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Asphalt-Mafia Abzocke: Wenn aus 2.400 Euro 12.000 Euro werden

01. April 2025, 09:58 Uhr

Die Polizei warnt vor Abzocke bei Handwerkerarbeiten. Eine Frau aus Leipzig willigte ein, 2.400 Euro für das Ausbessern von Schlaglöchern zu zahlen. Am Ende wurden 12.000 Euro verlangt. Wir erklären, worauf geachtet werden sollte, damit man nicht über den Tisch gezogen werden kann.

Betroffene aus Leipzig mit blauem Auge davon gekommen

Antje Stengel aus Leipzig wurde angeboten, Schlaglöcher auf einem Firmengelände unkompliziert ausgebessert zu bekommen. Und der Asphalt stand natürlich gebrauchsfertig schon vor der Tür. Von einer anderen Baustelle sei noch Asphalt übrig, der jetzt schnell zum Einsatz kommen könnte. Ihr sei gesagt worden, dass das Material kostenlos sei und nur die Arbeitsleistung berechnet werden würde.

"Wir sind dann gemeinsam auf den Hof gegangen und haben uns angeschaut, inwieweit der Bedarf besteht", erklärt Antje Stengel gegenüber dem MDR-Magazin "Kripo live". 2.400 Euro seien als Rechnungssumme vereinbart worden. Sie habe die Männer dann in Ruhe arbeiten lassen. Am Ende dann die böse Überraschung: Es wurde eine viel größere Fläche Asphalt aufgebracht, als abgesprochen. Dafür sollte sie dann plötzlich 12.000 Euro zahlen, also weit mehr als das Vierfache des ursprünglich vereinbarten Betrages. Der Preis sei ihr genannt worden, als wäre er völlig normal. "Ich fand das einfach eine Unverschämtheit, mit was für einer Kaltschnäuzigkeit die hier vorgegangen sind und vor allen Dingen mir auch noch freundlich ins Gesicht zu lügen und mein Vertrauen auszunutzen", erinnert sich Antje Stengel.

Ich fand das einfach eine Unverschämtheit, mit was für einer Kaltschnäuzigkeit die hier vorgegangen sind.

Antje Stengel, wehrte sich gegen den Wucher

Trotz Aufforderung sei ihr keine korrekte Rechnung ausgestellt worden. Sie hat deswegen nichts bezahlt. Sie hat sich auch von mehrfachen Geldforderungen, die mit Drohungen bekräftigt wurden, nicht einschüchtern lassen. Sie hat herausgefunden, dass die angegebene Adresse und Umsatzsteuernummer falsch waren und Anzeige gegen die Betrüger gestellt. Die Ermittlungen wurden wieder eingestellt, weil kein Schaden entstanden ist. Deshalb geht sie nun mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit, um andere zu warnen.

Die Masche: Verlockendes Angebot unter Zeitdruck

Die Betrugsmasche ist nicht neu, aber sie funktioniert leider immer wieder: Menschen stellen sich als Handwerker vor und erklären, sie könnten besonders kostengünstig und sofort Reparaturen durchführen. Das Angebot klingt verlockend, kann doch so Zeit für die Beauftragung einer anderen Firma und auch Geld gespart werden.

Eine Frau in Polizeiuniform
Zeitdruck und ein schlechtes Gewissen sollen Betroffene zu den überteuerten Zahlungen verleiten, weiß Sandra Freitag von der Polizei Leipzig. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die Polizei kennt diese Masche nur zu gut. "Die Anbieter geben vor, dass es nur heute verfügbares Material gibt, dass es auch sehr schnell gehen muss. Gerade bei Teer handelt sich um Material, was sehr schnell verbaut werden muss, dass auch nur heute so günstig ist. Und die Geschädigten gehen natürlich im vermeintlichen Glauben, ein gutes Geschäft abzuschließen, auf den Deal ein", sagt Sandra Freitag von der Polizei Leipzig gegenüber "Kripo live" zum Vorgehen der sogenannten Asphalt-Mafia. "Die Bauarbeiter appellieren dann an das Gewissen der Auftraggeber, dass eine gute Arbeit vollzogen wurde und die natürlich auch entlohnt werden muss. Das soll die Auftraggeber natürlich unter Zahlungsdruck setzen", erklärt sie zur Masche.

Gut zu wissen Wenn heute von Teer die Rede ist, wird dies in der Regel umgangssprachlich für den Straßenbelag verwendet. Schon seit Jahrzehnten wird Bitumen als Bindemittel für Asphalt verwendet und nicht mehr gesundheitsschädliches Teer.
(Ergänzung der Redaktion vom 31.03.)

So schützen Sie sich vor unseriösen Handwerkern – Tipps der Polizei

  • Seriöse Firmen bieten ihre Arbeit nicht durch "Klingelputzen und Haustürgeschäfte" an.
  • Ausgehändigte Visitenkarten könnten gefälscht sein.
  • Gehen Sie nicht auf riskante Haustürgeschäfte ein.
  • Prüfen Sie die Kontaktmöglichkeiten: Seriöse Firmen haben neben einer Handynummer auch einen Festnetzanschluss und sind im Internet und anderen Quellen recherchierbar.
  • Fragen Sie bei dem angegebenen Betrieb selber nach und prüfen Sie, warum der Auftrag so günstig sein soll.  
  • Ziel der Kolonne ist es, den seriösen Eindruck einer ortsansässigen Firma zu vermitteln, um sich Ihr Vertrauen zu erschleichen.
  • Informieren Sie sich bei der Kreishandwerkerschaft über die Firma.
  • Leisten Sie auf keinen Fall Vorkasse, wenn die ausführende Firma Ihnen nicht seriös vorkommt.
  • Üblicherweise erhalten Sie keine Rechnungen, können die Arbeiten demzufolge steuerlich nicht absetzen und bleiben auf einem möglichen Schaden sitzen!
  • Greifen Sie auf regionale Produktanbieter zurück und überzeugen Sie sich selbst vor Ort.
  • Informieren Sie bei Betrugsverdacht sofort die Polizei.
  • Machen Sie Fotos von den angeblichen Schäden, die man bei Ihnen entdeckt hat, bevor diese repariert werden.
  • Notieren Sie sich bei Verdacht auf Betrug die Fahrzeugkennzeichen und machen Sie für die spätere Beweisführung Fotos von Personen und Fahrzeugen.

MDR (cbr)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Kripo live | 30. März 2025 | 19:50 Uhr

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