Architektur Das Rezept für schöne Häuser
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11. August 2023, 17:07 Uhr
Wir alle haben es gern schön zu Hause. Doch wie wichtig sind uns Häuserfassaden und Straßenzüge? Und was macht ein "schönes“ Haus aus? Das haben Wissenschaftler der TU Chemnitz jetzt genauer untersucht und dabei offenbar ein Rezept für attraktive Baukunst gefunden.
Dass wir uns zu Hause wohl fühlen wollen und uns entsprechend einrichten, ist unstrittig. Doch wie wichtig ist uns das Äußere eines Gebäudes, eines ganzen Straßenzuges? Immerhin nehmen wir das als Teil unserer Umgebung auf dem Arbeitsweg wahr und beim Nachhausekommen ebenfalls. Und lässt sich Schönheit in der Architektur vielleicht sogar messen? Antworten auf diese Fragen fanden Friedrich Thießen, Professor für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre der TU Chemnitz und Studentin Anne Richter im Rahmen ihrer Studie, die im Juni 2023 im Bundesbaublatt erschienen ist.
Dazu zeigten sie 202 Probanden online Bilder von optisch deutlich unterschiedlichen Häusern und Straßenzügen. Anschließend baten die Forschenden um eine ästhetische Bewertung und um eine Einschätzung, wie groß die Bereitschaft wäre, dort einzuziehen und welche Miete die Befragten zu zahlen bereit wären.
Traditionelles hat die Nase vorn
Gebäude mit historischem Charme erzielten meistens höhere Bewertungen als moderne. "Aber ein generelles Modernitäts-Bashing ist nicht festzustellen“, sagt Richter. "Viele Architektinnen und Architekten oder Bauherrinnen und Bauherren greifen bei der ästhetischen Gestaltung ihrer modernen Bauten nur leider zu oft daneben. Die als Bauhausstil bekannt gewordenen, meist weißen, schlichten, strukturlosen Gebäude mit Flachdach, die sich wie Löwenzahn überall verbreiten, werden eher schlecht bewertet“, fügt Thießen hinzu. Er kritisiert, die Bauindustrie verkaufe den strukturlosen Stil dieser Häuser als künstlerisch wertig, weil er das berühmte Bauhaus repräsentiere. „Vielleicht glauben einige Käufer auch, dass ihre Immobilie wegen der Bauhausnähe mehr Wert habe. Aber letztlich mögen die Menschen schlicht komponierte nackte Flächen nicht“, so sein Fazit. Der Beleg dafür: aus einer Reihe gezeigter Einfamilienhäuser im Bauhausstil bevorzugten 70 Prozent der Befragten jenes Gebäude, welches den geringsten Grad an kahler, großflächiger Fassade aufwies.
Diese Häuser kommen an
Entscheidend ist die Struktur, so das Ergebnis der Studie. Je detaillierter der Aufbau und die Gestaltung, desto besser gefiel den Teilnehmern das Gebäude. Nackte Fassaden und schmucklose Fensterhöhlen hingegen fielen durch.
Insofern ist Geschmack weniger individuell, sondern eher ein Gruppenphänomen.
schlussfolgert Richter. Auf die Frage hin, welche Art von Strukturierungen besonders bevorzugt werden, zeigte sich, dass es sowohl traditionelle als auch moderne Gestaltungsvarianten gibt, die Gefallen finden. Wichtig scheint vor allem der Charakter zu sein, den die Details nach außen transportieren. Eine "wertige“, "edle“, "dominante“ Ausstrahlung bewerten die Probanden hoch. Attribute wie "einladend“ und "gemütlich“ hingegen punkteten im Vergleich dazu deutlich schwächer, und Strukturen, nie nichts aussagen, fielen regelrecht durch.
Klassische Stile haben die Nase vorn
Doch wie gelingt es eigentlich, Botschaften zur Wertigkeit eines Gebäudes zu transportieren? Indem Architekten klassische Stile nachahmen, so Friedrich Thießen. Das erreichen sie durch Symmetrien, Umrahmungen und indem sie Strukturen einplanen, die an Säulen und Portale erinnern. Dafür seien oft kaum Zusatzkosten nötig. Fensterfaschen ließen sich in Putz ausführen und auch die Arbeit mit Farben sei preiswert. „Zudem kostet die Tür in der Mitte eines Gebäudes nicht mehr als die Tür asymmetrisch in einer Ecke, wirkt aber wesentlich besser“, fügt er hinzu.
Beim Straßenzug entscheidet die Homogenität
Thießen und Richter weiteten ihre Befragung auch darauf aus, wie ganze Gebäudeensembles wahrgenommen werden und was hier die Schönheitskriterien sind: „Straßenzüge sollten zunächst einmal einen homogenen Charakter haben, einen einheitlichen Stil haben. Wird eine durchgehend hochwertige Häuserfront nur durch ein abweichendes Gebäude gestört, dann wird das stark abgestraft und führt zu einem Wertverlust der gesamten Straße.“, so das Ergebnis. Das Maß aller Dinge in Sachen Ästhetik seien nach wie vor Straßenzüge im klassischen Stil des Fin de Siecle, wie sie am Chemnitzer Kaßberg in reichem Maß vorhanden seien, so Richter. Aber es gebe in der Stadt aber auch ganz aktuelle Bauten, deren Architektinnen und Architekten es geschafft hätten, moderne und trotzdem hoch bewertete Strukturen entstehen zu lassen. Beeindruckendes Beispiel dafür ist das Wohnheim am Brühl 65, das bei den Probanden durch seine Fassadengestaltung Bewunderung und hohe Bewertungen auslöst. „Die meisten dachten, es wäre ein Appartementhaus mit teuren Wohnungen, so die Wissenschaftlerin.
Das Äußere der Häuser, in denen wir wohnen, aber auch der Straßenzüge, die uns umgeben, sind uns also wichtig. Immerhin entscheidet die Ästhetik darüber, wo wir einziehen würden und wieviel Miete wir bereit wären, dafür zu zahlen. Das zeigte die Studie deutlich.
krm
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