Mittwoch, 11.09.2024: Lernen mit Lust und Liebe
Einmal war Jesus plötzlich weg. Seine Mutter suchte ihn einen Tag lang, und fand ihn nicht zu Hause in Nazareth, sondern immer noch in Jerusalem, wo sie zusammen hingewandert waren. Der Zwölfjährige saß im Tempel und fühlte sich dort total wohl. Er redete mit den Lehrern, hörte zu und muss wohl kluge und ungewöhnliche Fragen gestellt haben, so dass die Schriftgelehrten eine wahre Freude an ihm hatten. Manche staunten sogar.
Kinder lernen gern. Ist das unsere Grundannahme in der Pädagogik oder sitzt nicht ein anderes Bild von Schule viel tiefer in unseren Köpfen und Herzen?
Vielleicht eher so: Kinder sind defizitäre Erwachsene und sie müssen erst dahin erzogen werden, wo wir sie hinhaben wollen?
Es gab einen Pädagogen in der Aufklärung im 18. Jahrhundert, der entdeckt hat, welches Potential in Kindern steckt, wenn man Lernen mit Spiel und Freude, Humor, Sport und Natur in Verbindung bringt. Johann Bernhard Basedow ist heute vor 300 Jahren geboren und hat eine Zeit lang auch in Dessau gelebt und gewirkt. Das Philanthropinum in Dessau ist ein Gymnasium, dass sich bis heute auf ihn beruft und ihn feiert. Eine Schule der Menschenfreundlichkeit.
Basedow entdeckte in den Kindern auch ein Potential zur Erneuerung unseres Weltverständnisses. Er setzte sich für religiöse Toleranz ein, ein friedliches Religionsgespräch und gleiche Bürgerrechte für Menschen unterschiedlicher religiöser Herkunft. Ich vermute, dass auch diese kindliche Entdeckerfreude die Wurzel dieses liberalen Ansatzes war. Das hat ihm heftige Kritik eingetragen. Die Zeitalter vor oder nach der Aufklärung waren eher nationalistisch geprägt.
Manchmal frage ich mich, wo wir heute stehen? Schlägt das Pendel wieder zurück? Ist eine freiheitlich liberale Gesellschaft noch gewünscht? Eine Kirche, die auch andere Religionen akzeptiert?
Ich hoffe, dass es der Generation unserer Kinder und Enkel gelingt aus den Verhärtungen und der Spaltung unserer Gesellschaft herauszufinden. Vielleicht im Spiel, mit Humor und Entdeckerfreude. Ich glaube an das Potential der Neugier. Ich glaube an Inspiration durch Freude. Ich glaube an das Interesse, fremde Menschen kennenzulernen. Sie ist Teil meines Glaubens an den ewigen und einen Gott.