Raumfahrt Start von Chandrayaan-3: Indien setzt erneut zur Mondlandung an

14. Juli 2023, 16:42 Uhr

Indien ist am Freitag erneut zum Mond aufgebrochen. Die Mission Chandrayaan 3 soll mit Landefahrzeug und Rover auf der Oberfläche landen. Es ist der zweite Versuch, nachdem der erste gescheitert war.

Update: Indiens Rakete ist am Freitag planmäßig um kurz nach 11 Uhr gestartet.

Indien hat erneut ein Raumschiff zum Mond geschickt. Der Start der Rakete erfolgte am Freitag planmäßig um 11.05 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Die Sonde ist nun einige Tage zum Trabanten unterwegs und wird dann in eine Umlaufbahn einschwenken. Das Landemanöver soll aber erst am 24. August durchgeführt werden. Es wird der zweite Landeversuch nach der 2019 gescheiterten zweiten Chandrayaan-Mission sein. 

Chandrayaan-3: Indiens Flug zum Mond

"Wir wissen, wie man zum Mond fliegt. Wir müssen nur noch lernen, wie man landet. Und das muss nach bestem Wissen und Gewissen fehlerfrei sein", erklärte Sreedhara Panicker Somanath 2022 im Gespräch mit dem Nachrichtensender NewsX. Somanath ist der Vorsitzende der indischen Raumfahrtbehörde "Isro".

Der Start einer indischen Trägerrakete des Typs LVM3.
Der Start einer indischen Trägerrakete des Typs LVM3. Auch die Chandrayaan-3-Mission wird mit einer solchen Rakete starten. Bildrechte: ISRO

Wie die Vorgängermission soll auch diesmal ein polnahes Landegebiet angesteuert werden. Die Landestelle befindet sich auf der erdzugewandten Seite des Mondes zwischen den beiden Kratern Manzinus C und Simpelius N. Diese sind östlich des Mondsüdpols zu finden.

Indischer Mondlander soll 14 Tage im Einsatz bleiben 

Die Missionsdauer soll einen Mondtag andauern – also 14 Erdentage –, da die Geräte des Landefahrzeugs nicht für die Mondnacht ausgelegt sind, wenn die Temperaturen auf -160 Grad Celsius fallen. 

Das Antriebsmodul mit dem Landefahrtzeug Vikram der indischen Mondmission Chandrayaan-3.
Das Antriebsmodul mit dem Landefahrtzeug Vikram der indischen Mondmission Chandrayaan-3. Bildrechte: ISRO

Im Gegensatz zum Vikram-Lander der Vorgängermission wurden bei diesem Landefahrzeug einige Verbesserungen vorgenommen. Das Fahrzeug verfügt nun über mehrere redundante Instrumente für die Messung des Abstands zum Boden. Zudem kann das Fahrzeug in seiner letzten Abstiegsphase besser Hindernissen ausweichen. Neben der verbesserten Software wurden auch die Landebeine der Sonde verstärkt.

Die Aufgaben der Chandrayaan-3-Missionen

Mit an Bord befindet sich zudem der kleine, sechsrädrige Rover "Pragyan", mit einem Gewicht von 26 Kilogramm. Seine Instrumente sollen die chemische Zusammensetzung des Regoliths (Mondsand und -gestein) in der Nähe der Landestelle untersuchen sowie den Gehalt an Kalium, Aluminium, Magnesium, Silicium, Kalzium, Titan und Eisen analysieren. 

Das Landemodul soll außerdem Mondbeben mit einem Seismografen sowie die Plasmadichte in Bodennähe und ihrer Veränderung im Tagesablauf mittels einer Langmuir-Sonde messen. Zudem kann mit dem Chandra's Surface Thermophysical Experiment (ChaSTE) die Wärmeleitfähigkeit und Temperatur des Regoliths ermittelt werden.

Außerdem will die Isro mit ihrem Antriebsmodul (das Fahrzeug, das Lander und Rover zum Mond bringt) ein neues Instrument testen. Mit Shape (Spectro-polarimetry of Habitable Planet Earth) will die Behörde in Zukunft mehr über die atmosphärische Zusammensetzung von Exoplaneten herausfinden. Bei dieser Mission soll Shape getestet werden, in dem die Erde als Testobjekt verwendet wird. Das Instrument wird unseren Planeten von der Mondumlaufbahn aus beobachten. Anders als bei den vorherigen Missionen wird bei Chandrayaan 3 kein neuer Orbiter mitfliegen. 

Wird Indien das vierte Land auf dem Mond werden?

Wenn Indien diese Mondlandung gelingt, wäre es das vierte Land, das erfolgreich auf der Oberfläche unseres Trabanten gelandet ist. Bereits am 3. Februar 1966 landete die damalige Sowjetunion als erstes Land mit ihrer Luna-9-Mission erfolgreich auf dem Mond. Am 2. Juni desselben Jahres setzten die Vereinigten Staaten ihre Sirveyor-1-Mission sicher und sanft auf der Mondoberfläche auf.  

Um 3.30 Uhr (UT) des 7. Oktober 1959 wird das erste Foto von der Rückseite des Mondes geschossen. Aufgenommen von der sowjetischen Raumsonde Lunik III.
Erste Bild der Mondrückseite aus dem Jahr 1959. Bildrechte: Luna 3-1 / Russian Space Agency

Raumfahrtnation Indien 1975 schickte Indien den Satelliten Aryabhata ins All, damals noch mit der Hilfe einer sowjetischen Rakete. Die erste eigene Trägerraktete PSLV (Polar Satellite Launch Vehicle) für leichte bis mittelschwere Fracht startete das Land 1994. Eine Trägerrakete für Schwerlasten folgte 2004 mit der GSLV (Geosynchronous Satellite Launch Vehicle). Mit der Gaganyaan-Mission sollen 2025 auch die ersten Raumfahrenden mit eigenen Raumfahrzeugen in den Weltraum gebracht werden. Indien wäre erst das vierte Land nach Russland, den USA und China, das diese Stufe der Raumfahrt erreicht. Mit der Mars Orbiter Mission (MOM) war Indien bis Ende 2022 auch mit einer Raumsonde in der Marsumlaufbahn vertreten. Bei der ersten Mondlandung in 2019 scheiterte der Vikram-Lander der Chandrayaan-2-Mission jedoch. Der Chandrayaan-2-Orbiter ist weiterhin in einer Umlaufbahn um den Mond aktiv und soll noch bis 2027 im Einsatz bleiben. 

Nach den letzten Apollo-Missionen der Nasa in den 1970er-Jahren blieb es lange ruhig um den Mond. Erst 2013 erfolgte die sichere Landung der chinesischen Chang’e-3-Mission. Die erste kommerzielle Mondlandung ist mit der japanischen Mission Hakuto-R erst im März 2023 gescheitert. Doch weitere private Unternehmen wollen in den nächsten Jahren auf der Mondoberfläche landen, wie Astrobotic oder Intuitive Machines. Doch beide amerikanische Unternehmen mussten ihre Mondpläne immer wieder verschieben. Vor Ende 2023 wird keiner von ihnen zum Mond aufbrechen. 

Ab 2025 könnte dann die Nasa gemeinsam mit SpaceX wieder Menschen auf den Mond bringen. Der Trabant bleibt uns also die nächsten Jahre als Ziel der Raumfahrt erhalten. 

Links/Studien

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