Freitag, 05.07.2024: Letzte-Hilfe-Kurs

Es ist schon wieder ganz schön lange her, seit ich einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht habe. Damals vor der Führerscheinprüfung musste man ihn vorlegen. Glücklicherweise gab es praktisch keine Situation für mich, in der ich meine vagen Kenntnisse anwenden musste. Mir fehlt die Übung. Ein Erste-Hilfe-Kurs ist Pflicht, weil die ersten Minuten nach einem Unfall oder einer gesundheitlichen Attacke lebensrettend sein können.

Holger Treutmann 3 min
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Es spricht Pfarrer Holger Treutmann aus Dresden.

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Fr 05.07.2024 05:45Uhr 02:43 min

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Nun habe ich gelesen, dass ein Arzt, vielleicht war es auch ein Pfleger in der Palliativmedizin Letzte-Hilfe-Kurse anbietet. Das ist nicht lebensrettend, jedenfalls nicht für das biologische Leben. Es geht eher darum, Menschen auf den letzten Metern ihres irdischen Daseins zu begleiten. Auch darin haben die meisten wenig Übung. Das beginnt mit ganz praktischen Tätigkeiten, die man auch als nicht ausgebildete Kraft gut wahrnehmen kann. Es geht weiter über Fragen, mit welcher Haltung ich diese Aufgabe angehe. Wie ist es mit Wahrhaftigkeit und Offenheit im Gespräch mit dem Schwerstkranken und bald Sterbenden. Wie gehe ich um, mit der Ohnmacht; der Ohnmacht des Kranken und der eigenen? Wie gehe ich empfindsam und verständnisvoll mit den Gefühlsäußerungen des Sterbenden um, und wie schütze ich mich selbst vor Überforderung als pflegender oder begleitender Angehöriger? Letzt-Hilfe-Kurse retten nicht das Leben, aber sie können helfen eine liebevolle Beziehung zum Leben einschließlich des Sterbens zu entwickeln. Manchmal entstehen sogar Perspektiven, die über den Tod hinausreichen.

Das kann ausdrücklich geschehen, wenn man sich darüber austauscht, was man über die Ewigkeit und Gott und Jesus Christus denkt. Es kann aber auch schon das Dabeibleiben und die Begleitung Trost geben. Hoffnung wächst, dass der Weg durch den Tod der Beginn eines neuen Seins ist; eine schwere Etappe durch die Dunkelheit in eine uns unvorstellbare Zukunft. Mitarbeitende in der Palliativmedizin oder die Betreuer im Hospiz beschreiben diese Arbeit nicht nur als bedrückend. Im Gegenteil: Im Austausch über die letzten Dinge kann auch eine Leichtigkeit und vor allen Dingen Nähe entstehen, die manches Lachen ermöglicht.

Letzte-Hilfe? Oder erste Hilfe für den Weg ins Licht?

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.