Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 24. - 30.03.2025
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Christoph Pötzsch.
Sonnabend, 29.03.2025: Richtig Laufen
Auf dem Vorplatz der Kita ist ein kleiner Parcour aufgebaut. Hütchen markieren eine Strecke, die es abzufahren gilt. Mal enger, mal weiter auseinander stehen die Pylonen als Hindernisse und Begrenzungen der vorgegebenen Strecke. Die Piloten stehen auch schon bereit. Breitbeinig auf dem Sattel der Laufräder, warten die kleinen Läufer auf den Start. Freudig fiebern sie dem Weg entgegen. Dann geht es los.
Wacklig, schaukelnd setzt sich der erste in Bewegung. Staksig und stolpernd, schlingernd und schlurfend werden die Pylonen umschifft, manche kommen dabei unter die Räder. Bei den folgenden Laufradpiloten sieht es ähnlich aus. Mancher braucht eine stützende Hand für die ersten Schritte und Abschnitte des Parcours, andere benötigen Starthilfe in Form eines kleinen Schubses. Nach und nach stellt sich immer mehr Sicherheit ein.
Die Pylone bleiben häufiger unberührt und die Piloten auf der vorgegebenen Strecke. Die helfenden, stützenden, schiebenden Hände der Großen werden seltener und seltener. Halten sich aber im Hintergrund bereit, für den Fall der Fälle. Ein aufmunterndes Wort hier und dort erinnert an die richtigen Wege und den achtsamen Umgang auf der Bahn.
Das Zuschauen lässt mich schmunzeln. Das Leben stellt so manche Pylonen auf und legt einen Parcour aus, den es zu durchfahren, Hindernisse, die es zu umschiffen gilt. Die eigene Fortbewegungsfähigkeit ist dabei so manches Mal ähnlich staksig und unsicher, wie bei den jüngsten auf ihrem Laufrad. Helfende, schiebende, stützende Hände, aufmunternde Worte, korrigierende Rufe helfen auch mir meinen Weg zu finden und sicher durch die Unwegsamkeiten des Lebens zu manövrieren.
In meinem Kopf läuft eine Melodie als eine Art Soundtrack zu meinen Gedanken. Es dauert einen kleinen Moment, bis ich den Kirchenliedklassiker dahinter ausmachen kann: "Wohl denen die da wandeln" von Cornelius Becker. Er hat darin den 119 Psalm vertont. An einer Stelle in dem Lied heißt es: "Wenn du mich leitest, treuer Gott, so kann ich richtig laufen." (Ev. Gesangbuch 295,3)
Freitag, 28.03.2025: Erträumte Wirklichkeit
Der Lichteinfall erzeugt eine verträumte Stimmung. Der Boden unterhalb des großen Fensters in tiefes Blau getaucht. Das wandernde Sonnenlicht lässt die Farben changieren und kaum merklich über den Boden und durch den ganzen Raum gleiten. Die dargestellte Szenerie gibt es in verschiedensten Ausführungen.
Mal als Zeichnung oder als Gemälde, häufig auch als Lichtgemälde aus buntem Glas. In der durchfluteten Ausführung kommen die Farben und die Stimmung besonders zur Geltung. In der Kathedrale Notre Dames de Reims in Frankreich, wie an anderen Orten auch, hat Marc Chagall die Kreuzigung Jesu in Szene gesetzt. Surreal sind seine Bilder im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie gehen über das real Wahrnehmbare hinaus.
Chagall gilt als Mitbegründer dieses Malstils und nimmt die Betrachter mit auf dem Weg über die Realität hinaus. Surreal auch dieses Bild. Der Tod als Auftakt des Lebens. Antisemitismus als zu überwindender Makel. Diese schwer zu greifenden Gedanken scheinen in den Gesichtern der Personen, dem Stil und den Farben dieses Gemäldes auf.
In Frankreich lebend und arbeitend, hat der aus Russland stammende jüdische Künstler wie kaum ein anderer biblische Geschichten, religiöse Hoffnung und Glauben in Szene gesetzt. Unzählige mit seinen Bildern ausgestattete Bibeln, Andachtsbücher und Buntglasfenster erzählen auf seine Art, von dem was wir real gar nicht ergreifen können.
Was eben surreal erglaubt, erfühlt werden kann. Hoffnung, die Wirklichkeit wird. Träumerisch wirkt er selbst auf Fotografien und verträumt sind oft die Figuren und dargestellten Szenen in seiner Kunst.
Heute vor 40 Jahren ist Marc Chagall in Paris verstorben. Mit seiner Kunst hat er dem Himmel, der Hoffnung und dem, was kommt, Gestalt und Gesicht gegeben. Bis heute nimmt er den Betrachter immer wieder hinein in biblische Geschichte und die Botschaft für uns darin. Damit ist er einer der größten Illustratoren der Frohen Botschaft Gottes, die über die reale Welt hinausgeht.