Sonnabend, 27.01.2024: Gedenken
Wie redet man über das, was man selbst kaum versteht oder fassen kann? Für manchen erscheint die Antwort klar: Am besten gar nicht! Andere sehen gerade in der Sprachlosigkeit die klare Herausforderung, genau darüber zu reden. Dem Unfassbaren nachzugehen. Unausgesprochenes birgt die Gefahr, weiterzuwirken und sich zu wiederholen.
Der 27. Januar und der Gedenktag, den wir an diesem Datum begehen, steht für etwas Unfassbares. Es fehlen die Worte. Am 27. Januar 1945 befreiten Teile der Roten Armee das Konzentrationslager Auschwitz - Birkenau. Was die Soldaten dort sahen, hat selbst die im Krieg abgestumpften Männer fassungslos und sprachlos gemacht. Das ganze Ausmaß der Gräuel kam erst in den Wochen, Monaten und Jahren danach zum Vorschein. Seit 2005 wird dieser Tag als "Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust" begangen. Erst mit einem zeitlichen Abstand zum Holocaust konnten Befreier und vor allem Befreite und Überlebende davon berichten. Bis heute ist ihr Zeugnis, die intensivste Form sich dem Unsagbaren anzunähern.
"Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung" - so steht es auf einer Tafel der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem - ein Zitat des jüdischen Gelehrten Baal Shem Tov. Es meint ein Erinnern, das sich hinein begibt in das Leid und die Absurdität dieses Verbrechens. Das ansieht, was unfassbar ist. Dass versucht mitzufühlen mit den Opfern und den Leidtragenden. Eine große Herausforderung und eine Aufgabe die keineswegs erledigt ist. Wahn und Hass sind nicht überwunden. Sie brechen täglich neu hervor und zeigen die hässlichste Fratze des menschlichen Daseins. Vergessen und abschließen mit der Vergangenheit sind deshalb keine Option, wenn wir nicht Gefahr laufen wollen, zu wiederholen was wir kaum fassen können und nicht wirklich verstehen.
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