Mittwoch, 24.01.2024: Reflexionen
"Das habe ich jetzt nicht gesehen, oder?" Als führte sie ein Selbstgespräch, spricht die Lehrerin mit dem Rücken zur Klasse in Richtung Tafel. Eine Schülerin war wohl von Ihrem Banknachbarn so sehr genervt, dass sie ihm eins mit der Federtasche übergezogen hat. Die Lehrerin hat es gesehen und reagiert darauf.
Sie spricht aber nicht zur Schülerin, sondern führt ihre Art Selbstgespräch. „Wenn ich jetzt gesehen hätte, dass hier die Federtasche als Schlagstock benutzt wurde, dann wäre ich ziemlich verärgert. Aber ärgern will ich mich nicht und schimpfen auch nicht.“ Fährt sie nun in die Richtung der Klasse fort. "Es wäre ja wohl auf keinen Fall in Ordnung, so miteinander umzugehen. Geschlagen werden will doch wohl keiner von euch. Probleme muss man auch anders lösen können, ohne dass sich einer ärgert oder verletzt wird. Eine Entschuldigung wäre dann das Mindeste, was ich fordern müsste, wenn ich das jetzt gesehen hätte."
Die Lehrerin dreht sich um und geht zu Ihrem Tisch. Ihre Worte finden Zustimmung: Fast alle Kinder nicken mit dem Kopf. Das eben noch so aktive Mädchen reicht dem Sitznachbarn die Hand, die der entgegen nimmt. Niemand wurde ausgeschimpft oder zur Ordnung gerufen. Die Lehrerin hat einfach Ihre Überlegungen zur Verfügung gestellt und den Kindern so die Möglichkeit gegeben, sich selbst dazu zu verhalten. Das Ergebnis ist beeindruckend.
Die Reflexion einer Situation als pädagogisches Mittel. Der Prophet Jesaja macht es ähnlich. Mit seinen Worten bringt er uns Gott näher, der darüber nachdenkt, was er für seine Menschen will. Nach einer Aufzählung, was alles falsch laufen kann im Leben und wo Menschen durch ihr Handeln das Leben stören und kaputt machen, damit Strafen und Ärger herausfordern, schließt Gott mit einer Aussage über sich selbst: "Ich will nicht immerdar hadern und nicht ewiglich zürnen" (Jesaja 57, 16). Gottes Ziel ist, das unser Miteinander gelingt. Er will ein gutes Leben für alle. Dieses Ziel selbst zu suchen und zu finden, gibt er in unsere eigenen Hände.
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