Montag, 09.09.2024: Hinweis zum Lebenselixier
Die jungen Leute halten Bienen auf ihrem kleinen Bauernhof. Fünf, sechs Holzkisten stehen da, und es geht zu wie am Frankfurter Flughafen. Ständig fliegen Bienen ab in die Natur und daneben landen andere, um sich unverzüglich ins Innere des Bienenstocks zu begeben und ihre gesammelte Beute zu bergen. Nur mit Schutzkleidung könnte ich teilhaben an der Fütterung und am Tanz der Bienen zur Verständigung. Sie kommunizieren, in dem sie Kreise tanzen und eine Mittelachse des Kreises so setzen, dass daraus die empfohlene Flugrichtung für andere Bienen erkennbar wird. Richtungsempfehlungen zur Nahrungssuche. Genial.
Nun steht auf unserem Frühstückstisch fast immer ein Glas Honig aus der Produktion der Kinder. Die Bibel sagt, Gottes Wort sei wie Honig. "Wie süß sind meinem Gaumen deine Worte, mehr als Honig meinem Mund!" (Ps 119,103) Nicht nur die Süße, auch die goldene Farbe, die weiche Konsistenz und die reinigende Wirkung des Honigs können zu einem Bild werden für die Worte Gottes. Sie sind uns überliefert durch die Bibel, weitergesagt in der Christenheit in den Erzählungen über Jesus, seine Aussprüche und Botschaften. Können wir glauben, dass sie wertvoll sind, wie durch Tier und Mensch mühsam errungener Honig? Vertrauen wir darauf, dass solche Worte kostbar sind wie Gold und heilsam in der Tiefe, selbst dann, wenn wir nicht sofort erkennen, wie sie gemeint und ganz unmittelbar für uns Bedeutung haben könnten? Halten wir sie rein, wie der Imker den Honig heilig hält vor Verschmutzung und Verschwendung? Trauen wir diesen Bibelworten zu, dass sie würzig sind, wie bester Honig; dass sie als Balsam für Seele und Leib Wunden heilen und trösten können?
Als Pfarrer frage ich mich, wie Menschen heutiger Zeit in den Genuss dieses Lebensmittels kommen könnten? Auf dem Tisch neben dem Honigglas könnte eine Bibel liegen oder ein Heft mit gesammelten Bibelworten. Natürlich gibt es Gottesdienste, Predigt und Andachten. Unabhängig davon aber, wie unsere Kirchen und Verkündigungsformen sich entwickeln werden, bin ich sicher, dass die Worte Jesu, die Psalmen und die Bibel weiter als Kostbarkeit unser kulturelles und geistiges Leben bereichern. Gern wäre ich Hinweisgeber wie eine Biene, die im Tanz den anderen die Richtung anzeigt, wo dieses kostbare Lebenselixier zu finden ist.