Freitag, 05.07.2024: Letzte-Hilfe-Kurs
Es ist schon wieder ganz schön lange her, seit ich einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht habe. Damals vor der Führerscheinprüfung musste man ihn vorlegen. Glücklicherweise gab es praktisch keine Situation für mich, in der ich meine vagen Kenntnisse anwenden musste. Mir fehlt die Übung. Ein Erste-Hilfe-Kurs ist Pflicht, weil die ersten Minuten nach einem Unfall oder einer gesundheitlichen Attacke lebensrettend sein können.
Nun habe ich gelesen, dass ein Arzt, vielleicht war es auch ein Pfleger in der Palliativmedizin Letzte-Hilfe-Kurse anbietet. Das ist nicht lebensrettend, jedenfalls nicht für das biologische Leben. Es geht eher darum, Menschen auf den letzten Metern ihres irdischen Daseins zu begleiten. Auch darin haben die meisten wenig Übung. Das beginnt mit ganz praktischen Tätigkeiten, die man auch als nicht ausgebildete Kraft gut wahrnehmen kann. Es geht weiter über Fragen, mit welcher Haltung ich diese Aufgabe angehe. Wie ist es mit Wahrhaftigkeit und Offenheit im Gespräch mit dem Schwerstkranken und bald Sterbenden. Wie gehe ich um, mit der Ohnmacht; der Ohnmacht des Kranken und der eigenen? Wie gehe ich empfindsam und verständnisvoll mit den Gefühlsäußerungen des Sterbenden um, und wie schütze ich mich selbst vor Überforderung als pflegender oder begleitender Angehöriger? Letzt-Hilfe-Kurse retten nicht das Leben, aber sie können helfen eine liebevolle Beziehung zum Leben einschließlich des Sterbens zu entwickeln. Manchmal entstehen sogar Perspektiven, die über den Tod hinausreichen.
Das kann ausdrücklich geschehen, wenn man sich darüber austauscht, was man über die Ewigkeit und Gott und Jesus Christus denkt. Es kann aber auch schon das Dabeibleiben und die Begleitung Trost geben. Hoffnung wächst, dass der Weg durch den Tod der Beginn eines neuen Seins ist; eine schwere Etappe durch die Dunkelheit in eine uns unvorstellbare Zukunft. Mitarbeitende in der Palliativmedizin oder die Betreuer im Hospiz beschreiben diese Arbeit nicht nur als bedrückend. Im Gegenteil: Im Austausch über die letzten Dinge kann auch eine Leichtigkeit und vor allen Dingen Nähe entstehen, die manches Lachen ermöglicht.
Letzte-Hilfe? Oder erste Hilfe für den Weg ins Licht?
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