Eine junge Frau wedelt mit Geldscheinen
Wie viel jeder sparen muss, um finaziell unabhängig zu werden, kommt auf die jeweiligen Lebensumstände an. Hier heißt es, gut durchrechnen und nicht zu knapp kalkulieren. Bildrechte: IMAGO/Zoonar II

Frugalismus Finanziell frei sein durch Extremsparen

26. Dezember 2024, 11:45 Uhr

Auf Dinge verzichten, die nicht unbedingt nötig sind und damit möglichst viel Geld sparen. Frugalisten wollen so schnell ihre finanzielle Unabhängigkeit erreichen oder auch mit 40 nicht mehr arbeiten müssen. Doch wie geht das?

Frugalismus kommt vom lateinischen Wort "frugalis", was so viel heißt wie "einfach" und "bescheiden" sein. Frugalisten versuchen, so wenig wie möglich Geld auszugeben, um schnell viel davon auf die hohe Kante legen zu können. Ihr Wunsch: finanziell unabhängig sein, so bald wie möglich.

Lebensphilosophie aus den USA rübergeschwappt

Als Vorläufer gilt die FIRE-Bewegung während der Finanzkrise 2008 in den USA. Die Anhänger strichen für sie unnötigen Konsum, um für später vorzusorgen. "FIRE" steht für "Financial Independence, Retire Early". Ins Deutsche übersetzt heißt dies soviel wie "Finanzielle Unabhängigkeit, frühzeitiger Ruhestand". 

Wer mehr von seinem Einkommen weglegen kann, kommt in der Regel auch schneller zum Ziel. Damit haben es Besserverdiener rein rechnerisch einfacher, hohe Sparquoten zu erzielen. Wer alleine lebt und 2.000 Euro netto hat, kann nicht 1.500 Euro sparen wie jene, die vielleicht als Single 4.000 Euro netto verdienen. Um das Gesparte weiter anwachsen zu lassen, kommen oft Geldanlagen wie Immobilien, Aktienfonds oder bei besonders Risikofreudigen auch Investitionen in Kryptowährungen ins Spiel. Je höher die Rendite, desto besser. Doch Vorsicht: Höhere Erträge sind oft mit mehr Kursunsicherheiten bei der Geldanlage verbunden. Das muss man sich aber leisten können. Und: Auch auf die Regeln zur Versteuerung von Kapitalerträgen achten und das in der Rechnung einplanen.

Sparen, sparen, sparen

Frugalisten schauen genau auf ihre Einnahmen und Ausgaben: Ist das Auto nötig oder reicht auch das Fahrrad für alle wichtigen Wege? Kann es eine kleinere und günstigere Wohnung sein? Lieber selber kochen als ins Restaurant gehen? Was kann man auch getrost gebraucht kaufen? Gibt es ein kostengünstigeres Hobby? Oder welche Freizeitaktivitäten kann man immer oder an bestimmten Tagen sogar mit kostenlosem Eintritt in Museen und Co. erleben?

Sonst bedienen sich Frugalisten natürlich gerne auch der landläufigen Spartipps: auf Rabatte achten, in kostengünstigere Verträge wechseln (Strom, Telefon, Konto und dergleichen), Preise vergleichen und auch in anderen Läden als sonst zuschlagen. Gibt es im Preis gesenkte Lebensmittel, die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums sind? – So viel wie mögliche Sparpotenziale werden ausgelotet, um die Lebenshaltungskosten zu senken.

Nicht selten wird auch ein Haushaltsbuch geführt, um alles im Blick zu haben. Beliebt ist die Umschlag-Methode – bei der ein bestimmtes Geldkontingent festgelegt wird und in Kuverts für verschiedene Posten wie "Urlaub", "Kleidung", "Lebensmittel" und so weiter bereits vorab aufgeteilt wird. Ähnlich können verschiedene Konten helfen, den Überblick zu behalten, was wohin abgeht.

Extremsparquoten Frugalisten streben hohe Sparquoten an und kommen dabei bei entsprechendem Verdienst auch auf bis zu 80 Prozent des Monatseinkommens. Und das ist immens: Die durchschnittliche Sparquote in Deutschland liegt bei elf Prozent.

Also mit 40 in Rente?

Nicht alle Frugalisten wollen so schnell wie möglich einfach nicht mehr arbeiten. Der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit vereint sie aber alle. "Jeder definiert das anders. Vielen Frugalisten geht es hauptsächlich darum, ihre Ausgaben aus dem ersparten Vermögen zu bestreiten, ohne aktiv noch dafür arbeiten zu müssen. Es gibt aber auch Leute, für die bedeutet finanziell frei zu sein, einfach keine finanziellen Sorgen mehr haben zu müssen. Die müssen oder wollen vielleicht auch gar nicht eher aufhören zu arbeiten. Andere wiederum sind froh, aus ihrem Hamsterrad Job endlich herauszukommen und damit einfach die Wahlfreiheit zu haben, selbst zu entscheiden, was sie machen wollen", erklärt Katharina Lüth von der Plattform "Weltsparen" im MDR-YouTube-Format "Was kostet" zum Thema Frugalismus.

Welche Summe sollte gespart werden?

Unter Frugalisten gilt das Motto, wer das 25-Fache von dem angespart hat, was er später pro Jahr ausgeben will, hat sein Sparziel erreicht. Oder anders gesagt, man sollte nicht mehr als vier Prozent des Ersparten pro Jahr dann verbrauchen. Beispiel: Wer also 20.000 Euro im Jahr braucht, sollte demnach 500.000 Euro zurückgelegt haben. Aber auch hier gilt Vorsicht. Keiner weiß, wie viele Jahre noch vor ihm liegen. Variablen wie Inflation, gesundheitliche Einschränkungen, ein zusammenstürzender Finanzmarkt und damit weniger als die eingeplante Rendite sind ebenso schwer vorhersehbar.

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MDR (cbr)

Dieses Thema im Programm: Was kostet? - auf YouTube | 26. November 2024 | 18:00 Uhr

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