Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 22. - 28.05.2023
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Pfarrer Carsten Hoffmann, am Sonntag Landesbischof Tobias Bilz.
Sonntag, 28.05.2023
Sonnabend, 27.05.2023: Unendliche Weiten
Es ist stockdunkel. Ich sitze im Halbkreis auf einem gepolsterten ausklappbaren Stuhl und schaue nach oben und sehe erstmal nichts. Dann taucht ein Lichtpunkt nach dem anderen auf. Innerhalb weniger Minuten drehen sich unglaublich viele dieser Lichter langsam über meinem Kopf. Wo bin ich? Ich bin in der Sternwarte in Rodewisch. Dank der Sternwarte kann ich eintauchen in die unendlichen Weiten des Weltraums. Ich lasse mich zu Orten führen, die ich noch nie gesehen habe. Bei der Reise durch den Weltraum geht es immer weiter. Da ist immer noch mehr zu entdecken. Kaum hat man eine entfernte Galaxie bestaunt, geht die Reise weiter zu einer noch entfernteren. Es ist atemberaubend in diese unendlichen Weiten einzutauchen.
Wenn die Lichtpunkte langsam wieder verschwinden und das Licht in der Sternwarte wieder angeht, dann nehme ich diesen Gedanken mit: Es geht immer weiter. Hinter dem, was ich sehe, kommt noch viel mehr. Wie leicht vergesse ich das bei einem flüchtigen Blick in den wolkenlosen Nachthimmel. Wie leicht vergesse ich das in den Momenten, wo ich in meinem Leben an Grenzen stoße. Da ist noch mehr. Gott ist dann für mich ein bisschen wie eine Sternwarte. Er nimmt mich mit zu dem Unbekannten. Wenn ich das nächste Mal denke, es geht nicht mehr weiter, dann nehme ich mir vor an die Sternwarte zu denken und mir bewusst zu machen: Ich tauche jetzt ein in die unendlichen Weiten von Gottes Liebe. Ich lasse mich von ihm zu dem führen, von dem ich dachte, es sei unmöglich. Mit Gott geht es immer weiter. Das macht mich zuversichtlich.
Freitag, 26.05.2023: Glückauf
Glückauf. Das steht mit großen Buchstaben über dem Eingang ins Mühlwander Besucherbergwerk bei Reichenbach. "Na, glück auf", denke auch ich, "hoffentlich komme ich da heile wieder raus." Mit meiner latenten Platzangst beschleicht mich ein mulmiges Gefühl beim Gang unter Tage. Die engen Gänge wirken auf mich beklemmend. Durch die vielen Abzweigungen würde ich spätestens nach der dritten Ecke den Ausgang nicht mehr alleine finden. Die niedrige Deckenhöhe birgt für mich Langgewachsenen seine Tücken.
Als ich mich wenig später bei strahlendem Sonnenschein wieder auf den Nachhauseweg mache, frage ich mich, was von diesem Besuch im Bergwerk in meinem Gedächtnis bleibt. Natürlich die Freude heile wieder raus zu sein. Doch vor allem: Bewunderung. Für diesen Knochenjob der Bergmänner und für ihr Bewusstsein, mit dem sie ihren Beruf ausübten. Dieses Bewusstsein steckt in diesen acht Buchstaben. Glückauf. Mit diesem Gruß drückten die Bergleute aus, dass eine erfolgreiche Schicht unter Tage nicht selbstverständlich war.
Mir geht dieses Bewusstsein bei meinem Tagewerk leider schnell verloren. Obwohl ich vorausschauend denke und plane, weiß ich doch eigentlich gar nicht, wie dieser Freitag heute wirklich verlaufen wird. Aber Gott weiß es. Und er kann alles zu meinem Besten führen. Deshalb will ich gern diesen und jeden Tag mit einem Glückauf-Kurzgebet beginnen. Es steht im Psalm 118. Schon viele Menschen haben es im Vertrauen zu Gott gesprochen und sind nie enttäuscht worden: O HERR, hilf! O HERR, lass wohl gelingen!