Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 22.-27.07.2024

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Karsten Loderstädt.

Sonnabend, 26.07.2024: Sonntag

Spätestens ab Freitagmittag heißt es: "Schönes Wochenende". Freizeittipps werden ausgetauscht. An der Pinnwand in der Küche steht, was dieses Wochenende angesagt ist. Der Samstagabend darf in der Tat "Feier-Abend" genannt werden. Ob Familien-, Dorf,- oder Stadtfeste, ob Theater, Kino, Konzertbesuch - die Samstag-Zeit zeigt sich unterhaltsam und in Feierlaune. Selbst kurz bevor der Supermarkt spät abends schließt, wünscht mir die Kassiererin noch ein schönes Wochenende.

Karsten Loderstädt 3 min
Bildrechte: Karsten Loderstädt, privat
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gesprochen von Karsten Loderstädt

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Sa 27.07.2024 08:50Uhr 02:43 min

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Worauf bezieht sich der Wunsch "Schönes Wochenende!"? Und: Was macht den Sonntag aus? Denn selten höre ich: "Einen schönen Sonntag!"

Das Verhältnis zum Sonntag hat sich gewandelt, behaupte ich. Zunächst gilt es denen zu danken, die die gesetzlich abgesicherte Sonntagsruhe nicht in Anspruch nehmen, weil sie arbeiten müssen: In Kliniken, Pflegeheimen, im Nah- und Fernverkehr, auf der Polizeiwache, im Restaurant. Es ließe sich noch mehr aufzählen. Sie alle halten Notwendiges und Angenehmes am Laufen.

Aber: Wenn aus dem freien Tag ein Feiertag werden soll - wie geht das? Ausschlafen, endlos frühstücken, spazieren gehen, wegfahren oder einfach mit der Familie Eis essen - der Sonntag eröffnet dafür den Spielraum. Prima! Und wenn die Kirchenglocken läuten, dann betrifft das nicht nur den einladenden Ruf zum Gottesdienst, sondern ist das auch ein Signal, alles Schöne als nicht selbstverständlich anzusehen. Folglich sollte Gelegenheit sein, inne zu halten.

Einer hat mal im Blick auf alle Wochentage über den Sonntag gesagt, er sei der "Tag des Lebens." Damit verbinden sich unmittelbar die Fragen, woher das Leben kommt und wohin es führt. Für mich haben Antworten darauf mit Gott zu tun. Deshalb will ich den Sonntag mit ihm in Verbindung bringen. 

In Frankreich, Italien, Spanien heißt dieser Tag der Woche, der "Herrentag." Weil Christus, der Herr, auferstanden ist und für das Leben einsteht. Gott sei Dank! Und dafür, nicht auf die schönen Dinge verzichten zu müssen.

Freitag, 26.07.2024: Ein Auge zudrücken

Gnädig miteinander umzugehen, hat etwas Befreiendes. Ich bin überzeugt, dass es nötig ist, dann und wann eine Auge zu zudrücken. Also nicht: "Augen zu und durch", sondern mit einem kurzzeitig geschlossenen Auge Nachsicht üben. Da wird der Fehler nicht auf Punkt und Komma des Gesetzes geahndet, die originelle Ausrede nicht als Flunkerei überführt. 

Karsten Loderstädt 2 min
Bildrechte: Karsten Loderstädt, privat
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gesprochen von Karsten Loderstädt

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Fr 26.07.2024 05:45Uhr 02:14 min

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Ich habe mal abends auf einem Behindertenparkplatz gestanden, hatte das Hinweisschild übersehen und war froh, in der Großstadt, das Auto kurz abstellen zu können. Das auszuladende Gepäck, eine Gefälligkeit für Freunde, musste ich von dort noch ein ganzes Stück tragen.

Als ich nach etwa 20 Minuten, ziemlich verschwitzt, wieder am Auto eintraf, stand die Ortspolizei vor mir. Der Abschlepper sei bereits informiert. Ich schilderte meine Zwangslage. Sie glaubten mir, die Hinweistafel übersehen zu haben. Meine Personalien wurden dennoch aufgenommen. Doch ich habe nie einen Strafzettel bzw. irgendeine Rechnung bekommen. Noch mal Glück gehabt? Ich sage: "Danke!" Danke Gott, dass es Menschen gibt, die mal ein Auge zudrücken können.

Mir fällt gleich noch was ein. Die alte Frau, die unendlich lange und tief in ihrem zerschlissenen Portemonnaie gräbt, um die fehlenden 48 Cent zu finden, damit ihre wenigen Lebensmittel bezahlt sind. Es ist ihr peinlich. Sie will darum etwas, das übers Kassenband lief, zurückgeben.

Nach ein paar Augenblicken und einem Auge zudrücken meint die Kassiererin, dass alles in Ordnung sei und reicht ihr den Kassenzettel. Eine etwas jüngere Mitarbeiterin bekommt das mit und meint lakonisch: "Bist selbst schuld, wenn heute Abend deine Kasse nicht stimmt."

Da greift der Herr, der vor mir steht und inzwischen schon gezahlt hatte, in die Hosentasche, legt einen Fünfziger auf den Zahlteller und sagt zur Kassiererin: "Danke, das war eben nett von ihnen!"

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Pfarrer Karsten Loderstädt

Pfarrer Karsten Loderstädt

geboren im Januar 1963 in Magdeburg | aufgewachsen im Bördeland | Theologiestudium in Naumburg/Saale | nach dem Studium erste Stelle in Frauenstein/Osterzgebirge | dort als Pfarrer der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens ordiniert |später Pfarrer an der St. Annenkirche in Annaberg-Buchholz | seit 2022 gehört er zum Team der Pfarrer im Kirchspiel "Nossener Land"

Karsten Loderstädt sagt: "Immer wieder aufs Neue drängt es mich, zu erzählen, was mich berührt. Damit verbinde ich die Einladung, den Lauf der Dinge kurz zu unterbrechen. Von meiner Hoffnung will ich weitersagen und mit anderen gemeinsam das Geschenk des Lebens stets neu entdecken."

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.