Adventskalender, Türchen 24 Buchempfehlung: Was Tiere denken. Intelligenz und Emotion in der Wildnis
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24. Dezember 2024, 05:00 Uhr
Was Tiere denken. Ein Buch für Menschen in Beziehungen, in denen einer der Erklärbär ist, der andere der Beziehungsbär. Beide Typen finden im dem Buch, was sie suchen und kommen dabei garantiert ins Denken und Reden.
Was denkt das Schwein?
Was Tiere denken. Ein Buch für Menschen in Beziehungen, in denen einer der Erklärbär ist, der andere der Beziehungsbär. Beide Typen finden im dem Buch, was sie suchen. Der Beziehungsbär findet hier Tierporträts, bei denen man ins Träumen gerät: Was denkt der Kolkrabe, das Schwein, der Menschenaffe? Und der andere findet elegante Antworten für die Frage aller Fragen in Beziehungen: Was denkst du gerade? Wenn auch nicht immer konkrete Antworten, so doch lustige Anregungen und Denkansätze.
Was denken Löwen? Oder besser: was denkst du gerade?
Zentrale Frage des Buches ist also die Frage: Was denken Tiere? Fotografin und Autorin Marianne Taylor zeigt die porträtierten 60 Tiere in regelrecht nachdenklichen, "sprichwörtlichen" Augenblicken. Beim Betrachten fragt man sich unweigerlich: Wie hat sie das geschafft? Man kann ja keinen Löwen auffordern, hey, Du, jetzt guck mal direkt in die Linse. Der Löwe auf dem Cover tut genau das. Und sein Blick sieht so aus, als würde er auf die Frage, was denkst du gerade, sehr menschlich tief einatmen, und in bester Loriot-Manier antworten: Ich gucke nur so vor mich hin! Wobei Löwen vermutlich nicht so geduldig wie Loriot den Gesprächsfaden weiterspinnen (lassen) würden.
Was will nun ein Erklärbär mit diesem Buch? Klare Sachen, Antworten! Was denken Löwen? Ein Beziehungsbär hingegen sucht nach der persönlichen Antwort auf die direkte Frage "Was denkst du gerade?" Die Kapitel zu den einzelnen Tieren holen beide Beziehungstypen mit ihren Bedürfnissen ab, den Bezeihungsbär zum Träumen, Sinnieren, den Erklärbär versorgt es mit Fakten über Gehirne und das Verhalten verschiedener Spezies, liefert aber auch alte und neue Forschungsergebnisse und Tierbeobachtungen.
Lebensraum, Verhalten und Evolution bei Tieren
Marianne Taylor, eine britische Fotografin, die mehr als 30 Naturbücher veröffentlicht hat, ist die Autorin des Buchs. Ob Raupe oder Fledermaus, Eulen oder Beutevögel: Taylor verbringt garantiert mehr Zeit draußen hinter der Fotokamera-Linse als drinnen. Sie ist "auf Evolutionsbiologie spezialisiert und untersucht den Zusammenhang zwischen Lebensraum, Verhalten und Evolution bei Tieren": So skizziert der Gerstenberg-Verlag die renommierte Tierfotografin.
Intensiv-intime Augenblicke
Es sind die Tierporträts, mit denen die Buchautorin und Fotografin an den Bildband fesselt. Sie hat so intensiv-intime Augenblicke mit den Tieren festgehalten, dass man beim Betrachten bisweilen peinlich berührt wegschaut. So, als sei man ertappt worden, wie man eine fremde Person in der Öffentlichkeit (vermeintlich) unauffällig mustert und dabei vom Betrachteten erwischt wird. Das funktioniert beim Graupapagei genauso wie der Fledermaus, beim Zebra, bei der Giraffe oder dem Mauswiesel, der Dachsammer, dem Büffel oder der Australischen Kaiserlibelle. Um die zu fotografieren, sollte man Marianne Taylor zufolge in einiger Entfernung schon mal die Kamera anheben und dann laaaaaangsam näherschlurfen. Das nennt sich Motion Camouflage, weil wir so für die Libelle nur langsam optisch größer werden und sie nicht erschrecken. Für den Fall, dass Sie auch mal so faszinierende Tieraufnahnmen machen wollen. Wobei Marianne Taylor allerings nicht verrät, wie sie das mit Löwen vom Buchcover gedeichselt hat.
Koko und Michael
Eine berührende Geschichte aus dem Buch ist die über Koko und ihren Freund Michael aus den 70er-Jahren. Die beiden gehören zur Spezies der Westlichen Flachlandgorillas, Koko ist im Zoo in San Francisco geboren, Michael wird ihr als Dreijähriger als Gefährte ins Gehege gegeben. Die beiden freunden sich an. Koko wurde von kleinauf in menschlicher Zeichensprache unterrichtet, beherrschte 1.000 Gebärden und verstand 2.000 Wörter. Sie erbat sich ein Kätzchen als Begleitung; als es überfahren wurde, zeigte sie in Lauten und Gesten ihre Trauergefühle. Michael erlernte nur 600 Gebärden, malte lieber und lauschte klassischer Musik, und schilderte aber mit seinen wenigen Gesten eindringlich die Situation, als seine Mutter von Wilderern getötet wurde. Wenn man das liest, gerät man sehr ins Nachdenken: Konnte dieser Gorilla tatsächlich Dinge aus der Vergangenheit erinnern? Wie weit reicht das Denken der Gorillas zurück? Und egal, ob sich nun der Erklärbar oder der Beziehungsbär in dieses Buch zurückzieht: Was Tiere denken, wird beide mit einigem Nachdenken zurücklassen. Bestimmt auch mit der Frage: Und was denkst du jetzt?
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. Oktober 2024 | 15:45 Uhr
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