Gazakrieg Erneuter Militäreinsatz in Chan Junis
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24. März 2024, 20:27 Uhr
Chan Junis im Süden des Gazastreifens ist erneut Ziel eines Einsatzes der israelischen Armee. Bundesaußenministerin Baerbock unterstrich indes ihre Forderung nach einer humanitären Feuerpause, die Israel bereits zurückwies. Die USA schlossen Konsequenzen bei einem möglichen Angriff auf die Stadt Rafah nicht aus.
- Israel meldet den Tod von 252 Soldaten seit Beginn des Krieges.
- Außenministerin Baerbock unterstreicht ihre Forderungen nach einer humanitären Feuerpause.
- Die USA schließen Konsequenzen bei einer möglichen Offensive auf die Stadt Rafah nicht aus.
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben einen neuen Militäreinsatz in Chan Junis im Süden des Gazastreifens begonnen. Ziel der Operation im Westen der Stadt sei es, "weiter Terror-Infrastruktur zu zerstören und Terroristen in dem Gebiet auszuschalten", hieß es in einer Mitteilung des Militärs. Der Einsatz habe mit "einer Serie von Luftangriffen auf rund 40 Terrorziele begonnen".
Der palästinensische Rettungsdienst Roter Halbmond berichtete, israelische Truppen hätten zwei Krankenhäuser in Chan Junis umlagert. Im Al-Amal-Krankenhaus sei ein Sanitäter durch Schüsse tödlich verletzt worden, ein weiterer habe eine Schussverletzung am Kopf erlitten.
Nach Angaben der israelischen Armee wurde bei einem Einsatz im Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets ein israelischer Soldat getötet. Seit Beginn der Bodenoffensive im Gazastreifen Ende Oktober sind nach Militärangaben 252 israelische Soldaten und Soldatinnen getötet worden. Seit dem 7. Oktober seien 596 Soldaten und Soldatinnen getötet und mehr als 3.100 weitere verletzt worden.
Die von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde teilte mit, seit Beginn des Gaza-Krieges am 7. Oktober seien 32.226 Palästinenser im Gazastreifen getötet und mehr als 74.500 weitere verletzt worden. Die Zahlen ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Baerbock fordert erneut Feuerpause
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat im Gaza-Krieg von Israel und der islamistischen Hamas ein Einlenken in den Verhandlungen in Katar verlangt. "Nur eine sofortige humanitäre Feuerpause, die zu einem dauerhaften Waffenstillstand führt, hält die Hoffnung auf Frieden am Leben – für Palästinenserinnen und Palästinenser wie Israelis", sagte sie vor neuerlichen Krisengesprächen am Montag und Dienstag in Ägypten, Israel und den palästinensischen Gebieten. Es ist Baerbocks sechster Besuch in Israel seit dem blutigen Terrorüberfall der Hamas auf das Land am 7. Oktober.
Das Sterben der Menschen in Gaza und das Leid der mehr als 100 noch immer von der Hamas gefangen gehaltenen Geiseln seien miteinander verwoben, erinnerte Baerbock. "Das Leid muss für alle enden." Die Verhandlungen in Doha, der Hauptstadt des Golfemirats Katar, müssten nun endlich zum Erfolg führen. Angesichts von Unstimmigkeiten zwischen Israel und den USA über die Vorgehensweise im Gaza-Krieg wollte eine israelische Delegation am Wochenende in Doha über eine befristete Waffenruhe und eine Geiselfreilassung verhandeln.
Baerbock forderte die israelische Regierung erneut auf, "endlich die Grenzübergänge für viel mehr Hilfe" zu öffnen. Luftabwürfe oder Seebrücken für Hilfsgüter seien keine nachhaltige Lösung. Sie betonte zugleich: "Wir stehen zu unserer Verantwortung für Israels Sicherheit." Die Hamas müsse die Waffen niederlegen und dürfe nie mehr wieder den Terror des 7. Oktober über die Menschen in Israel bringen. "Aber rein militärisch lässt sich dieses Ziel nicht erreichen. Und das militärische Vorgehen hat seine Grenzen im humanitären Völkerrecht", mahnte Baerbock die israelische Regierung.
Außenminister Katz pocht auf Unterstützung von Verbündeten
Israels Außenminister Israel Katz reagierte ablehnend auf Baerbocks Forderung nach einer humanitären Feuerpause im Gazastreifen. "Wir erwarten von unseren Freunden, dass sie Israel in diesen herausfordernden Zeiten weiterhin unterstützen und es nicht gegenüber der Terrororganisation Hamas schwächen", schrieb er auf X, vormals Twitter. Eine humanitäre Feuerpause könne nicht ohne Freilassung der israelischen Geiseln verkündet werden. In Hinblick auf die humanitäre Hilfe für Gaza "müssen wir gemeinsam (daran) arbeiten", fügte er hinzu.
USA schließen Konsequenzen nicht aus
Mit Blick auf eine mögliche israelische Offensive auf die Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen hält die US-Regierungen Konsequenzen für möglich. "Ich schließe nichts aus", sagte US-Vizepräsidentin Kamala Harris in einem am Sonntag ausgestrahlten TV-Interview auf die entsprechende Frage einer Journalistin. "Wir haben in mehreren Gesprächen und in jeder Hinsicht deutlich gemacht, dass jede größere Militäroperation in Rafah ein großer Fehler wäre", sagte Harris weiter.
Details zu möglichen Konsequenzen der US-Regierung nannte die 59-Jährige nicht. Man werde einen Schritt nach dem anderen gehen, betonte sie. Die US-Position zu einer Bodenoffensive sei aber klar.
dpa/AFP (lik)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 24. März 2024 | 17:00 Uhr