Illustration eines Asteroiden, im Hintergrund die Erde
Künstlerische Dartsellung der Annäherung eines Asteroiden. Bildrechte: imago images/CHROMORANGE

2018 VP1 Schlägt ein Asteroid am Tag vor der US-Wahl ein?

25. August 2020, 13:31 Uhr

Verschiedene Medien berichten derzeit, dass uns ein Asteroid am Tag vor der US-Wahl gefährlich nahe kommen würde. Könnte Asteroid 2018 VP1 wirklich einschlagen, also ein Meteorit werden? Oder wird er nur ein Meteor oder ist er vielleicht bloß ein Meteoroid?

Asteroid, Meteor, Meteorit? Was denn nun, fragen Sie sich vielleicht. Klären wir erstmal die Begriffe. Asteroiden sind kleine astronomische Himmelskörper, einige davon sind sogar Kleinplaneten. Alles, was viel kleiner ist (bis einen Meter Durchmesser) und da draußen herumfliegt, sind Meteoroiden. Meteore sind das, was wir beim Verglühen solcher Himmelskörper in der Atmosphäre sehen, wie auch jetzt bei den Perseiden. Und Meteoriten bekommen wir nur dann zu Gesicht, wenn etwas auf der Erde eingeschlagen ist – und wir es dann auch finden.

Nach dieser Definition könnte 2018 VP1 fast noch als Meteoroid durchgehen, mit seinen knapp zwei Metern Länge und rund einem Meter Breite. Entdeckt wurde er, wie der Name schon sagt, im Jahr 2018, genau am 3. November. In diesem Jahr wird er am 2. November voraussichtlich an der Erde vorbeifliegen. Also keine Gefahr?

Wird er nun gefährlich?

Er ist immerhin der "zweitwahrscheinlichste Asteroid, der die Erde trifft", twitterte die Europäische Weltraumagentur ESA bereits im Sommer zum Weltasteroidentag. Die NASA-Experten vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) haben in ihrer Übersicht aber für 2020 keinen weiteren Asteroiden verzeichnet, der der Erde gefährlicher wird. Und auch für die nächsten 100 Jahre ist 2018 VP1 nur die Nummer 3, denn 2083 und 2095 kommen Asteroiden, die potentiell gefährlicher sind, "basierend auf den derzeit verfügbaren Beobachtungen", so das JPL.

Allerdings kommt uns 2011 ES4 am 1. September auch sehr nahe und fliegt in 132.000 Kilometer Entfernung vorbei. Und bereits am 4. Mai schaffte es der Asteroid 2020 JJ auf eine Nähe von 11.520 Kilometern. Am 1. Februar flog der Asteroid 2020 CW in nur 15.360 Kilometern Entfernung an der Erde vorbei. Und aktueller Rekordhalter ist 2020 QG, der am 16. August 2020 in nur 2.950 Kilometer Entfernung die Erde passiert hat. Wie nahe uns 2018 VP1 kommt, kann die NASA bisher aber nur schätzen. Die Werte für seine Annäherung liegen zwischen 7.500 Kilometer und über 400.000 Kilometer.

Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass 2018 VP1 die Erde trifft, hat die NASA dafür bereits ausgerechnet. Sie liegt bei 0,41 Prozent. Die Chance, dass der Asteroid die Erde verpasst, liegt bei 99,59 Prozent, umgerechnet ist also das Einschlagrisiko bei 1 zu 240.

Käme es wirklich zum Einschlag, könnte es ein spektakulärer Meteor werden, wie ihn die ESA hier in einem Tweet zeigt.

Bei zwei Meter Länge ist die Gefahr für die Menschen sehr gering, zumal nicht klar ist, wie viel von so einem  Brocken überhaupt auf der Erde landet und was in der Atmosphäre verglüht. "Alles hängt von der Zusammensetzung des Asteroiden ab", so die ESA.  Insgesamt erreichen die Erde bis zu 40 Tonnen Materie aus dem Weltraum - jeden Tag. Meist ist das aber nur kosmischer Staub.

Tod durch Asteroiden?

Aus der Menschheitsgeschichte gibt es bisher nur einen dokumentierten Fall, dass ein Menschn durch einen Asteroiden - korrekterweise dann natürlich Meteoriten - getötet wurde. Gefunden haben ihn Historiker in türkischen Archiven. Wissenschaftler der Ege Universität in der türkischen Hafenstadt Izmir - Physiker Dr. Ozan Ünsalan und ein interdiszplinäres Team aus Historikern und Übersetzern - entdeckten in drei handschriftlichen Quellen aus dem späten 19. Jahrhundert Hinweise darauf.

Einem der handschriftlichen Manuskripte zufolge hatte ein Mustafa Faik für die Stadt Sulaymaniyah den 34. Sultan des Osmanischen Reiches, Abdul Hamid II., über den Meteoriteneinschlag informiert. Am 22. August 1888 sei in der Region ein Mann getötet und ein weiterer von einem Meteoriten getroffen worden, heißt es darin. Der Meteorit sei von starkem hellen Licht begleitet gewesen, Rauch und Licht seien westlich gezogen. In einem anderen Manuskript wird der Vorfall ähnlich geschildert:

Zehn Minuten lang gingen Meteoriten wie Regen nieder. Ein Mann wurde Mann getötet und ein zweiter niedergestreckt und schwer verletzt.

Studie: Earliest evidence of a death and injury by a meteorite

Von Verletzten sagt dieses Schriftstück nichts. Aber: Bewirtschaftetetes Land (vermutlich waren damit Weide- oder Getreide-Anbauflächen gemeint ) sei verwüstet worden. Ob und wie der Sultan auf diese Mitteilungen reagierte, ist noch nicht bekannt. Ein Schriftstück, das die Forscher fanden, weist aber darauf hin, dass der Großwesir von Zypern, Mehmed Kamil Pascha, einen Brief mit einem Steinstück geschickt bekam. Keines der Schriftstücke gibt Hinweise auf Größe und Geschwindigkeit der Himmelskörper. Der Ort des Niedergangs liegt nach Berechnungen der türkischen Forscher in der Region Sulaymaniyah, der heutigen gleichnamigen Universitätsstadt im Irak.

gp/lfw

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