Adventskalender, Türchen 23 Buchempfehlung: Die Evolution der Gewalt. Warum wir Frieden wollen, aber Kriege führen.
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23. Dezember 2024, 05:00 Uhr
Auch wenn die meisten von uns glücklicherweise keinen Krieg am eigenen Leib erlebt haben, ist das Thema heute präsent wie lange nicht mehr. Ein neues Buch fragt nach Geschichte und Gründen von Kriegen. Eine Empfehlung von Karsten Möbius.
Wer würde sich über dieses Weihnachtsgeschenk freuen?
Die Zielgruppe ist sehr groß: Alle, die sich die Frage stellen, ob Kriege unvermeidlich sind und in der Natur des Menschen liegen.
Auf Spurensuche zu den Ursprüngen des Krieges
Dieses Buch ist der Versuch, eine wirklich schlüssige und klare Antwort zu geben, seit wann und warum es organisierte Gewalt, also Kriege gibt. Dabei gehen die Wissenschaftler und der Journalist weit in die Geschichte der Menschheit zurück, belegen anhand von Knochenresten, Gräbern, Werkzeugen, Waffen und Verteidigungsanlagen, wie sie auf ihre Thesen kommen und analysieren Verhaltensweisen unserer nächsten Verwandten, der Bonobos und Schimpansen.
Dieser Blick tief in die Geschichte der menschlichen Evolution und das Leben unserer Vorfahren ermöglicht eine ganz besondere und bisher einmalige Perspektive auf das Thema Krieg und Gewalt.
Drei Autoren
Das Buch ist ein Gemeinschaftswerk des Archäologen Harald Meller, des Biologen Carel van Schaik und des Wissenschaftsjournalisten Kai Michel.
Verständlich und nachvollziehbar
Es gibt mehrere Gründe, dieses Buch zu lesen. Zum einen ist es die Sprache: klar, verständlich, bildhaft, beeindruckend. Ein Buch für alle. Schon nach der Einleitung ist klar: Das lege ich so schnell nicht mehr aus der Hand. Zweitens die nachvollziehbare Art zu argumentieren. Na klar, denken wir alle. Kriege hat es schon immer gegeben und wird es immer geben. Die Einleitung ist ein Kompendium menschlicher Grausamkeiten. Und dann dreht sich alles. Wirklich alles. Das Zusammenspiel dieser unterschiedlichen Fachleute aus Archäologie, Biologie und des Wissenschaftsjournalismus geben auf beeindruckende und nachvollziehbare Weise eine selten eindeutige und unerwartete Antwort: Nein, wir Menschen sind keine aggressive Spezies.
Wie lang gibt es denn schon Krieg?
Der Mensch führt im Vergleich zu seiner Existenz erst seit ganz kurzer Zeit Kriege. Wenn man die Menschheitsgeschichte betrachtet, dann nimmt dieser Zeitraum davon vielleicht 1 Prozent ein. Unser Eindruck ist aber ein ganz anderer. Denn der kurze Zeitraum aufgeschriebener und hinterlassener Geschichte ist voll von Kriegen. Der Biologe und der Archäologe sind sich einig. Alles, was wir wissen, zeigt, dass organisierte Gewalt, also Kriege erst nach der Sesshaftwerdung, mit der Landwirtschaft zum "kulturellen" Bestandteil des menschlichen Lebens wurden. Erst der Kampf um Land und die Verteidigung der eigenen Scholle brachten den Krieg hervor. "Das eigentliche Verbrechen begann mit dem ersten Zaun." Der Krieg steckt also nicht in unseren Genen. Eigentlich – so die Erkenntnis – sind wir der friedlichste Affe.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. Dezember 2024 | 15:45 Uhr
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