Schach Mädchen
Kinder bei einem Wohltätigkeits-Schachturnier in der Ukraine. Mädchen haben es in der Schachwelt immer noch schwer. Bildrechte: IMAGO / Ukrinform

Psychologie Schachspielende Mädchen werden weniger gefördert als Jungs

07. Oktober 2023, 06:55 Uhr

Mädchen und Frauen sind im Schach immer noch unterrepräsentiert. Eine neue Studie hat einen möglichen Erklärungsansatz gefunden: Sie werden in jungen Jahren von Eltern und Trainern zu wenig gefördert.

In der Netflix-Serie "Das Damengambit" will sich eine junge Frau in den 1960er-Jahren in der männerdominierten Schachwelt durchsetzen, muss dabei aber häufig gegen Vorurteile ankämpfen. Eine aktuelle Studie der New York University zeigt jetzt, dass das auch in der heutigen, realen Schachwelt eine Erfahrung ist, die viele schachspielende Mädchen machen müssen.

Für die Untersuchung führte ein Team um die Psychologie-Doktorandin Sophie Arnold und die zweimalige US-Schach-Meisterin Jennifer Shahade eine Befragung unter 286 Eltern und Mentoren von insgesamt 654 schachspielenden Kindern durch, die Mitglieder der US Chess Federation sind. 90 Prozent der Erwachsenen und 81 Prozent der Kinder waren dabei männlich, was die Geschlechterungleichheit im Schach widerspiegelt.

"Damengambit" als Vorbild für die Realität

In der Befragung erklärte ein Großteil der Eltern und Mentoren, dass Mädchen ein geringeres Potenzial als Jungs hätten, höchste schachspielerische Fähigkeiten zu erreichen. Dies war besonders dann der Fall, wenn die Befragten glaubten, dass "Brillanz" ein entscheidender Faktor im Schach sei. Trainer, die an das Konzept der Brillanz glaubten, waren zudem der Meinung, dass ihre weiblichen Schachschülerinnen eher die Karriere aus Leistungsgründen beenden als die männlichen Spieler.

"So inspirierend es ist, eine Frau zu sehen, die in einer fiktiven Geschichte in einer männerdominierten Welt Erfolg hat, so sehr sind Frauen in der realen Schachwelt immer noch unterrepräsentiert", erklärt Arnold mit Blick auf das "Damengambit". Laut ihrer Studie sind Mentoren und Eltern voreingenommen gegenüber jungen Spielerinnen.

Vorurteile halten Mädchen vom Schachspielen ab

Die Großmeisterin Shahade fügt hinzu, dass diese Einstellung sowohl für Mädchen schädlich sei, die noch überlegen, mit dem Schach zu beginnen, als auch für jene, die bereits damit angefangen haben. "Würde man an irgendeiner Aktivität Interesse zeigen, bei der das eigene Potenzial von Eltern und Trainern niedrig bewertet wird, bevor man überhaupt damit angefangen hat?", fragt Shahade rhetorisch.

In der US Chess Federation liegt der Frauenanteil bei 13 Prozent, beim Deutschen Schachbund sogar nur bei zehn Prozent. "Wichtig ist eine kontinuierliche Unterstützung weiblicher Spieler, damit mehr Mädchen und Frauen Erfahrungen im Schach sammeln können", betont Sophie Arnold. "Unsere Studie hat gezeigt, dass die Vorurteile aktuell auch von denen kommen können, die den Spielerinnen eigentlich sehr nahestehen."

cdi

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