Dienstag, 21.05.2024: Genügsamkeit
"GENUG" - Irgendwie höre ich das Wort in der letzten Zeit ununterbrochen.
Denken Sie nur an die Proteste und Demonstrationen der vergangenen Monate. Da wurde sogar geschrien: Genug! Es reicht!
Aber als ich nach der ersten Christnacht in meiner neuen Pfarrei in Aue alle Gottesdienstbesucher:innen zum Anschneiden des Christstollens eingeladen habe und immer mehr Menschen in den Gemeindesaal strömten, bin ich schon fast panisch in die Küche gerannt und habe gefragt: "Reicht es überhaupt für alle?". Da bekam ich die Antwort: "Ja, Herr Pfarrer, es ist noch genug da."
Auf der einen Seite ist das ein Signal der Unzufriedenheit und Überforderung. Auf der anderen Seite ist das wieder etwas Positives – keinem wird etwas fehlen.
Im 2. Korintherbrief in der Bibel lesen wir: In seiner Macht kann Gott alle Gaben über euch ausschütten, so dass euch allezeit in allem alles Nötige ausreichend zur Verfügung steht und ihr noch GENUG habt, um allen Gutes zu tun.
Es ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft, nach immer mehr zu streben und zu suchen. In der ewigen Steigerung verbirgt sich aber die Gefahr, dass wir ruhelos bleiben und mit dem Erreichtem wahrscheinlich nie zufrieden sein können. Wir wollen ja immer mehr.
Glücklicher kann uns die Genügsamkeit machen. Genügsamkeit bedeutet eben, mit dem, was man hat, zufrieden zu sein. Ein genügsames Leben zeichnet sich dadurch aus, nicht mehr zu brauchen als nötig ist.
Am Ende aber entscheidet immer ein richtiger Maßstab, was genug ist und was nicht. Das kann sogar bedeuten, mit ganz wenig glücklich zu sein und, wie die Bibel sagt, immer noch GENUG zu haben, um andere glücklich zu machen.
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