Sonnabend, 23.12.2023: Freude
Gleich bei uns um die Ecke ist ein Schaufenster liebevoll mit einer ganzen Reihe von Wunschzetteln gestaltet. Ich bleibe regelmäßig davor stehen und lese darin. Große und kleine Leute haben ihre Wünsche und Hoffnungen notiert, gemalt und unterstrichen. Eine bittet sogar, ihre Rechtschreibung zu entschuldigen. Die wäre mangelhaft.
Ich frage mich, was bekäme ich zu lesen, wenn Gott einen Wunschzettel schreiben würde. Und was braucht der eigentlich? Da kommen uns Menschen ganz bestimmt unterschiedliche Gedanken. Braucht Gott kleine gehorsame Menschen, die einfach mal tun, was er sagt? Braucht er Menschen, die sein Lieblingsbuch, die Bibel, endlich mal wortwörtlich nehmen? Braucht er Menschen, die nicht nur zu Weihnachten in die Kirche gehen? Was braucht Gott und was steht auf seinem Wunschzettel? Ich glaube, das alles braucht Gott nicht. Das will er auch gar nicht. Auch die großen Wünsche sind nicht seine Sache. Er sieht jeden Menschen. Von allen Seiten umgibt er mich, heißt es. Und deshalb glaube ich, gefallen ihm besonders die kleinen Zeichen, die das Leben schön machen.
Mir geht die Frau durch den Kopf, die für ihre Rechtschreibung um Entschuldigung bittet. Das interessiert Gott vermutlich auch nicht. Aber um Entschuldigung bitten? Das wäre was. Wer kennt das nicht, ein dummes Wort, eine blöde Geste und schon habe ich einen Menschen verletzt. Ich weiß es, aber ich lasse es auf sich beruhen, nehme in Kauf, dass die Beziehung kaputtgeht. Einfach mal anrufen, hingehen und sagen: Es tut mit leid, ich bitte Dich um Entschuldigung. Das wäre gut. Wenn jeder Mensch das nur bei einem Mensch tun würde, wie würde sich die Welt verändern. Gott brächte das richtig in weihnachtliche Stimmung. Das würde ihr freuen. Und von der Freude, davon kann er nicht genug bekommen.
Freitag, 22.12.2023: Echte Freundschaft
Gleich bei uns um die Ecke ist ein Schaufenster liebevoll mit einer ganzen Reihe von Wunschzetteln gestaltet. Ich bleibe regelmäßig davor stehen und lese darin. Ich frage mich, was wohl mit diesen Wunschzetteln geschieht. Auf einigen Zetteln steht ein Name, aber ohne Nachnamen und auch ohne Adresse. Damit bleiben die Wünsche anonym.
Wer soll da einen Wunsch erfüllen? Ein Mädchen wünscht sich eine Freundin, die sie nicht ärgert. Wie soll das passieren? Kümmert sich da der Weihnachtsmann drum? Oder soll das Christkind hier einspringen? Ich hoffe, es hört jetzt kein Kind zu, aber ich glaube nicht an den Weihnachtsmann und auch nicht an das Christkind, aber an die Wünsche glaube ich schon.
Denn die sind ernstgemeint. Und ich stelle mir vor, wie das Mädchen in der Schule immer wieder in die Fänge angeblicher Freundinnen gerät, die sie ärgern, hänseln oder mobben, wie wir heute sagen. Und die nichts von den Geheimnissen für sich behalten, die sie ihnen manchmal vertrauensvoll mitteilt. Und die sich dann vor der gesamten Schulklasse über sie lustig machen. Schrecklich.
Wer könnte da den Wunsch erfüllen, dass die Kleine eine Freundin findet, die sie nicht ärgert. Ich glaube, das wäre wirklich wichtig. Vielleicht hören die richtigen Leute zu. Aber eigentlich kann nur jemand helfen, der das Mädchen kennt. Stimmt das?
Für das Mädchen wohl schon.
Aber ihren Wunsch kann man auch stellvertretend hören. Jede und jeder kann darüber nachsinnen, wer eine Freundin braucht, - ganz wichtig, die ihr Gegenüber nicht ärgert. Zuhören. Quatschen. Wenn es sein muss, Geheimnisse teilen. Ein Mensch sein, der das entgegengebrachte Vertrauen nicht enttäuscht. Darum geht es. Das könnte auch andere anstecken. Ich habe keine Ahnung, ob das Mädchen eine Freundin geschenkt bekommt, aber so würde ihr Wunsch mit Sicherheit nicht einfach im Weihnachtstrubel verhallen.