Archäologie Haben Läuse einen Nutzen? Für Archäologen auf jeden Fall
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28. Dezember 2021, 22:01 Uhr
Wer Kinderhaare nach Läusen durchkämmt, erwischt dabei garantiert auch Nissen, in denen der Läusenachwuchs heranreift. Was Kinder schreien lässt bei solchen Funden, lässt die Forschung jubeln. Warum das denn?
Läuse und Nissen: Ein leidiges Thema, wenn man Nachwuchs im Kindergarten- oder Grundschulalter hat. Wozu braucht es solche Biester, seufzen Eltern und raufen sich die Haare, weil es prompt auch auf dem eigenen Kopf juckt.
Gut, dass die DNA-Forschung jetzt endlich den unwiderlegbaren Beweis für die Nützlichkeit von Läusen, bzw. deren Nissen gefunden hat! Und zwar im Leim oder Zement, wie man es auch nennen will, mit dem Mutter Laus uns ihre feinen, winzig kleinen Nachwuchs-Perlen ins Haar klebt. Das Klebmittel hat es nämlich in sich, hat eine internationale Forschungsgruppe unter Federführung der Universität Reading aus Großbritannien herausgefunden. Nissenleim konserviert die DNA seiner Gastgeber, weil der Leim winzigste Hautpartikel umschließt und für die Nachwelt über Jahrtausende konserviert.
Läuseleim ist gut für die Forschung
Studienleiterin Dr. Alejandra Perotti von der University Reading zufolge ist Läuseleim eine regelrechte Goldgrube für Informationen über unsere Vorfahren. Ein unschlagbarer Vorteil der Läuseleim-Analyse: Das Untersuchungsmaterial kann gewonnen werden, ohne dass zum Beispiel mumifizierte Körper beschädigt werden. Um DNA-Material aus menschlichen Resten zu gewinnen, werden in der Archäologie gern Schädelknochen benutzt, die aber oft nicht vorhanden sind, genausowenig wie Zähne. Läuseleim hingegen ist leicht zugängig, ohne dass an den Exponaten Schäden verursacht werden.
Was der Nissenleim verrät
Da Läuse seit Jahrtausenden treue Begleiter des Menschen sind, lässt sich anhand der im Nissenzement eingeschlossenen DNA allerlei über die Entwicklung der Menschheit herausfinden. So lässt sich aus menschlichem DNA-Material in Läuseleim das Geschlecht ablesen, Informationen über Migrationsbewegungen, und sogar über Krankheiten, die der Läuse-Wirt hatte, wie im Falle einer der für die Studienarbeit untersuchten knapp 2.000 Jahre alten Mumie aus den argentinischen Anden, in deren Nissenleim das Merkelzell-Polymavirus gefunden wurde. Das was? Ein Virus, das erst 2008 entdeckt wurde, und das in seltenen Fällen Hautkrebs verursachen kann. Ob nun die Läuse selbst das Virus übertragen (können), ist aber noch nicht untersucht.
Die Forschungsarbeit wurde im Fachmagazin Molecular Biology and Evolution veröffentlicht. Sie können sie hier lesen.
(lfw)
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