Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 29.05. - 04.06.2023
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag sprechen in dieser Woche Pfarrer Holger Treutmann und Mira Körlin, am Sonntag Daniel Schmidt.
Sonntag, 04.06.2023: Zwischen Himmel und Erde
Sonnabend, 03.06.2023: Hoffnung für Armenien
Auf dem zwei Meter großen Stein ist ein Kreuz. Seine Balken sind mit feinen Mustern ziseliert und laufen aus in einer Ornamentik aus Blättern. Andere Muster wie Ranken, Flechtwerk, kunstvolle Knoten rahmen das Kreuz auf dem Stein. Über dem Kreuz die Mutter Gottes mit dem Jesusbaby auf dem Arm. Oder auch Gottvater. Unzählige Varianten solcher großen bearbeiteten Steine mit dem Kreuz als zentralem Motiv gibt es in Armenien. Sie heißen "Chatschkare" und werden seit dem 9. Jahrhundert gefertigt. Keiner gleicht dem anderen. Die Kreuzsteine erinnern an wichtige historische Ereignisse, Naturkatastrophen oder die Fertigstellung von Brücken oder Brunnen. Vor allem aber bilden sie das geistliche Erbe Armeniens. In dem kleinen Land zwischen Georgien, Iran und der Türkei wird das Christentum bereits im Jahr 301 Staatsreligion. Hundert Jahre später begründet ein Mönch das armenische Alphabet, so dass die Bibel übersetzt werden kann. Bis heute gehört der christliche Glaube zur Identität des armenischen Volkes. Doch diese ist immer wieder Bedrohungen ausgesetzt. Unter anderem während des Osmanischen Reiches, aber auch in der Gegenwart aus dem postsowjetischen Aserbaidschan oder durch islamistische Kämpfer aus Syrien. Der Völkermord an den Armeniern ist vielleicht das bekannteste, aber nur ein Beispiel unzähliger Gräuel. In diesen Zusammenhang gehört auch die systematische Zerstörung der armenischen Kreuzsteine. Für Experten eine Barbarei, vergleichbar der Zerstörung der Bamiyan-Buddhastatuen durch die Taliban, einst UNESCO-Weltkulturerbe in Afghanistan.
Ich hatte mit Armenien bislang nur wenige Berührungspunkte. Aber mich beeindruckt, dass ein Land über 1.700 Jahre an seiner Hoffnung auf Gott festhält. Mich bewegen die Opfer. Die Menschen in Armenien sind auch meine Glaubensgeschwister. Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen hat eine Fürbitte verfasst, in der es unter anderem heißt: "Gott, Du schenkst Hoffnung und erneuerst das Angesicht der gesamten Erde. Beschenke alle Hoffnungslosen und Perspektivlosen in Bergkarabach, Armenien, Aserbaidschan, Türkei, Iran und bei uns mit neuer Zuversicht. Bahne du einen Weg in eine Zukunft in Versöhnung."
Dazu sage ich aus vollem Herzen: Amen.