corona-Impfkampagne in den USA wurden erste Berichte von schweren allergischen Reaktionen auf den Impfstoff Cominarty von Biontech/Pfizer bekannt. Schnell zeigte sich: Das Problem ist nicht die mRNA, die die Impfwirkung entfaltet, sondern die Hülle aus winzigen Fettpartikeln, die den Impfstoff an die richtige Stelle im Körper bringen soll.

Inzwischen hat das Fachmagazin JAMA Details zu den Fällen aus den USA veröffentlicht. Und die zeigen: eine anaphylaktische Reaktion (also eine allergische Reaktion, die mehrere Organe betrifft) tritt etwa 11,1 Mal pro eine Million Impfungen auf. Daten des Deutschen Paul-Ehrlich-Instituts zeigen etwa einen gleichen Anteil, hier waren es 13,2 Fälle pro eine Million verabreichter Impfdosen.

In den USA wurden zwischen dem 14. und dem 23. Dezember insgesamt 1,9 Millionen Menschen mit der ersten Dosis des Impfstoffs von Biontech/Pfizer geimpft, 62 Prozent von ihnen waren Frauen. Insgesamt 21 Menschen (darunter 19 Frauen und zwei Männer im Alter zwischen 19 und 60 Jahren) erlitten eine anaphylaktische Reaktion, in den allermeisten Fällen waren es Schwellungen, Quaddeln andere Hautreizungen oder das Gefühl, dass sich der Hals verengt.

Allergische Reaktion: Spätestens drei Stunden nach der Impfung 

Im Schnitt traten Symptome der anaphylaktischen Reaktion 13 Minuten nach der Impfung auf, spätestens 150 Minuten, also knapp drei Stunden danach. 17 Patienten wurden in einer Notfalleinrichtung behandelt, vier in eine Klinik aufgenommen. 19 Mal spritzen die Ärzte Adrenalin. 20 Patienten waren zum Zeitpunkt der Datenerhebung wieder nach Hause entlassen worden. 17 Patienten hatten bereits vor der Impfung bekannte Allergien (unter anderem gegen Medikamente, Lebensmittel, Insektenstiche), in vier Fällen waren auch schon anaphylaktische Reaktionen bekannt (unter anderem nach einer Tollwut- und nach einer Grippeimpfung).

Daneben gab es 83 Personen mit gewöhnlichen allergischen Reaktionen, in den meisten Fällen Rötungen der Haut, Kratzen im Hals oder leichte Symptome einer Atemwegserkrankung. 

Prozentzahlen in Deutschland ähnlich

In Deutschland hat das Paul-Ehrlich-Institut bis zum 17. Januar insgesamt 1.139.297 Impfungen gezählt, davon 1.136.573 Impfungen mit Cominarty (Biontech/Pfizer) und 2.724 Impfungen mit dem Moderna-Impfstoff. Hier wurden 19 gesicherte Fälle von anaphylaktischen Reaktionen festgestellt, 18 davon betrafen Frauen und nur eine einen Mann, die Alterspanne der Betroffenen lag hier zwischen 19 und 94 Jahren. In 47 Prozent der Fälle traten die Symptome nach maximal 15 Minuten auf, bei weiteren 21 Prozent maximal 30 Minuten danach.

Da solche allergischen Reaktionen meist gut mit Adrenalin behandelt werden können, werden Patienten nach der Impfung einige Zeit beobachtet, bevor sie entlassen werden.

Häufigste Nebenwirkung: Kopfschmerzen und Müdigkeit

Insgesamt wurden 645 Verdachtsfälle von Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen (0,36 Prozent) gezählt, davon wurden 145 Fälle als schwer eingestuft (0,01 Prozent). Häufigste Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen (etwa 8 Prozent) und Schmerzen an der Einstichstelle (etwa 7 Prozent) oder Müdigkeit (6 Prozent). Schwere Nebenwirkungen wie Erbrechen (1 Prozent), grippeähnliche Symptome (2 Prozent) und Schüttelfrost (3 Prozent) traten seltener auf.

In Deutschland sind bislang 21 Menschen nach einer Impfung gestorben, sie waren im Schnitt 83,5 Jahre alt und hatten schwere Vorerkrankungen wie Krebs, Nierenschäden, Diabetes oder Alzheimer. Zwei von ihnen steckten sich vier, beziehungsweise fünf Tage nach der ersten Impfdosis und damit vor Einsetzen des Impfschutzes mit Sars-CoV-2 an. Neun starben nachweislich an ihren multiplen Vorerkrankungen, eine Patientin mit Bluthochdruck und Diabetes an einer Lungenembolie. Bei 9 Patienten konnte die Todesursache laut dem Bericht nicht eindeutig geklärt werden. Die Mortalität, also die Sterberate, lag statistisch in dem erwarteten Bereich für die gegebenen Umstände, also das Alter und die Vorerkrankungen der Betroffenen.

Quellen

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