Internationaler Tag der Bildung Macht Digitalisierung Bildung besser – und für alle verfügbar?
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20. Januar 2023, 10:42 Uhr
"Bildung ist der Schlüssel zur Demokratisierung", sagt Prof. Dr. Alexandra Wuttig, Kanzlerin der IU Internationalen Hochschule Erfurt. Viele Hürden, die vor einem Studium stehen, lassen sich dank EdTech umschiffen.
"Selbstbestimmung bekommt man nur durch Bildung", twittert Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger am internationalen Tag der Bildung. Nur was, wenn die Rahmenbedingungen des eigenen Lebens der selbstbestimmten Bildung im Weg stehen? Niemand in der Familie sonst hat studiert und kann beraten, das Leben am Studienort ist finanziell nicht zu stemmen, und die Kosten für die Literatur, die angeschafft werden muss, auch nicht. Oder der Studienort ist schlicht nicht erreichbar. Bei all diesen und anderen Szenarien könnte EdTech Abhilfe schaffen, meint Professorin Dr. Alexandra Wuttig, Kanzlerin der IU Internationalen Hochschule mit Hauptsitz in Erfurt im Gespräch mit MDR WISSEN.
Für sie ist Digitalisierung der Schlüssel zur Demokratisierung der Bildung. "EdTech kann die elitäre Hochschulbildung für alle öffnen." Technischer Zugang sei in allen Ländern der Erde jedenfalls im städtischen Raum gegeben. Würden Institutionen wie UN und reichere Länder entsprechende Starthilfen leisten, hätten langfristig immer mehr Menschen Zugang zu gehobener Bildung.
Bildung zu den Menschen bringen
EdTech soll Bildung so zu den Menschen bringen, wie sie es brauchen, da wo sie sind und wie sie selbst am besten vorwärtskommen. Mit technischen Werkzeugen und Hilfsmitteln verschiedenster Art, die sich an den individuellen Lernstand und Geschwindigkeit anpassen. In Deutschland brauchen wir aus Alexandra Wuttigs Sicht noch viel mehr EdTech als bisher: "In anderen Ländern ist man da weiter", sagt sie und verweist auf Singapur, Indien und China: "Da begleitet EdTech die Menschen von Anfang an im Schulleben, das kann in jedem Alter hilfreich sein."
Was ist EdTech?
Die Abkürzung EdTech (education and technology) bezieht sich auf die Branche, die Bildungstechnologien entwickelt. Das sind technologische Entwicklungen wie Softwarelösungen, Dienstleistungen oder Tools, die das Lernen oder Lehren unterstützen sollen. Das bedeutet, dass über Webseiten oder Apps interaktiv und spielerisch Inhalte von der Dezimalrechnung bis zum Gitarrespielen vermittelt werden. Dafür nutzen EdTech-Unternehmen Technologien wie beispielsweise Spracherkennung, Live-Videogespräche oder aufgezeichnete Videos.
Häufig wird der Markt von Startups dominiert, die technologische Neuerungen wie Virtual Reality, Mobile Apps, Tablets oder Künstliche Intelligenz (KI) für Bildungszwecke adaptieren, um Lehrinhalte zu vermitteln. So nutzt etwa eine französische Universität einen digitalen Campus, über den sich die Studierenden mit Avataren bewegen, während sie selbst am heimischen Laptop sitzen. (Quelle: Tagesschau.de)
Lehre ohne Lehrende?
Zielen all diese Möglichkeiten eigentlich darauf, dass die (Hoch)schullehre irgendwann ohne Lehrpersonal auskommt, brauchen wir in Zukunft noch die Professorin, den Professor, den Lehrer, die Lehrerin?
Die Juristin überlegt: "Ich denke nicht, dass man alles machen muss, was technisch sicher möglich ist. Das muss man abwägen. Aber die Technik kann uns Zuhause das Lernen erleichtern, und sich an uns anpassen und ermöglicht es individuell zu lernen." Einer KI ist es beispielsweise egal, warum jemand eine Aufgabe auch im dritten Anlauf nicht richtig löst, Bildungstechnologie passt die Fragestellung an das langsam oder schnell wachsende Können der Lernenden an.
Wo die Maschine den Menschen psychologisch schlägt
Auch die Angst vor Hörsälen, vielen fremden Menschen, entfällt online. Und auch die früher, je nach Studiengang öffentlichen Demütigungen, wenn ein Dozent für alle hörbar konstatiert: "Frauen gehören halt nicht in diesen Studiengang". Schwer vorstellbar, dass solche Witze vor einer Bildschirmkamera Spaß machen, Spott auf Kosten Dritter lebt schließlich von der Reaktion des übrigen Publikums. Wer etwas nicht verstanden hat, kann sich eine Vorlesung erneut anschauen, wenn es zeitlich besser passt, junge Studierende mit Kind in Corona-Quarantäne kennen das.
Ähnliches ließe sich Kindern und Jugendlichen durch den Einsatz Lernstoff-begleitender EdTech ersparen: "Musst du eben aufpassen, hab ich doch gerade erklärt. Das erzähle ich jetzt nicht noch mal!", sagen manche Lehrkräfte entnervt, wenn bei einem Kind der Groschen einfach nicht fällt. Ein passend gebautes Lernsystem hat im Gegensatz dazu exakt so viel Geduld und virtuelle Spucke, wie der Mensch vor dem Bildschirm braucht, und muss sich auch verbal keine Luft machen.
Und was ist mit der Einsamkeit vor dem Rechner?
Doch nicht alle Menschen sind gemacht fürs Alleinsein mit dem Rechner und dem Studienmaterial. "Aber im Gegensatz zur Vorlesung im Hörsaal mit 400 Leuten, wo der Prof gar nicht weiß, wer ich bin und ob ich da war, fällt das im Online-Studium sehr wohl auf. Und es gibt die Eins-zu-eins-Begegnung, wo auch nachgefragt wird, was ist los, wo klemmt es," sagt Alexandra Wuttig.
Aber eines gilt für alle gleich, unabhängig von der Ausbildungsstätte, für die man sich entscheidet: "Wer studieren will, muss das auch wirklich wollen," sagt Wuttig, "Lernen muss man am Ende immer und zwar selbst." Und da spielt es auch keine Rolle, ob man an einer "klassischen" Universität mit Präsenzlehre studiert oder an einer privaten Hochschule, die auf EdTech schwört.
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