Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 10. - 16.06.2024
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Stephan Ringeis.
Sonnabend, 15.06.2024: Teilen
Ein reich gedeckter Tisch. Er steht in einem kleinen Park. Große Bäume bieten Schatten. Kinder nutzen einen kleinen Spielplatz. Leise Musik ist aus einer Aktivbox zu hören. Am Tisch sitzen ein paar Leute und unterhalten sich angeregt. Manchmal nachdenklich. Dann wird auch laut gelacht. Es sind noch ein paar Stühle frei. Eigentlich würde ich mich gern dazusetzen. Aber ich traue mich nicht. Weder weiß ich, was das für Leute sind, noch gehört sich das, einfach Platz zu nehmen.
Sollten Sie heute eine solche Szenerie irgendwo beobachten, dann fassen Sie einfach Mut und setzen sich dazu. Denn heute ist "Tag der offenen Gesellschaft". Dabei handelt es sich um eine ganz einfache Aktion. Jede und jeder kann mitmachen. Sich dazusetzen oder einfach seinen eigenen Tisch aufmachen und anbieten. Entscheidend ist die Offenheit. Entscheidend ist das Gespräch miteinander und dass Menschen miteinander teilen, was auf dem Tisch steht. Mitbringen ist natürlich erlaubt. Die Idee mit der Tischgemeinschaft ist genial. Längst ist es Kultur, das zum Beispiel in einem Restaurant jedes Paar, jede Gruppe oder auch Einzelpersonen ihren eigenen Tisch haben. Wenn man so will, "viele kleine geschlossene Gesellschaften" Da bleiben immer Plätze frei. Zum "Tag der offenen Gesellschaft" ist das anders.
Als Christ werde ich an den Tisch erinnert, an den Jesus Christus einlädt. Brot und Wein werden geteilt und alle sind füreinander da. Hier wird nicht sortiert nach Bankkonto, Hautfarbe, Glaubensprägung oder Geschlecht. Zugegeben, die Christen, besser die Kirchen haben beim so genannten Abendmahl und dieser Offenheit Probleme. Da können sich die Kirchen beim Tag der offenen Gesellschaft gut was abschauen. Heute wünsche ich Ihnen angenehme Begegnungen.
Freitag, 14.06.2024: Sommermärchen
Sommermärchen 2.0. Das wünschen sich ab heute viele Fußball-Fans und sicher auch andere, die mit Fußball nichts am Hut haben. Mit dem Eröffnungsspiel der Europameisterschaft Deutschland gegen Schottland soll es losgehen.
Die Erinnerungen an die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sind noch lebendig. Damals ging auf wundersame Weise ein "Ruck" durch unser Land. Nicht im typisch "deutschen" Sinn, dass nun alle ihre Ärmel hochkrempelten, sondern ganz anders: Leichtigkeit schaffte sich Raum. Begeisterung und Freude bestimmten plötzlich das Leben. Es muss gefeiert werden. "Zu Gast bei Freunden" war damals das Motto.
Genau so geschah es und die Welt wunderte sich über die vielen glücklichen Menschen im deutschen Lande. Waren diese doch eher für den traurigen Blick auf ein halbleeres Glas bekannt. Nicht dass es 2006 keine Probleme gab. Aber es kommt zu jeder Zeit darauf an, mit welcher Haltung ich ihnen begegne. "Genieße das Leben, solange Du das eitle Leben hast." (Prediger 9,9). heißt es beim Prediger Salomo in der Bibel.
Ja. Inzwischen könnte das Land einen solchen "Ruck" wieder gut gebrauchen. Etwas mehr Leichtigkeit. Freude über große und kleine Dinge. Und vielleicht auch Dankbarkeit, egal, ob es am Ende das Viertelfinale, der 3. Platz oder der Titel wird, gibt es doch so viel, was beflügeln könnte.
Ganz besonders das Miteinander, nicht nur mit sich selbst, sondern mit den unzähligen Gästen aus ganz Europa und sicher auch der ganzen Welt. Das Sprachengewirr. Die verschiedenen Kulturen. Und eine Begegnung ohne Angst. Keine Selbstverständlichkeit. Um das zu erkennen, muss ich nur zwölf Jahre zurückzudenken - bis zur Europameisterschaft 2012. Damals wurde Spanien gegen Italien Europameister. Ort des Endspiels war Kiew, die Hauptstadt der Ukraine.
Donnerstag, 13.06.2024: Bindung
Heute vor 499 Jahren wurden Martin Luther und Katharina von Bora getraut. Ein ehemaliger Mönch und eine entflohene Nonne. Zwei, für die eigentlich das Heiraten kein Thema war. Nun aber doch. Beide sahen es offensichtlich als ganz menschlich an, gemeinsam unterwegs sein zu wollen. Ganz im Sinn des Ausrufs Gottes bei der Schöpfung "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei." (1.Mose 2,18).
Jährlich geben sich in Deutschland rund 360.000 Paare das Ja-Wort. Die Tendenz ist fallend. Das sagt aber nichts über die Bindungsfreude der Menschen aus. Die Formen miteinander unterwegs zu sein, sind vielfältiger geworden. Es braucht nicht den Trauschein oder das Standesamt, es sind auch nicht immer Mann und Frau. Und es wird auch nicht von allen erwartet, dass eine Beziehung "für alle Ewigkeit" bestehen bleibt. Manche wollen auch nur einen guten Freund und nicht mehr. Egal wie jemand das eine oder andere beurteilt, gemeinsam haben alle die Sehnsucht, nicht allein ihren Weg zu gehen. Weil es schön ist, wenn jemand zu Hause auf einen wartet.
Es tut gut, wenn ich für einen Menschen da sein kann. Und es gibt Halt, wenn eine Beziehung verlässlich ist. Nur zu viele können davon erzählen, wie es schmerzt, einen wichtigen Menschen an seiner Seite zu verlieren, ob nun durch einen schlimmen Unfall oder am Ende eines ewig langen Streits. Allein sein ist ein hartes Brot und die Zahl der Einsamen wächst. Umso wichtiger ist es, dass ich mir die Bedeutung meiner Beziehungen deutlich mache. Sie sind entscheidend für mein Leben, ob zur Ehefrau, den Kindern, zu Freunden - oder auch zu Gott. Und sie sind nicht selbstverständlich. Ich muss sie pflegen, die Beziehungen. Das strengt auch manchmal an. Aber es lohnt auch, denn es ist gut, dass Menschen miteinander unterwegs sind.