Donnerstag, 23.05.2024: Kintsugi

Sagt Ihnen der Name "Kintsugi" etwas? Es ist eine japanische Kunstform, die es etwa seit dem 16. Jahrhundert gibt. Bei dieser Kunst werden zerbrochene Gefäße mit einem Gold enthaltenden Lack wieder zusammengeklebt. Das führt dazu, dass die Bruchkanten nicht etwa diskret kaschiert werden, sondern überdeutlich golden sichtbar werden.

Przemek Kostorz 2 min
Bildrechte: Przemek Kostorz
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gesprochen von Kaplan Przemek Kostorz

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Do 23.05.2024 05:45Uhr 02:24 min

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Hinter dieser Kunstform steckt eine Philosophie: Die Wertschätzung des Fehlers. Dieser Gedanke lässt sich eins zu eins auf das menschliche Leben übertragen. Natürlich sind Rückschläge, Verletzungen und biographische Brüche nichts, was man dezidiert anstreben sollte. Aber sie geschehen.

Ich kann, wenn sie denn da sind, versuchen, sie zu kaschieren, schön zu reden oder zu leugnen. Das ist aber in aller Regel ein mühsames und wenig erfolgreiches Unterfangen. Oder aber ich stehe zu ihnen und integriere sie in mein Leben.

Die Technik des Kintsugi führt nicht nur dazu, dass zerbrochene Gefäße wieder nutzbar werden. Durch die individuelle und golden markierte Klebetechnik entstehen selbst aus Massenprodukten Unikate. Vielleicht sind es gerade die Brüche in meinem Leben, die mich einmalig machen.

Auch der christliche Glaube kennt diese Tradition der Wertschätzung des Fehlers und der erlittenen Verletzungen. Vielleicht haben Sie schon mal in einer Kirche den Auferstandenen Jesus gesehen. An seinem Körper sind nach wie vor seine Verletzungen zu sehen. Er ist zwar auferstanden, erlöst, aber das Vergangene, die Verletzungen, gehören weiterhin zu ihm und machen ihn so besonders, unverwechselbar. Vielleicht gerade in dieser Zeit, in der von uns allen viel Leistung und Perfektionismus verlangt wird, kann die Kultur der Fehlerfreundlichkeit bei uns selbst, aber auch bei den anderen ein wenig Entspannung und Frieden schenken. 

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzvita Kaplan Przemek Kostorz

Kaplan Przemek Kostorz

geboren und aufgewachsen in Polen (Schlesien) | 2006-2011 Studium der katholischen Theologie an der Uni Oppeln | 2014 Priesterweihe in Dresden | Seitdem in Leipzig, Bautzen und Dresden als Kaplan, Kinder- und Jugendseelsorger tätig. | Im März 2021 zum Malteser Diözesanseelsorger für das Bistum Dresden-Meißen ernannt.

Kurzbiografie Guido Erbrich | Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR

Guido Erbrich | Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR

geboren 1964 | Ausbildung zum Tontechniker | Arbeit beim Sender Leipzig | Studium der Theologie und Philosophie in Erfurt, Prag und New Orleans | Seit 1996 Referent im Bistum Dresden-Meißen | Leiter des "Roncalli Hauses" Heim-Volkshochschule und die Erwachsenenbildungsstätte des Bistum Magdeburg | Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim Mitteldeutschen Rundfunk

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.