Ein Mauszeiger auf einem Computermonitor wählt die Bezahlung per SEPA-Lastschrift aus. 7 min
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Die SEPA-Lastschrift gilt als eine der sichersten Zahlungsmethoden. Und ausgerechnet sie wird jetzt von Betrügern im großen Stil für eine neue Masche genutzt, mit der sie jeden treffen können, der ein Girokonto hat.

MDR THÜRINGEN - Das Radio Mi 04.09.2024 11:05Uhr 07:27 min

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Finanzen Lastschriftbetrug mit Deutschlandtickets - So schützen Sie sich

08. September 2024, 09:00 Uhr

Die SEPA-Lastschrift gilt als weitgehend sichere Zahlungsmethode. Doch aktuell wird sie von Betrügern in großem Stil genutzt, um illegal Abos für Deutschlandtickets abzuschließen und weiter zu verkaufen. So können Sie sich schützen.

Es geht um eine Betrugsmasche, mit der die Täter tatsächlich schon einen Millionenschaden angerichtet haben. Ein Zuschauer wandte sich kürzlich an die SWR-Sendung "Marktcheck" mit dem Hinweis, dass er in seiner Banking-App auf einmal 30 Anmeldungen für Abbuchungen per SEPA-Lastschrift über jeweils 49 Euro für Deutschlandtickets registrierte. Das macht eine monatliche Summe von insgesamt fast 1.500 Euro aus. Und das von einer Verkehrsgesellschaft, mit welcher der Zuschauer noch nie zu tun hatte. Zwar ließ er die Abbuchungen zurückgehen, aber dann kamen neue Abbuchungsversuche und später eine Menge Mahnschreiben.

Nach Recherchen der Marktcheck-Redaktion gibt es solche Fälle in Deutschland tausendfach. Fast jedes Verkehrsunternehmen, über das das Deutschlandticket verkauft wird, kennt diese Betrugsmasche. Wenn die Kontobesitzer die Abbuchungen bemerken und sie zurückgehen lassen, dann hat das Verkehrsunternehmen den Schaden. Andernfalls zahlt der Kontobesitzer für das Deutschlandticket der Betrüger, wenn er es nicht bemerkt oder nichts unternimmt.

So funktioniert die Betrugsmasche mit den illegalen Abbuchungen

Alles, was die Betrüger brauchen, ist eine gültige Kontonummer und den Namen des Kontobesitzers. Das geben sie beides bei der Bestellung des Deutschlandtickets an. Und das genügt dem Verkehrsunternehmen beziehungsweise seinem Zahlungsdienstleister. Diese buchen das Geld einfach von dem angegebenen Konto ab, ohne zu prüfen, ob der Kontobesitzer wirklich der Besteller ist. Weder das Verkehrsunternehmen noch die Bank verstoßen damit gegen irgendwelche Regeln. Es gibt keine gesetzliche Pflicht zur Überprüfung. Solange sich keiner beschwert oder die Lastschrift zurückgehen lässt, wird einfach gebucht.

Die Betrüger verkaufen die Deutschlandtickets dann billiger weiter, teilweise zum halben Preis und weniger. Angeboten werden sie zum Beispiel in Telegram-Kanälen oder auch auf einer Website, die ganz ähnlich aussieht wie eine Website der Deutschen Bahn. Kaufen Sie kein solches Ticket! Wenn es als betrügerisch erkannt wird, sperrt es die Verkehrsgesellschaft und dann fährt man schwarz und trägt möglicherweise auch noch darüber hinaus Konsequenzen.

Auch andere Unternehmen und Dienstleistungen sind betroffen

Die Verkehrsunternehmen haben inzwischen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Aber man kann ja alles Mögliche mit SEPA-Lastschrift bezahlen. Und da funktioniert der Betrug auch oft und immer noch, zum Beispiel bei Online-Abos von Zeitungen.

So kommen die Betrüger an die Bankdaten

Die Bankdaten haben die Täter aus verschiedenen Quellen, zum Beispiel durch Phishing-Attacken oder auch, wenn die Kundendatenbanken von Unternehmen gehackt worden sind. Diese Daten werden im Darknet gehandelt, um damit genau diese Art von Betrug zu begehen.

So schützen Sie sich

Verbraucherschützer sehen diese Sicherheitslücke extrem kritisch und fordern, dass der Gesetzgeber die Unternehmen und Banken zwingt, den Kontobesitzer besser zu schützen. Sie sprechen davon, dass hier die Sicherheit zugunsten von Geschwindigkeit und Bequemlichkeit geopfert wird. Bis es aber eine neue Regelung gibt, hilft nur eins: Die Kontoauszüge regelmäßig kontrollieren und überprüfen, ob man wirklich alles selbst in Auftrag gegeben hat, was man bezahlt.

Wenn nicht, dann kann man Lastschriften normalerweise innerhalb von acht Wochen zurückbuchen lassen, bei betrügerischen Abbuchungen sogar bis zu 13 Monate.

Ist man schon Opfer eines Betrugsversuch geworden, sollte man über einen Wechsel der Kontonummer nachdenken, denn dann ist es sehr wahrscheinlich, dass es die Betrüger wieder versuchen werden, mit dieser oder mit einer anderen Masche.

Quellen: Jens Schreglmann (SWR Marktcheck), Ralf Reichertz (Verbraucherzentrale Thüringen, MDR THÜRINGEN (dgr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag | 04. September 2024 | 11:05 Uhr

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