Schätzung Feinstaub-Belastung: Rund 240.000 vorzeitige Todesfälle in EU
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24. November 2022, 11:19 Uhr
Im Jahr 2020 hat sich die Luftqualität in der EU wegen der Corona-Lockdowns zwar verbessert. Trotzdem gab es nach einer offiziellen Schätzung der Europäischen Umweltagentur mehr Todesfälle durch Feinstaub-Belastung als im Jahr zuvor, allein in Deutschland mehr als 28.000.
- Laut Europäischer Umweltagentur sind vor allem Stadtbewohner erhöhten Feinstaubwerten ausgesetzt.
- Behörde sieht erhebliche Gesundheitsgefahren durch Schadstoffe in der Luft.
- EU will mit Aktionsplan deutliche Reduzierung vorzeitiger Todesfälle durch Feinstaub-Belastung erreichen.
In der Europäischen Union sind im Jahr 2020 schätzungsweise 238.000 Menschen vorzeitig wegen Feinstaub-Belastung in der Luft gestorben. Das geht aus einem Bericht hervor, den die EU-Umweltagentur EEA veröffentlicht hat. Der Agentur zufolge ist die Zahl im Vergleich zum Jahr 2019 leicht gestiegen, obwohl die Feinstaub-Belastung wegen der Corona-Lockdowns zurückgegangen sei.
Vor allem Stadtbewohner gefährdet
Vor allem Menschen, die in Städten leben, seien gefährdet. So seien 96 Prozent der Stadtbewohner Feinstaubwerten ausgesetzt, die über den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von fünf Mikrogramm pro Kubikmeter liegen. Mit Blick auf Deutschland erklärte die EEA, dass hier 2020 den Schätzungen zufolge etwa 28.900 frühzeitige Todesfälle auf die Belastung der Umgebungsluft mit Feinstaub zurückzuführen sind.
Neben Feinstaub gelten auch die Belastung mit Stickstoffdioxid und Ozon als problematisch. Nach Schätzungen der europäischen Umweltagentur gab es 2020 EU-weit 49.000 Todesfälle durch chronische Belastung mit Stickstoffdioxid (NO2) sowie 24.000 durch die Belastung mit bodennahem Ozon. Anders als beim Feinstaub ging die Zahl der vorzeitigen Todesfälle durch diese beiden Schadstoffe 2020 aber zurück. Für Deutschland werden 10.000 vorzeitige Todesfälle durch Stickstoffdioxid und 4.600 durch Ozon geschätzt.
Gesundheitsgefahren durch Schadstoffe in der Luft
Feinstaub entsteht beispielsweise durch Emissionen aus Kraftfahrzeugen und Kohlekraftwerken. Feinstaubpartikel, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind, sind besonders gefährlich, weil sie tief in die Lungen und das Herz-Kreislauf-System eindringen können. Auf diese Weise können sie Schlaganfälle, Herzkrankheiten, Lungenkrebs und Atemwegsinfektionen verursachen. Stickstoffdioxid wird vor allem von Autos, Lastwagen und Wärmekraftwerken ausgestoßen.
EU will vorzeitige Todesfälle durch Feinstaub deutlich reduzieren
Dem Bericht der Europäischen Umweltagentur zufolge gibt es aber auch eine gute Nachricht. So sei die Zahl der vorzeitigen Todesfälle aufgrund von Feinstaub-Belastung in der EU zwischen 2005 und 2020 um 45 Prozent zurückgegangen. Setze sich dieser Trend fort, könne die EU ihr Ziel, die Zahl bis 2030 um 55 Prozent zu reduzieren, voraussichtlich erreichen.
Die EU hat sich in ihrem Null-Schadstoff-Aktionsplan das Ziel gesetzt, die Zahl der vorzeitigen Todesfälle durch die Feinstaub-Belastung bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 2005 zu reduzieren.
dpa, AFP (aju)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 24. November 2022 | 09:00 Uhr