Mittwoch, 02.10.2024: Gute Gebote und der kleine Zeh
Hatten Sie schon einmal Kontakt mit dem Gesetz? Hoffentlich nicht, möchte man sagen, klingt diese Frage doch im ersten Hören nach angedeutetem Gesetzesbruchverdacht. "Zu schnell gefahren, wah?" "Aus Versehen das Zugticket verschluckt, oder wie?" "Nicht o.k., gar nicht o.k.!"
Gesetze oder Regeln greifen nicht erst hinterm Steuer oder in der Bahn. Sie sind Teil menschlicher Kultur. Wo miteinander gelebt, gelacht und geliebt wird, gibt es Regeln, und zwar nicht nur, weil eben auch gelogen, geschummelt oder gepöbelt wird.
Ich darf als Lehrer in Sachsen in meinem Unterricht Religionen und Gesellschaftsgestaltung thematisieren. Da komme ich an Regeln, Gesetzen, Vorschriften und Geboten nicht vorbei. Und natürlich frage ich im Unterricht: Warum diese oder jene Regel befolgt, jenes Gebot gehalten werden soll, damit unser gesellschaftliches Miteinander funktioniert? Da helfen Beispiele.
1. Im Stadion von Dynamo Dresden steht ein Schild am Spielrasen: Betreten des Rasens nur den Spielern gestattet!
2. Vor einer Moschee lese ich an der Wand: Der Gebetsteppich darf nur ohne Schuhen betreten werden.
3. In der Fahrschule kommt die Ansage: Mit Flip-Flops bitte nicht Auto fahren.
Gemeinsam mit den Lernenden entdecken wir: Gute Regeln und Gesetze müssen verständlich, nachvollziehbar und logisch sein. Dann werden sie auch akzeptiert und gelebt.
In den drei Beispielen geht es um Respekt vor heiligen und wichtigen Orten, wie einem Fußballrasen oder einem Gotteshaus. Oder dem Respekt vor dem Leben. Mit Flip Flops am Gaspedal kann ich im Notfall einfach schlechter bremsen.
Bereits mit den Füßen bringe ich eine innere, respektvolle Haltung zum Ausdruck. Weil ich dich achte, kleide ich meine Füße anders. Das durfte übrigens schon der gute Mose erfahren. "Leg deine Schuhe ab, denn der Ort wo du stehts ist heiliger Boden" (2 Mose 3,5), hat sein Gott ihm einst zugerufen.
Gute Regeln für ein gelingendes Miteinander müssen verständlich, nachvollziehbar und logisch sein. Dann werden sie auch akzeptiert und gelebt. Und wenn das stimmt, lebe ich das von Kopf bis Fuß. Und das beginnt im kleinen Zeh.
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