Selber Energie erzeugen Was spart man mit einem Balkonkraftwerk?
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26. August 2024, 18:16 Uhr
Bei den teuren Strompreisen suchen viele nach Möglichkeiten, die Kosten zu senken. Mit einem Balkonkraftwerk kann Energie in Eigenregie erzeugt werden. Doch wie viel? Wann sind die Kosten für das Gerät wieder drin?
Inhalt des Artikels:
- Neu: Anmeldung vereinfacht und Einspeisung soll bis 800 Watt erlaubt werden
- Staat unterstützt Anschaffung von Mini-Solaranlagen
- Geld sparen bei den Stromkosten durch Solarenergie
- Größe, Standort, Vermieter fragen
- Was kann nun gespart werden? – Eine Beispielrechnung
- Fördergelder checken
- Besonderer Klärungsbedarf bei Hochhäusern
Neu: Anmeldung vereinfacht und Einspeisung soll bis 800 Watt erlaubt werden
Im Mai 2024 wurde das Solarpaket 1 verabschiedet, womit die Regelungen für Verbraucher noch einmal gelockert wurden, um privat ein Balkonkraftwerk zur Stromgewinnung zu nutzen. Die Anlagen können nun auch mit alten Stromzählern (Ferraris-Zähler) in Betrieb genommen werden, wenn sie noch keine Rückwärtslaufsperre besitzen. Hier werden Netz- und Messstellenbetreiber in die Pflicht genommen, diese in absehbarer Zeit zu tauschen. Dabei muss der Verbraucher nicht aktiv werden.
Es soll auch erlaubt werden, statt wie zuvor bis zu 600 Watt nun bis zu 800 Watt ins Stromnetz einzuspeisen. Der Wert gilt jeweils für einen Stromzähler. Ist etwa nur ein Stromzähler in einem Wohnhaus vorhanden, kann auch nur einmal der Maximalwert eingespeist werden.
Achtung: 800 Watt-Grenze gilt noch nicht!
"Derzeit darf der Wechselrichter einer Balkonsolaranlage eine Nennleistung von maximal 600 Watt beziehungsweise Voltampere haben", erklärt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz auf MDR-Nachfrage. Weiterhin heißt es im Schreiben: "Derzeit wird von der Deutschen Kommission Elektrotechnik (DKE) im VDE eine Produktnorm zu Steckersolargeräten erarbeitet, die zukünftig Wechselrichterleistungen bis 800 Watt beziehungsweise Voltampere erlauben würde. Daher wurden Steckersolargeräte im Solarpaket bereits mit 800 Watt Wechselrichterleistung definiert. Diese Definition nimmt allerdings nicht die möglichen Änderungen in der technischen Normung vorweg."
"Bislang gibt es noch keine Produktnorm für das Gesamtprodukt Balkonkraftwerk", erklärt der VDE auf MDR-Nachfrage. Daran werde derzeit gearbeitet. Es sei zu erwarten, dass sie bis Ende des Jahres noch vorläge. Bis dahin gilt weiter die Grenze von 600 Watt.
Seit April 2024 ist bereits die Anmeldung eines neuen Balkonkraftwerks mit bis zu 600 Watt Einspeiseleistung einfacher. Es muss innerhalb eines Monats nach Inbetriebnahme nur noch ins sogenannte Marktstammdatenregister eingetragen werden. Das ist aber reine Formsache, denn eine Genehmigung braucht man nicht. Die nötigen Unterlagen gibt es meist vom Hersteller zur Anlage dazu. Eine Meldung beim Netzbetreiber ist nun nicht mehr nötig.
Staat unterstützt Anschaffung von Mini-Solaranlagen
Mini-Solaranlagen sind gefragt wie nie. Die Bundesregierung hat darauf reagiert und unterstützt die Anschaffung bereits seit 2023 finanziell, indem die Mehrwertsteuer auf derartige Geräte für den Privatgebrauch erlassen wurde. Dies wurde mit dem Jahressteuergesetz 2022 beschlossen. Laut Marktstammdatenregister waren bis Ende 2023 bereits 400.000 Geräte registriert, alleine 300.000 im Laufe des Jahres 2023.
Geld sparen bei den Stromkosten durch Solarenergie
Trifft Sonne auf die Anlage, wird Energie erzeugt, die direkt ins Hausnetz fließt. Möglich wird dies durch einen zwischengeschalteten Wechselrichter, der den erzeugten Gleichstrom in den im Haushalt anliegenden Wechselstrom umwandelt.
Die angeschlossenen Geräte ziehen zuerst den vom Balkonkraftwerk erzeugten Strom. Dadurch wird dann weniger vom "herkömmlichen" Strom des Energieversorgers aus der Leitung verbraucht. Erzeugt die Mini-Solaranage durch viel Sonne viel Strom, kann der Stromzähler auch mal ganz stehen bleiben – ist die Ausbeute geringer, dreht er sich langsamer. Was zu viel produziert wird, fließt ins Stromnetz ab. Mit Batterien könnte dies zwar gespeichert werden, aber dafür fallen wieder Kosten an.
Größe, Standort, Vermieter fragen
Balkonkraftwerke bestehen meist aus Solarmodulen mit einer Höhe von rund einem Meter und einer Länge von 1,70 Meter. Die Dicke beträgt rund drei Zentimeter. Die Geräte gibt es bestehend aus einem Modul oder zwei Modulen, der Wechselrichter sorgt dafür, dass auch nicht mehr als die erlaubte Watt-Obergrenze eingespeist werden können, auch wenn etwa zwei Panele mit je 450 Watt Nennleistung kombiniert werden. Die Preise für Stecker-Solaranlagen sind seit Beginn des Krieges in der Ukraine stark gestiegen, sinken aber derzeit saisonal bedingt gerade. 300-Watt-Anlagen gibt es bereits im Schnitt für unter 300 Euro, für 600 Watt muss man 450 Euro oder mehr zahlen. Tipp: Nicht vergessen darauf zu achten, welche Befestigungsmaterialien schon enthalten sind.
"Ein Balkonkraftwerk darf nach den aktuell gültigen Regeln nicht an eine herkömmliche Haushaltssteckdose angeschlossen werden. Es gibt zwei Möglichkeiten: Ein Anschluss ist entweder mit einer Energiesteckvorrichtung erlaubt, für die eine spezielle Energiesteckdose vorhanden sein muss, oder eine Elektrofachkraft muss das Balkonkraftwerk direkt verdrahten", erklärt der VDE auf MDR-Nachfrage zur Montage. Ist eine für Balkonkraftwerke erforderliche Energiesteckdose vorhanden, kann bis zu einer Einspeiseleistung von 600 Watt laut Angaben des Verbandes die Montage auch von Laien vorgenommen werden, sonst darf dies nur eine Fachkraft tun.
Achtung "Bei einem Gerät mit 800 Watt Einspeiseleistung ist es derzeit auch noch erforderlich, dass eine Elektrofachkraft beim Netzbetreiber die Inbetriebnahme meldet", erklärt der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) auf MDR-Anfrage.
Ein Balkonkraftwerk macht nur dann Sinn, wenn auch genügend Sonne da ist. Ein Südbalkon ist ideal, bei einer Ost- und Westausrichtung lohnt sich die Anschaffung auch, beim Nordbalkon nicht. Bevor aber mit der Montage losgelegt wird, muss der Vermieter einverstanden sein. Gehört die Wohnung einer Eigentumsgemeinschaft, muss diese mehrheitlich zustimmen. Sonst bleibt auch immer die Möglichkeit, die Mini-Solaranlage auf dem Balkon aufzustellen. In jedem Fall sollten Größe und Beschaffenheit von Balkon und Anlage vorab geprüft werden.
Wichtig ist auf jeden Fall: Die Anlage (ein Wechselrichter) darf nie an eine Mehrfach-Verteilersteckdose angeschlossen werden. Grund: Hier bestünde die Gefahr einer Überhitzung und damit im schlimmsten Fall einem Brand.
Tipp Am effizientesten ist es, wenn die Energie verbraucht wird, wenn sie erzeugt wird. Hierfür können Geräte wie Geschirrspüler oder Waschmaschine auch per Zeitsteuerung an das Stromnetz zugeschalten werden, wenn etwa Mittag oder Nachmittag keiner daheim ist.
Was kann nun gespart werden? – Eine Beispielrechnung
Wie viel Strom eine Balkonkraftwerk pro Jahr erzeugen kann, hängt von den Standortbedingungen ab. Die Angaben der Anbieter unterscheiden sich auch entsprechend. Für die Beispielrechnung gehen wir von zwei Modulen mit einer Gesamtleistung von 800 Watt und einem durchschnittlichen Ertrag von 800 kWh im Jahr aus. Das ist ein Idealwert, meist liegt er aber bei maximal 600 kWh. Legt man einen Strompreis von 40 Cent zugrunde, spart man mit dem Beispielgerät circa 320 Euro pro Jahr an Stromkosten. Dann würden sich die Anschaffungskosten bereits etwas mehr als 2,5 Jahren rechnen.
Liegt der Strompreis höher, würde sich das Balkonkraftwerk noch schneller rechnen, wenn die Preise für die Geräte nicht in größerem Maße ansteigen. Nach Anbieterangaben haben Balkonkraftwerke eine Laufzeit von bis zu 25 Jahren. Wechselrichter haben eine Lebensdauer von zehn bis 15 Jahren und müssen so gegebenenfalls ausgetauscht werden. Wer eine Balkonsteckdose installieren lassen muss, muss diese Kosten bei der Kalkulation auch noch mit einplanen.
Tipp Regelmäßig reinigen und darauf achten, dass möglichst nicht unnötig Schatten auf die Anlage fällt.
Fördergelder checken
Wer sich ein Balkonkraftwerk zulegen will, sollte sich Fördergelder von Kommunen, Bundesländern und Regionalverbänden nicht entgehen lassen. Eine bundesweite Förderung gibt es derzeit nicht.
Besonderer Klärungsbedarf bei Hochhäusern
Wer eine Fotovoltaik-Anlage am Balkon eines Hochauses anbringen möchte, steht vor größeren Hürden. Die Stadt Jena etwa weist darauf hin, dass es für Gebäude mit einer Höhe von über 22 Metern Sonderregeln gibt. Deswegen ist hier ein Baugenehmigungsverfahren vorgeschrieben. Besonderes Augenmerk liegt hier unter anderem auf dem Brandschutz.
Auch sind besondere Absicherungsmaßnahmen nötig. "Je höher das Gebäude, desto problematischer die Risiken aus der Höhe selbst und aus der Windlast", erklärt Frank Emrich, Direktor des Verbands Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft.
Ein Mieter in einem Berliner Hochhaus musste seine an der Fassade angebrachte Solaranlage wieder abmontieren. Nun steht sie auf seinem Balkon. "Ich habe mir eine Konstruktion ausgedacht, um die Anlage innerhalb des Balkons aufzubauen, so wie es genehmigt, beziehungsweise geduldet wird. Das Problem ist: Sie nimmt uns innen drin Licht weg und verschattet uns den Innenraum", erklärte der Mieter dazu im MDR-Magazin "Umschau".
MDR (cbr)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 11. Juni 2024 | 06:00 Uhr