Der Redakteur | 04.10.2023 Wie sinnvoll ist eine Reisegepäckversicherung?

Hörerin Renate Richter aus Erfurt fragt: Wie ist das eigentlich mit Wertgegenständen und Koffern auf Reisen? Es werden einem von den Reiseveranstaltern immer Versicherungen angeboten, braucht man die? Wäre man damit versichert, wenn einem das Gepäck im Hotel oder aus dem Mietwagen gestohlen wird? Wann haftet der Veranstalter, wann die Airline?

Peter Grieble, Versicherungsexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, gibt dazu diese Tipps. Seine Einschätzung: Es gibt gewiss einige Versicherungen, die wir uns leisten, die Verbraucherschützer als wenig sinnvoll bezeichnen. Die Reisegepäckversicherung gehört dazu.

Der Grund liegt auf der Hand: Oftmals ist diese Versicherung in der eigenen Hausratversicherung schon enthalten und deren Versicherungsschutz übertrifft die Leistungen der Extra-Reisegepäckversicherung auch noch. Wozu also noch einmal Geld ausgeben? Natürlich ist der Blick in die eigene Hausratversicherung dringend zu empfehlen. In der Regel sind hier zehn Prozent der Versicherungssumme als Reisegepäckversicherung inklusive, erklärt der Verbraucherschützer Peter Grieble.

Und für 5.000 Euro muss man erst einmal Wertgegenstände dabei haben. Kameras oder Laptops überspringen die Hürde zwar durchaus, aber packt man die wirklich in den Koffer oder lässt sie im Hotelzimmer oder Mietwagen liegen? Wichtig ist: Gerade bei solchen Wertgegenständen könnte auch die Hausratversicherung fordern, dass diese in den Hotelsafe gelegt werden müssen. Auch das sollte man im eigenen Vertrag nachlesen.

Ohnehin zahlen Versicherungen oft nur dann, wenn ein Einbruch stattgefunden hat. Die offen gelassene Zimmertür könnte ein Ausschlusskriterium sein. Auch beim Mietwagen muss quasi in das ordnungsgemäß verschlossene Fahrzeug eingebrochen worden sein. Zum Beispiel durch das Zerschlagen einer Scheibe. Man tut gut daran, das zu dokumentieren bzw. die Polizei hinzuzuziehen. Peter Grieble von der Verbraucherzentrale verweist darauf, dass viele Reisegepäckversicherungen nur zahlen, wenn das Gepäck tagsüber aus dem Auto entwendet wurde, bei der Hausratversicherung gilt der Schutz rund um die Uhr.

Wer statt eines Koffers ein zerquetschtes Etwas vom Gepäckband zurückbekommt, wird von Airlines gern abgewiesen. Peter Grieble von der Verbraucherzentrale räumt ein, dass der Beweis natürlich schwierig ist, dass der Koffer bei der Aufgabe noch in Ordnung war. Fotos können hier helfen. Unabhängig davon ist der zerstörte Koffer eigentlich keine Angelegenheit für die Hausratversicherung oder den Gepäckversicherer.

Verursacher wären dann die Airline oder der Veranstalter. Wenn das Gepäck auf Dauer verschwunden bleibt, dann ist ebenso die Airline am Zug. Dazu gebe es internationale Abkommen, sagt Peter Grieble. Allerdings weist die Verbraucherzentrale auch auf die Grenzen hin. So liegt die Haftungshöchstgrenze für zerstörtes, beschädigtes oder verspätetes Gepäck derzeit bei ungefähr 1.600 Euro pro Passagier - nicht pro Koffer.

Dafür muss man den entstandenen Schaden nachweisen, durch eine genaue Beschreibung oder besser noch durch Fotos, die man zum Beispiel vom Kofferinhalt gemacht hat. Es ist aber immer ratsam, keine allzu wertvollen Dinge ins Aufgabegepäck zu packen.

Hier führen wir einen neuen Begriff ein: die Inhaltsversicherung. Anders als beim Einbruch in den normalen Pkw greift die Hausratversicherung beim Wohnmobil nämlich nicht. Hier wäre eine Inhaltsversicherung sinnvoll, die gestohlene Gegenstände (Raub, Einbruch oder Diebstahl des ganzen Fahrzeugs), aber auch Schäden durch Feuer und Explosion und dazu Elementarereignisse wie Sturm, Hagel, Blitzschlag oder Überschwemmung absichert.

Wichtig dabei: Die Gegenstände müssen sich im Wohnmobil befinden, nicht im Vorzelt. Und auch hier gibt es mitunter Einschränkungen: Häufig sind Bargeld, Geldkarten, Wertpapiere und Schmuck nicht versichert.

Ohne Krankenversicherungsschutz sollte man auf keinen Fall reisen. Auch in Europa ist unter Umständen eine Reisekrankenversicherung sinnvoll, obwohl die Versicherungskarte der Gesetzlichen Krankenkasse vermeintlich alles abdeckt. Denn oft ist nur der Standard des Urlaubslandes das Maß aller Dinge. Mehr dazu und zum Thema Reiserücktritt- und Reiseabbruchversicherungen finden Sie hier.

MDR (rom)