Entscheidungen treffen Welcher Studiengang passt zu mir?
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05. Februar 2023, 09:10 Uhr
Die Zahl der Studiengänge hat sich in den vergangen Jahren in Deutschland beinahe verdoppelt. Online-Tests sind eine Möglichkeit, herauszufinden, welcher Studiengang passt, aber auch Beratungsangebote können eine Rolle spielen. Auf das sogenannte "Bauchgefühl" sollte man sich dagegen nicht ohne Weiteres verlassen, rät der Personalpsychologe Stefan Höft.
Finde den Einen aus über zwanzigtausend Studiengängen. Das ist keine leichte Aufgabe, und: In den vergangenen Jahren hat sich die Anzahl der in Deutschland angebotenen Studiengänge beinahe verdoppelt: Gab es 2007 noch 11.265 Angebote, stieg die Zahl bis 2020 auf 20.359. Da kann man schon mal den Überblick verlieren.
Online-Tests können unterstützen
Eine Möglichkeit, sich im Studiengangs-Dschungel zu orientieren, sind sogenannte Online Self Assessments zur Studienorientierung, kurz OSA. Das sind Selbsttests, die mal kürzer oder länger ausfallen und schließlich eine Empfehlung geben, welches Studium zu Interessen und Fähigkeiten eines Probanden passt. Prof. Stefan Höft ist Psychologe und hat mit seinem Team für die Bundesagentur für Arbeit eine Übersichtsplattform für Online-Tests zur Studienorientierung geschaffen. Einige Studiengänge beispielsweise in Baden-Württemberg machen das Absolvieren eines solchen Tests sogar zur Zugangsvoraussetzung für die Uni.
Viele Online-Tests bieten eine gute Basis zur Orientierung, allerdings müsse man sehen, dass die Tests sich mitunter stark unterscheiden, gibt Höft zu bedenken. Von fünf Minuten bis zwei Stunden Bearbeitungszeit sei fast alles vertreten. Als vergleichsweise geeignete Online-Tests zur Studienwahl empfinde er das Portal "Check-U" der Bundesagentur für Arbeit sowie "was-studiere-ich.de" (dieses Portal wird vom Land Baden-Württemberg betreut).
Beratung ist sinnvoll
Auch wenn ein Online-Test erste Anhaltspunkte für die Wahl eines Studiengangs bieten kann, sollte die Entscheidung für oder gegen einen Studienplatz nicht alleine aufgrund des Ergebnisses getroffen werden. Stefan Höft rät: "Man sollte sich nicht nur auf 'test and tell' verlassen, denn es gibt auch noch viele weitere Kriterien für die Wahl eines Studiengangs, die ein Test eventuell nicht erfasst. Beispielsweise ist es keine gute Idee, Medizin zu studieren, wenn ich überhaupt kein Blut sehen kann."
Er empfiehlt, die Ergebnisse eines Online-Tests mit einer Beratung zu kombinieren, wie sie beispielsweise die Bundesagentur für Arbeit oder die Studienberatung der Hochschulen selbst anbieten. Darüber hinaus gäbe es auch viele Eltern, die durchaus in private Angebote zur Berufsorientierung investieren, diese seien dann aber nicht kostenlos.
Junge Menschen kennen ihre Stärken mitunter nicht so gut
Wichtig für die Wahl des passenden Studiengangs ist dabei aber vor allem eines: Wissen, was man selbst gut kann. Das sei für junge Menschen mitunter gar nicht so einfach, sagt Stefan Höft. "Allerdings gibt es auch innerhalb der meisten Studienfächer noch sehr unterschiedliche Schwerpunkte und Teilbereiche – das darf man nicht vergessen." Die Selbstorientierung finde sich auch zu einem großen Teil erst innerhalb des Studiums.
Eltern sollten sich zurücknehmen
Neben Informationen aus dem Internet und Gesprächen mit Freunden seien aber auch die Eltern nach wie vor der wichtigste Resonanzboden für junge Menschen auf der Suche nach einem Studienfach, betont Höft. Deshalb sei es wichtig, dass diese sich ein wenig zurücknehmen und "nicht direktiv" sind – sprich: nicht versuchen, junge Menschen in eine bestimmte Richtung zu lenken, sondern sich zurücknehmen und den eigenen Entscheidungsprozess der jungen Menschen unterstützen. "Ich habe früher, als ich in einem wirtschaftswissenschaftlichen Studiengang tätig war, einige Studierende gehabt, die gesagt haben, ich hätte gerne Psychologie studiert, aber die Eltern haben es verboten", erzählt Prof. Höft. Im Nachhinein sei es mitunter schwieriger, diese Dinge noch einmal zu korrigieren.
Das Bauchgefühl kann täuschen
Das sogenannte "Bauchgefühl" kann für die Entscheidung für oder gegen einen Studiengang durchaus ausschlaggebend sein. Ob man sich davon leiten lassen sollte, ist Typsache. Stefan Höft sagt: "Die Forschung zeigt: Manche brauchen das Rationale und andere sind wiederrum eher intuitiv veranlagt." Man solle niemandem etwas entgegen seiner Intuition überstülpen, aber sich durchaus die Frage stellen: Mit welchen Fakten kann ich mein Bauchgefühl unterfüttern? Also beispielsweise ermitteln: Will ich nur ein bestimmtes Fach studieren, weil meine Freunde das machen oder steckt mehr dahinter? Manchmal seien die Gründe für ein Bauchgefühl nicht so substanziell, dass man eine Studienentscheidung darauf aufbauen könne.
Nicht jeder MUSS studieren
Abseits eines diffus unbehaglichen Bauchgefühls gibt es aber auch ein paar ganz klare "red flags", die erste Hinweise geben, dass man das mit dem Studieren vielleicht sogar besser ganz lassen sollte. "Man sollte sich schon im Klaren sein, dass ein Studium mit viel selbstständigem Lernen verbunden ist", so Höft. Wenn man wisse, dass man das nicht möge, sei ein Studium möglicherweise eine schlechte Idee. Außerdem sei es wichtig, dass Studierende eine realistische Vorstellung von der angestrebten Tätigkeit haben und: dass sie ihre Erwartungen frühzeitig abgleichen, also sich beispielsweise einmal die Frage stellen, wie viele Stunden pro Woche möchte ich für mein Studium investieren? Und: Passt das zu meinem Traumstudiengang?
Einblicke in verschiedene Jobs gibt's bei alpha Uni Noch mehr Tipps für die Berufwahl gibt es auf dem Youtube-Kanal von ARD alpha Uni - einem Kanal, an dem auch MDR WISSEN sich mitunter beteiligt. Auf dem Kanal stellen Berufsanfänger und Studierende ihre Jobs vor und geben so einen Einblick für alle, die noch überlegen, was sie in ihrem Leben arbeiten wollen. Ergänzend gibt es auf der Website von ARD alpha Uni viele weitere Informationen zu verschiedenen Berufen.
The future is wide open
Auch wenn die Wahl eines Studiengangs für viele junge Menschen sicherlich emotional ein wenig aufwühlend ist: Aktuell gibt es viele Gründe für ein bisschen Mut und Optimismus. Stefan Höft sagt, grundsätzlich spiele der demografische Wandel allen, die aktuell ein Studium beginnen, in die Hände. "Es gibt jetzt gute Perspektiven in Jobs, die vorher eher als schwierig galten".
Links/Studien
- Statistische Daten zu Studienangeboten an Hochschulen in Deutschland gibt es hier von der Hochschulrektorenkonferenz
- Zur Website von ARD alpha Uni - das öffentlich-rechtliche Format stellt Berufsbilder und Studiengänge vor und soll so jungen Menschen eine Orientierung bieten.
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