Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 01.-07.01.2024
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche u.a. Tobias Petzoldt und Lüder Laskowski, am Sonntag Holger Treutmann.
Das Wort zum Sonntag, 07.01.2024
Sonnabend, 06.01.2024: Gold, Weihrauch und Myrrhe
Heute ist der Epiphaniastag, das Fest der drei Könige. Da denke ich noch einmal an den Heiligabend, an das Krippenspiel der Kinder. Ich erinnere mich an die Geschenke der drei Könige, die sie in den Stall mitbringen. Sie knieten sich umständlich hin, um abzulegen, was sie mitgebracht hatten. Dabei kämpften sie mit ihren langen Gewändern und hielten ihre Kronen fest, damit sie nicht verrutschen. Vor die Krippe mit dem Christkind stellten sie Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Epiphanias heißt übersetzt „Erscheinung“. Gott erscheint in der Welt. Er lässt sich anfassen, wickeln, bestaunen, knuddeln. Das klingt zwar sehr beglückend, aber nicht großartig und erhaben. Es ist wichtig, dass Jesus in die Armut am entlegensten Ende der Welt hineingeboren ist. So kommt er wirklich an in der Welt, wie sie ist. Doch etwas mehr Weltläufigkeit brauchte es denn doch. Dafür sind die drei Könige zuständig, mit ihren Geschenken.
Im 6. Jahrhundert, in den Kirchen Syriens und Persiens, hat man in diesen Gaben Hinweise auf die Eigenschaften dieses Jesus gesehen. Das Gold stand für Christus als den König, der neue Wertmaßstäbe aufrichtet. Weihrauch wies ihn als Priester aus, der Gott in besonderer Weise nahe ist. Und Myrrhe meint ihn als Arzt, der zu den Menschen kommt, um sie zu heilen.
Interessant finde ich, dass Luther diese Tradition aufnimmt, aber die Perspektive ganz bewusst wechselt. Er schaut nicht auf den Beschenkten, sondern die Schenkenden, die drei Könige. Seiner Meinung nach sind wir bis heute wie sie, wenn wir uns an den Heiligabend erinnern.
In einer Predigt zum Epiphaniasfest sagt er: „Denn nicht materielles Gold, Weihrauch und Myrrhe, wohl aber Glauben können wir darbringen, Vertrauen auf das, was man nicht sieht. Glauben, dass Christus König, Gott und Mensch ist, das heißt jene drei Gaben darbringen.“ Luther sieht, dass die drei heiligen Geschenke eigentlich von Gott selbst sind. Wertvoll wie die Hoffnung, wohltuend wie der Glaube, würzig wie die Liebe.
Freitag, 05.01.2024: Der Sinn von Arbeit
Ich habe es eilig. Heute Abend kommen Gäste. Am Morgen ist mir aufgefallen, dass die Oliven für den Salat noch fehlen. Also bin ich nachmittags in den nächsten Supermarkt geradelt. Ohje. Der ist am Freitagabend proppenvoll. In mir steigt die Anspannung.
Worauf ich überhaupt keine Lust habe, ist in diesem Gedränge noch lange nach den Oliven zu suchen. Vor mir quert eiligen Schrittes eine Verkäuferin den Weg. "Entschuldigen Sie bitte!", rufe ich. Sie blickt zu mir. Ich sehe, dass ich sie auf dem falschen Fuß erwischt habe. Auch sie hat es eilig. Aus irgendeinem Grunde sage ich nicht nur: „Wo sind denn die Oliven?“
Einer Eingebung folgend werden es ein paar Sätze mehr: „Wissen sie, ich habe heute Abend Gäste und wollte einen Salat machen. Mit Feta und Paprika, mit Zwiebeln und Olivenöl. Aber die Oliven habe ich vergessen. Wo finde ich die?“ Sie wendet sich mir zu. „Na, kommen sie mal mit.“ Während sie mich zum richtigen Regal führt, erzählt sie mir, dass ich den Salat doch unbedingt mit Zitronensaft abschmecken solle. Und das oben drauf ein paar Peperoni sehr lecker sind. Bitteschön, hier ist es. Sie lächelt mir zu und verschwindet im Freitagnachmittageinkaufsgewimmel.
Erstaunlich was meine zwei Sätze über die eigentliche Frage nach den Oliven hinaus doch bewirkt hat. Die Verkäuferin war angespannt, der Laden voll. Ich glaube, ihre Arbeit hat ihr keinen Spaß gemacht in diesem Moment. Aber mein Eindruck war, meine Bemerkung gab ihrer Tätigkeit mehr Sinn.
Sie hatte die fröhliche Runde am Abend vor Augen und wusste sogleich, dass wichtig ist, was sie tut. Sie sah den Wert ihrer Arbeit für andere. Martin Luther hat Arbeit als gelebte Nächstenliebe, als Caritas verstanden. „Wie der Vogel zum Fliegen, so ist der Mensch geboren zum Arbeiten.“, hat er gesagt. Und er meinte damit, dass Arbeit sinnvoll wird, wenn sie wichtig für die Gemeinschaft ist. Für ihn zeigte sich der Sinn aller Arbeit nicht in erster Linie darin, dass man Geld verdient, sondern darin, dass man etwas füreinander tut.