Dienstag, 09.01.2024: Wie Fahrradfahren

Über 60 Millionen Einwohner in Deutschland sind im vergangenen Jahr Fahrrad gefahren – sagt die Statistik. Ob nun mit der klassischen Klammer am Hosenbein, jeden Tag zum Bäcker, zur Arbeit, zum Kindergarten. Oder mit dem E-Bike am Wochenende über Land. Vielleicht sogar Radrennen mit dem Gefährt das teurer ist als ein mittelmäßiger Gebrauchtwagen. Egal wie.

Radfahren hat etwas mit Lebenskunst zu tun. Ich erinnere mich noch gut daran wie stolz ich gewesen bin, als ich nach langem, auch schmerzhaftem Üben, Radfahren konnte. Der Moment als Oma mich nicht mehr am Gepäckträger meines Kinderrades, ziemlich atemlos, in der Balance halten musste. Stützräder hatten wir damals nicht. Mit einem Male lief's. 

Fahrradfahren ist wie das Leben selbst, finde ich:

Da sind zunächst mal die Schlenker nach rechts und links. Deshalb auch der Autofahrerspruch: "Für den Radfahrer Platz lassen wie für'n Möbelwagen!" Aber die Fahrschlenker sind notwendig, um aus ihnen Kraft fürs Vorwärtskommen zu kriegen. Würde man den Lenker völlig gerade halten, fiele man um. Wie im Leben: Die Schlenker annehmen und aus der Erfahrung Kraft für die Fahrt gewinnen. Das nächste ist: Gleichmäßig und im rechten Maß die Pedale zu treten. Die Schwierigkeit besteht im Kraft nehmen und geben, Anspannung und Loslassen in Einklang zu bringen. Eine Herausforderung. Wie im Leben. Schließlich hat jeder Radfahrer einen unsichtbaren Feind, nämlich den Gegenwind. Der macht die Tour zur Tortour. Es ist wie im Leben. Dann brauchts Kraft sowie eine Portion mehr an Selbst- und Gottvertrauen. Wenn man sich Reportagen über Radrennen anschaut, fällt auf wie das Team zusammenarbeitet. Sie wechseln sich ab, wer vorn hart im Wind radelt und wer im Windschatten bleiben darf. Wie deutlich wird doch: Wir brauchen einander. Müssen auf uns achtgeben. Sollen uns ergänzen. Und: Wie mit dem Rad unterwegs können wir auf Pausen nicht verzichten.

Dass wir anhalten, einfach den Lauf der Dinge unterbrechen und uns fragen: Wo kommen wir her. Wo soll's hingehen? Gelingt es, läuft's rund. Wer von uns wollte das nicht!?

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Pfarrer Karsten Loderstädt

Pfarrer Karsten Loderstädt

geboren im Januar 1963 in Magdeburg | aufgewachsen im Bördeland | Theologiestudium in Naumburg/Saale | nach dem Studium erste Stelle in Frauenstein/Osterzgebirge | dort als Pfarrer der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens ordiniert |später Pfarrer an der St. Annenkirche in Annaberg-Buchholz | seit 2022 gehört er zum Team der Pfarrer im Kirchspiel "Nossener Land"

Karsten Loderstädt sagt: "Immer wieder aufs Neue drängt es mich, zu erzählen, was mich berührt. Damit verbinde ich die Einladung, den Lauf der Dinge kurz zu unterbrechen. Von meiner Hoffnung will ich weitersagen und mit anderen gemeinsam das Geschenk des Lebens stets neu entdecken."

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.