Montag, 22.07.2024: Reise
Noch zwei Wochen Ferien, jedenfalls in Sachsen, sagt der heutige Blick auf den Kalender. Manche sind bereits aus dem Urlaub zurück. Andere wollen erst aufbrechen. Als ich kurz vor Ferienbeginn von der Insolvenz eines großen Reiseveranstalters höre, gehen mir drei Gedanken durch den Kopf. Zuerst: Dass ist ärgerlich für alle, die gebucht und sich gefreut haben, in den Urlaub zu fahren.
Dann dachte ich an alle, deren Arbeitsplatz betroffen ist. An die damit verbundenen Unsicherheiten, und an den Ärger, den es zu entschärfen gilt. Schließlich ging mir nach, welche Menschen das Privileg haben, auf Reisen zu gehen. Ich gehöre dazu und weiß, dass es nicht selbstverständlich ist.
Ein fast 50 Jahre alter Text mit einer Karikatur zeigt einen besorgten Reisenden, ängstlich auf sein Wohl bedacht. Seine Worte sind ein Gebet, ein Gespräch mit Gott. Sie stimmen mich nachdenklich lassen mich zugleich schmunzeln - wie gut, dass Gott Spaß versteht.
"Vater im Himmel, blicke gnädig herab auf deine Ferienreisenden, deren schweres Los es ist, in der Welt umherzuziehen, Fotos zu machen, Ansichtskarten zu schreiben. Hilf, dass unser Flugzeug nicht gekapert wird, unser Gepäck nicht verloren geht und dass niemand merkt, dass es zu schwer ist. Lass uns Leute vorfinden, die unsere Sprache verstehen. Verschone uns mit Nachrichten von zu Hause, die uns zwingen, unseren Urlaub abzubrechen. Geleite uns zu guten und preiswerten Restaurants, wo der Wein im Menüpreis inbegriffen ist.
Mach, dass die Einheimischen uns unseretwillen freundlich sind, statt uns nur als diejenigen anzusehen, die bei ihnen etwas zur Steigerung des Umsatzes beitragen. Schütze uns vor Sonderangeboten, die wir weder brauchen noch uns leisten können. Schenke uns die Kraft für Besichtigungen von Städten, Schlössern, Kirchen auf unserem Wege. Falls wir uns stattdessen lieber aufs Ohr legen, hab Erbarmen, denn das Fleisch ist schwach. Und wenn wir wieder daheim sind, lass uns Menschen finden, die sich unsere Filme ansehen und unsere Geschichten anhören, damit wir all die Strapazen nicht vergeblich auf uns genommen haben."