Adventskalender, Türchen 2 Buchempfehlung: Fungipedia. Die erstaunliche Welt der Pilze
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02. Dezember 2024, 05:00 Uhr
Ein Buch wie ein Pilzkörbchen an einem sonnigen Herbsttag nach Tagen voller Regen. Wenn man einmal anfängt mit dem Suchen (oder Lesen), findet man Pilze und Wissen, von denen man gar nicht wusste, dass man sie finden will und die man ab sofort immer parat haben möchte.
Hier wachsen Worte und Wissen
Ein klassisches Geschenk für Menschen, die beim Weihnachtsessen die Tischrunde gern mit abseitigem Wissen unterhalten. Kein Geschenk für Leute, die an Sachbüchern opulente Bilder schätzen, denn in "Fungipedia. Die erstaunliche Welt der Pilze" gedeihen Worte und Wissen weitgehend ohne zusätzliche Stimulanzien. Statt opulenter Fotografien, Grafiken, Makroaufnahmen – schlichte Zeichnungen und davon auch nur wenige. Ein Buch wie eine Bleiwüste, wie wir Journalisten gerne witzeln, wenn in Artikeln optische Reize fürs Auge fehlen. Nun gut: Wir wollen ja lesen und nicht gucken, schließlich wollen wir am 2. Weihnachtsfeiertag bei Tisch keine Bildbeschreibungen liefern, sondern mit Wissen glänzen.
Sorgen Pilze für den Klang der Stradivari?
Gucken wir also mal, was wir da zu lesen bekommen: Alphabetisch geordnet, Wissen über einzelne Pilze, über Pilzspezialisten, über Pilzbestandteile oder Anekdoten über Magic Mushrooms – es gibt Menschen, die Zeitreisen machen und sich als Amöben wiederfinden oder als personifizierter Urknall – oder Pilze vom Typ Dead Man`s Fingers, die aussehen wie Finger, die aus dem Boden ragen. In einzelnen Regionen der Welt glaubt man, dass deren Sporen unsichtbar machen, wenn man von der Polizei gesucht wird. In anderen Regionen vermutet man, dass die Sporen für den unverwechselbaren Klang einer Stradivari sorgen, wenn man das Holz vorher mit diesen Sporen impft.
Mehr Natur, weniger Technik
Hinter dem Buch steckt Lawrene Millman, ein britischer Autor, der sich auf der News-Plattform X selbst wie folgt skizziert: "Ich bin für die Natur, gegen die Technik und glaube, der Mensch ist nur der jüngste und schädlichste Nachzügler der Evolutionsgeschichte." Er beschreibt sich selbst als Mykologen und Ethnologen und legt mit Fungipedia jetzt sein 18. Buch vor, ein Werk, das mit jedem Abschnitt wie ein Pilz neue Wissens-Sporen verteilt. Oder wie man im Rheinland sagt, "er kommt vom Höcksken aufs Stöcksken".
Funfacts für den besonderen Moment
Beim Essen: Falls nun jemand beim Essen viel getrunken hat und anschließend mit erhitzter, roter Rübe am Tisch sitzt, könnten Sie rufen: "Donnerwetter, bei Dir geht das mit der Hygrophanität aber schneller als bei den Mürblingen!" Und das verblüffte Schweigen lösen Sie auf mit der Erklärung, dass Mürblinge erstens Pilze sind, und zweitens, dass diese je nach Wasser-Versorgung ihre Hutfarbe ändern. Dafür brauchen die Mürblinge aber den ganzen Tag, und nicht bloß ein halbes Stündchen wie der Mensch.
Beim Pilze sammeln: Sollten Sie mit Freunden in die Pilze gehen, sollten Sie unbedingt KBP kennen. Kleine, braune Pilze, die David Arora, ein Mykologe, in einem seiner Bücher als "große Gruppe unspannender und glanzloser, übelriechender Pilze" beschrieben hat. Sehen Sie also nächstes Mal im Wald Lamellenpilze in braun, etwa 5 cm hoch, sagen Sie mit Kennermiene: "Ach, ohje, ein Kabepée."
Zum Nachtisch beim Weihnachtsessen: Hier eignet sich sicher etwas Philosophisches aus dem Sammelsurium im Pilzkörbchen. Zum Beispiel dieses verblüffende Zitat, (eines von vielen), das dem Vorwort vorangestellt ist: "Mykologie ist immer besser als Urologie". Ein Zitat, über das man gewiss sehr lange gemeinsam laut nachdenken kann.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. Dezember 2024 | 16:10 Uhr
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