Nach Faeser-Kritik Katar wirft Bundesregierung Doppelmoral vor

07. November 2022, 08:27 Uhr

Katars Außenminister hat der Bundesregierung "Doppelmoral" vorgeworfen. Einerseits informiere sie falsch über die Lage in seinem Land, andererseits habe sie aber kein Problem mit einer Energiepartnerschaft.

Katar hat erneut verärgert auf deutsche Kritik an der Menschenrechtslage in dem arabischen Land reagiert. Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani warf in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) der Bundesregierung eine "Doppelmoral" vor. Auf der einen Seite informiere sie die deutsche Bevölkerung falsch über sein Land. Auf der anderen Seite habe die deutsche Regierung aber kein Problem mit Katar, wenn es um Energiepartnerschaften oder um die Rettung deutscher Staatsbürger aus Afghanistan gehe.

Faesers Garantieforderung für LGBT-Community

Thani sagte der FAZ: "Wenn wir eine Fußball-Weltmeisterschaft ausrichten, diesen Moment genießen und zusammen mit der deutschen Mannschaft feiern wollen, dann gelten auf einmal andere Maßstäbe." Grund für den neusten Unmut der katarischen Regierung sind Äußerungen von Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die unter anderem Sicherheitsgarantien für die LGBT-Community verlangt hatte.

Nach Angaben von Al Thani sind solche Forderungen "überhaupt nicht notwendig". Sein Land habe wiederholt klargestellt, dass jeder in Katar willkommen sei und niemand diskriminiert werde. Die Sicherheitskräfte hätten die klare Anweisung, nur dann einzuschreiten, wenn die Sicherheit von Fans durch Gewalt gefährdet werde. Es sei "bedauerlich, wenn Politiker versuchen, sich nach innen auf unsere Kosten zu profilieren und Punkte zu machen", sagte Al Thani. Faeser nannte er dabei nicht namentlich.

Thani beklagt "Fehlinformationen"

Al Thani betonte, dass seine Regierung konstruktiver Kritik immer offen gegenübergestanden habe. "Aber wenn aus einer Regierung, die angeblich mit uns zusammenarbeitet und die über alle Entwicklungen und Reformen Bescheid weiß, Äußerungen kommen, die auf Fehlinformationen beruhen und ein falsches Bild erzeugen, dann können wir das nicht hinnehmen."

Ab dem 20. November findet in dem Golf-Staat die Fußball-Weltmeisterschaft statt, die sowohl wegen des Termins Ende des Jahres als auch wegen Menschenrechtsvorwürfen gegen das Land umstritten ist. Beim Bau der Stadien sollen zahlreiche Arbeiter gestorben sein. Kanzler Olaf Scholz hatte bei seinem Besuch in Katar von Fortschritten bei der Behandlung der Beschäftigten gesprochen, auch wenn die Zustände in Katar nicht den deutschen entsprächen.

MDR/Reuters (dni)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 06. November 2022 | 21:00 Uhr

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