Kinder lachen einen Mitschüler aus
Gemeinsam gegen einen Schwächeren: Schon Grundschulkinder können sehr gemein zu einander sein. Doch es gibt eine Methode, wie Grundschulen Kinder erfolgreich vor Mobbing schützen können. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / emil umdorf

Gemeinschaft Lernort Grundschule: Was wirklich gegen Mobbing hilft

12. Dezember 2024, 10:19 Uhr

Eine große wissenschaftliche Studie aus Wales zeigt: Grundschulen können Mobbing zwischen Schülern deutlich verringern und den Kindern viel Leid ersparen. Eine zentrale Rolle dabei spielen unbeteiligte Zeugen.

Autorenfoto von Clemens Haug
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Hänseln, hauen und ausgrenzen: Mobbing gehört in vielen Grundschulen zur mitunter traurigen Seite des Alltags. Denn wie später manche Erwachsenen versuchen auch kleine Täterinnen und Täter ihren Selbstwert zu steigern, indem sie andere abwerten – weil diese schwächer sind, dicker oder ihre Familien weniger Geld haben für teure Kleidung oder Spielzeuge. Eine groß angelegte empirische Studie in Wales hat jetzt jedoch gezeigt, dass Schulen die Zahl der Mobbingtaten mit geringem finanziellem Aufwand deutlich senken können. Zentral dafür ist es, Mobbing zum Thema der gesamten Schülerschaft zu machen und vor allem nicht beteiligte Zeugen dazu zu ermutigen, sich für die Opfer und gegen Mobbing einzusetzen.

Ein Berater während einer Anti-Mobbing-Veranstaltung auf der Bühne 3 min
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Kinder werden befähigt, Mobbing zur erkennen

Die Forscher der britischen Universitäten Oxford, Cardiff und Bangor haben insgesamt 118 Grundschulen mit über 11.000 Schülerinnen und Schülern im Vereinigten Königreich für den Versuch gewinnen können. Sie wurden je zur Hälfte in eine Gruppe eingeteilt, die das KiVa Programm übernahmen oder in eine Kontrollgruppe, die keine besonderen Maßnahmen gegen Mobbing durchführten. Der Versuch lief über das gesamte Schuljahr 2021 und 2022. Schüler und Lehrer wurden jeweils zu Beginn und nach dem Abschluss befragt.

Andere Kinder abzuwerten darf sozial nicht belohnt werden

Das Programm stammt ursprünglich aus Finnland und heißt "Kiusaamista Vastaan" ("Gegen Mobbing"). Im Kern steht die Annahme, dass vor allem unbeteiligte Zeugen die entscheidende Rolle beim Mobbing spielen. Entweder können sie den Mobbingtäter stärken, indem sie sich an den Angriffen beteiligen oder die zugrunde liegenden Werte von Stärke und Überlegenheit bekräftigen. Oder sie verteidigen das Mobbingopfer und lernen empathisch mit denjenigen zu sein, die unter Angriffen leiden müssen. Im zweiten Fall verliert Mobbing seine Funktion, den Täter sozial aufzuwerten, was es entsprechend weniger attraktiv macht.

2 Jugendliche, die auf einen Jungen eintreten. 1 min
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MDR SACHSEN-ANHALT Fr 04.10.2024 06:50Uhr 00:32 min

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Schüler erhalten Unterricht gegen Mobbing

Schulen, die an KiVa teilnahmen, bekamen ein Curriculum für 20 Schulstunden zu jeweils 45 Minuten, einmal für die Klassenstufen drei und vier, einmal für die Stufen fünf und sechs. Gegenstand sind einerseits Methoden, mit denen Schüler lernen können, Mobbing und seine Dynamiken zu erkennen. Dann geht es um Methoden, wie sie Mobbing auf für sie selbst sichere Art und Weise begegnen können und schließlich um die Empathie mit den Opfern.

Mobbende Kinder: Aufarbeitung statt Strafe

Werden Mobbing-Fälle offensichtlich, werden deren Täter nicht bestraft, sondern Vertrauenslehrer suchen das Gespräch mit dem Kind und vereinbaren an dessen Ende klare Aktionen, mit denen ein Täter sein Opfer unterstützt. Lehrer werden vorab geschult, damit sie das Programm selbst unterrichten können. Auch Eltern und die übrige Schulöffentlichkeit werden durch Versammlungen, Plakate in den Fluren und weitere Mittel in das Programm einbezogen.

Deutliche weniger Mobbing-Fälle in den Schulen

Im Ergebnis berichteten die Schulen, die an KiVa teilnahmen, einen Rückgang der Mobbingfälle um insgesamt 13 Prozent in dem einen Schuljahr. Zwar hätten die Covid-19 Maßnahmen, darunter Schulschließungen, die Durchführung der Maßnahmen begleitet und beeinflusst. Doch in der Kontrollgruppe blieben die Mobbingfälle trotz leichter Rückgänge deutlich häufiger als bei den Schulen, die KiVa durchgeführt hatten.

Mobbing in der Kindheit führt zu schweren Problemen im späteren Leben

"Mobbing in der Kindheit ist einer der größten Risikofaktoren für spätere psychische Probleme", sagt Judy Hutchings von der Bangor University. "Leider ist Mobbing in britischen Schulen weit verbreitet, und obwohl alle Schulen verpflichtet sind, eine Mobbingstrategie zu haben, ist diese selten evidenzbasiert." Der KiVa-Ansatz, der die gesamte Schule einbeziehe, habe schon in anderen Ländern Mobbing reduziert, weil das Verhalten aller berücksichtigt, und die sozialen Belohnungen, die die Täter normalerweise erhalten, beseitigt würden.

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Dieses Thema im Programm: MDR JUMP | 26. November 2024 | 19:11 Uhr

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