Fußball-WM in Katar Bundesinnenministerin Faeser verurteilt homophobe Aussage
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08. November 2022, 18:05 Uhr
Knapp zwei Wochen vor Start der Fußball-WM in Katar hatte sich der katarische WM-Botschafter homophob geäußert. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte, "solche Aussagen sind schrecklich". Erst vor einer Woche hatte Faeser gesagt, alle Fußballfans die im Emirat vor Ort die WM verfolgen wollten, seien sicher. Der Schwulen- und Lesbenverband in Deutschland forderte nun jedoch erneut eine Reisewarnung für queere Menschen.
- Bundesinnenministerin Faeser zeigt sich bestürzt über Aussagen des WM-Botschafters.
- Faeser verspricht allen Fußballfans, die nach Katar reisen, eine Sicherheitsgarantie.
- Schwulen- und Lesbenverband fordert eine ausdrückliche Reisewarnung für queere Menschen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat sich nach den jüngsten homophoben Äußerungen eines offiziellen WM-Botschafters bestürzt gezeigt. "Solche Aussagen sind schrecklich", betonte die auch für den Sport zuständige SPD-Politikerin: "Und das ist auch der Grund, warum wir daran arbeiten, die Dinge in Katar in Zukunft hoffentlich zu verbessern." Der katarische WM-Botschafter Khalid Salman hatte sich in der ZDF-Dokumentation "Geheimsache Katar" deutlich homophob geäußert.
"Während der WM werden viele Dinge hier ins Land kommen. Lass uns zum Beispiel über Schwule reden", sagte Salman in einem Interview in der ZDF-Dokumentation "Geheimsache Katar", das am Montagabend in Auszügen im "heute journal" ausgestrahlt wurde. "Das Wichtigste ist doch: Jeder wird akzeptieren, dass sie hier herkommen. Aber sie werden unsere Regeln akzeptieren müssen." Schwulsein sei "haram" und damit verboten, fügte Salman hinzu. "Es ist ein geistiger Schaden." An dieser Stelle wurde das Interview nach ZDF-Angaben durch den Pressesprecher des WM-Organisationskomitees abgebrochen.
Der ehemalige Grünen-Politiker Volker Beck kritisierte die Aussagen von Khalid Salman. Im Gespräch mit MDR-AKTUELL sprach er die schlechte Menschenrechtslage in Katar an. "Wenn man erwischt wird, kann man eine langjährige Gefängnisstrafe kriegen und Peitschenhiebe. An 80 Peitschenhieben kann man auch schon mal sterben."
Homosexualität in Katar strafbar
Katar steht als WM-Gastgeber wegen der Menschenrechtslage in dem Land schon lange in der Kritik. Homosexualität ist in dem Emirat strafbar. Faeser hatte bei einer Reise nach Katar vor einer Woche nach eigenen Angaben aber eine Zusage für die Sicherheit aller anreisenden Fußballfans erhalten. "Alle Menschen, egal woher sie kommen, wen sie lieben und woran sie glauben, müssen bei der WM sicher sein: Jeder Fan muss sich frei und ohne Angst bewegen können", hatte Faeser zum Abschluss ihrer Reise gesagt. Diese "Sicherheitsgarantie" habe ihr Katars Regierungschef Chalid bin Chalifa bin Abdulasis al-Thani gegeben.
Faeser geht auch nach den Äußerungen des WM-Botschafters davon aus, dass die "Sicherheitsgarantie" des Regierungschefs weiter gilt. Sie habe "keine neuen Anzeichen von ihm selbst, dass sich daran etwas geändert haben sollte", sagte die SPD-Politikerin am Dienstag.
Lesben-und Schwulenverband fordert Reisewarnung
Anders sieht das der Lesben- und Schwulenverband (LSVD), der eine ausdrückliche Reisewarnung des Auswärtigen Amts für Lesben, Schwule und andere queere Menschen fordert. Die Aussagen des katarischen WM-Botschafters seien "verstörend und dennoch keine Überraschung", da sie die "homosexuellenfeindliche Grundhaltung des Regimes in Katar" offenbarten. Die Bundesregierung solle nun konsequent alle diplomatischen Reisen während und zur WM in Katar abzusagen, forderte der LSVD. Fußball-Fans sollten die WM boykottieren.
Auch der Sprecher für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI) der FDP-Fraktion im Bundestag, Jürgen Lenders, erklärte, Salmans Aussagen zeigten, "dass Katar ein homophobes Land sei, in dem die Rechte von queeren Menschen missachtet werden." Sie würden in Katar "kriminalisiert und verfolgt". "Wir sollten die WM dafür nutzen, um auf die höchst problematische Lage der LSBTI-Community in Katar hinzuweisen und die Community vor Ort unterstützen", forderte Lenders.
dpa, AFP, SID (kar)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 08. November 2022 | 14:00 Uhr
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