Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 03. - 09.03.2025
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Fabian Brüder, am Sonntag Guido Erbrich.
Sonnabend, 08.03.2025: Frauentag
Ich bin gerade mit dem Auto unterwegs, als ich plötzlich an eine Verkehrsschranke komme: Sie ist - ich kann es gar nicht glauben - weiß-blau. Weiß-blau? Seit wann sind Verkehrsschranken denn weiß-blau? Sind die denn nicht sonst immer weiß-rot? Ich schaue genauer hin: Jemand hat die weiß-rote Verkehrsschranke tatsächlich weiß-blau überstrichen! Mein Blick wandert auf den Grünstreifen am Straßenrand. Ich muss im falschen Film gelandet sein: Gestern standen da auf dem Grünstreifen noch weiße Blumen neben roten - aber jetzt? Jetzt sitzen da Menschen und reißen die weißen Blumen einfach raus, pflanzen sie um. Das kann doch gar nicht wahr sein! Genauso wenig das, was gestern passiert ist: Gestern wurde meine Nachbarin verhaftet, und zwar einfach nur weil sie rot-weiße Socken getragen hat. Ist das alles nur ein schlechter Traum?
Leider nein, in einem Land, wenige Kilometer von uns entfernt, ist das Realität. In Belarus - manchen vielleicht besser bekannt unter dem Namen: Weißrussland. In diesem Land ist all das, was ich gerade geschildert habe, tatsächlich passiert. Weißrot - das ist die Farbe der Protestbewegung, die in Belarus vor fünf Jahren wochenlang auf die Straße gegangen ist, um gegen die dortige Diktatur zu protestieren. Im Zuge der Proteste wurde die Farbkombination weiß-rot radikal aus der Öffentlichkeit verbannt. Mit teils absurden Folgen wie denen, die ich gerade geschildert habe.
An der Spitze der Protestbewegungen standen damals vor allem Frauen. Manche von ihnen sind mittlerweile im Gefängnis, andere sind ins Exil geflohen.
Heute, am Internationalen Frauentag, möchte ich an diese Frauen erinnern - und an eine orthodoxe Theologin, die ich selbst während meines Studiums kennengelernt habe: Natallia Vasilevich. Natallia hat eine Organisation gegründet, in der Menschen aus den verschiedenen Kirchen in Belarus zusammenfinden, die die Protestbewegung unterstützen. Gemeinsam setzen sie sich für Demokratie und Menschenrechte ein. Für die Freilassung politischer Gefangener. Gemeinsam stellen sie sich an die Seite von Betroffenen staatlicher Gewalt. Wichtig ist, so sagt Natallia, dass die Situation in Belarus nicht aus dem Blick gerät. Den Blick weiten. Den Blick öffnen. Der Internationalen Frauentag ist dazu eine gute Gelegenheit.
Freitag, 07.03.2025: Einfach wunderbar
"Alles, was du für's Leben brauchst, hat Gott dir schon längst mitgegeben"
Dieser Satz ist zu einem echten Leitsatz für mein Leben geworden. Ich war zwölf Jahre alt als mein damaliger Pfarrer mir diesen Satz für mein Leben mitgegeben hat. Dieser Satz war anders als das, was mir damals sonst so zu Ohren kam. Um mich herum fielen sonst eher Sätze wie: "Das verstehst du erst, wenn du groß bist." Oder: "Dafür bist du noch nicht alt genug. Dafür musst du erstmal erwachsen werden."
Es stimmt: Vieles verstehe ich jetzt als Erwachsener besser als damals. Vieles, was ich damals mit zwölf Jahren nicht wusste, weiß ich erst jetzt. Und trotzdem: Mich hat es so geärgert, immer wieder als noch zu jung, zu unerfahren gesehen zu werden. Es ist ja nicht so, dass mir damals nicht klar gewesen wäre, was ich alles noch nicht kann, was ich alles noch nicht weiß. Es ist nicht so, dass mir damals nicht vor Augen gestanden hätte, was bei mir alles noch ausbaufähig wäre.
Umso ermutigender war für mich der Gedanke meines Pfarrers, dass in mir dennoch, so wie ich bin, schon alles drinsteckt, was ich für das Leben brauche: und sei es nur die Neugier, um eines Tages die Dinge zu verstehen, die ich jetzt noch nicht verstehe. Und ehrlich gesagt: In vielen Dingen bin ich bis heute nicht so weit, wie ich es gerne wäre.
Aber auch wenn ich in vielen Dingen noch nicht so weit bin: Dort, wo ich jetzt in meinem Leben bin, gibt es Menschen, die mir weiterhelfen. Gott hat mich nicht als Einzelkämpfer, sondern als Beziehungswesen geschaffen. Auch das gehört für mich zur Erkenntnis, dass alles, was ich für's Leben brauche, mir schon längst mitgegeben ist.