Ein Mann und ein Junge an einem Webstuhl in einem Textilbetrieb in Bangladesh
Bildrechte: imago images / Pacific Press Agency

Gegen Zwangsarbeit EU-Lieferkettengesetz soll Menschenrechte stärken

14. Dezember 2023, 13:12 Uhr

Millionen Menschen leiden weltweit unter Ausbeutung wie Zwangsarbeit. Firmen, die damit Geld verdienen, sollen es in der EU durch das Lieferkettengesetz künftig schwerer haben. In Deutschland existiert dieses bereits seit Anfang des Jahres.

Das Europaparlament und die EU-Mitgliedsländer haben sich auf ein Lieferkettengesetz geeinigt. Damit sollen große Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie etwa von Kinder- oder Zwangsarbeit außerhalb der EU profitieren, wie aus Mitteilungen des Europaparlaments und der EU-Staaten von Donnerstag hervorgeht.

Größere Unternehmen müssen zudem einen Plan erstellen, der sicherstellt, dass ihr Geschäftsmodell und ihre Strategie mit dem Pariser Abkommen zum Klimawandel vereinbar sind, wie die EU-Staaten mitteilten.

Finanzsektor vorerst ausgenommen

Unternehmen sind nach den geplanten Regeln den Angaben zufolge für ihre Geschäftskette, also auch Geschäftspartner des Unternehmens und teilweise auch für nachgelagerte Tätigkeiten wie Vertrieb oder Recycling verantwortlich. Der Finanzsektor soll zunächst von den Vorgaben ausgeschlossen werden.

Grundsätzlich gelten die Regeln für Firmen mit mehr als 500 Beschäftigten und mindestens 150 Millionen Euro Umsatz. Firmen, die nicht in der EU sitzen, fallen unter das Gesetz, wenn sie in der EU einen Umsatz von mehr als 300 Millionen Euro machen. Die EU-Kommission soll eine Liste der betroffenen Nicht-EU-Unternehmen veröffentlichen.

Strafen bei Verstößen gegen Menschenrechte

Vorgesehen ist auch, dass Unternehmen vor europäischen Gerichten zur Rechenschaft gezogen werden können, wenn es in ihren Lieferketten zu Verstößen gegen Menschenrechte kommt.

Die Vorsitzende des Binnenmarktausschusses im EU-Parlament, Anna Cavazzini, sprach von einem guten Tag für die Menschenrechte, sie hätte sich aber noch strengere Regeln für Klima- und Umweltschutz gewünscht. Die Grünen-Politikerin betonte auch, dass das EU-Lieferkettengesetz über das deutsche Gesetz hinausgehe und mehr Unternehmen von den Regeln erfasst würden.

Kritik von Union und Wirtschaft

Der Europarechtsprofessor und SPD-Europaabgeordnete René Repasi wies darauf hin, dass mit dem Gesetz deutsche Unternehmen für Sorgfaltspflichtverletzungen haftbar seien, was bislang im deutschen Lieferkettengesetz ausgeschlossen sei. So könnten Unternehmen zivilrechtlich zur Verantwortung gezogen und beispielsweise Schadenersatzansprüche geltend gemacht werden.

Unionspolitiker hatten sich ähnlich wie Wirtschaftsvertreter immer wieder kritisch zu dem Gesetz geäußert. Sie befürchteten etwa zu großen Bürokratieaufwand für Unternehmen und dadurch einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Firmen aus Drittstaaten, die nicht von den Regeln betroffen sind.

Was bislang in Deutschland gilt

Das deutsche Lieferkettengesetz gilt seit Anfang des Jahres für Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten. Laut Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sind davon rund 900 Unternehmen betroffen. Ab 2024 greift es für Firmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern.

Betroffene Firmen müssen auch unter den deutschen Vorgaben unter anderem analysieren, wie groß das Risiko ist, dass sie von Menschenrechtsverstößen wie Zwangsarbeit profitieren. Wenn sie Hinweise auf Verstöße haben, müssen sie Maßnahmen ergreifen, "um diese Verletzung zu verhindern, zu beenden oder das Ausmaß der Verletzung zu minimieren", heißt es im Gesetz.

Kontrolliert werden die Vorgaben vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Es geht auch eingereichten Beschwerden nach. Stellt das Bundesamt Versäumnisse oder Verstöße fest, kann es Bußgelder verhängen. Unternehmen, die sich nicht an die Regeln gehalten haben, können auch von öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen werden.

Knapp 80 Millionen Minderjährige leiden unter Kinderarbeit

BMZ-Angaben zufolge arbeiten weltweit knapp 80 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen in Textilfabriken, Steinbrüchen oder auf Kaffeeplantagen. "Auch für unsere Produkte", so das Ministerium. Laut der Hilfsorganisation Terre des Hommes können zahlreiche Produkte von Kinderarbeit betroffen sein. Dazu zählen etwa Blumen, Kleidung, Computer, Tabak, Feuerwerk, Fußbälle, Kosmetik oder Lebensmittel.

dpa, MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 14. Dezember 2023 | 09:00 Uhr

Mehr aus Politik

Nachrichten

Milos Vucevic, Serbiens Ministerpräsident 1 min
Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Darko Vojinovic
1 min 28.01.2025 | 21:18 Uhr

Der serbische Ministerpräsident Milos Vucevic hat seinen Rücktritt erklärt. Demonstranten werfen den Behörden seit Wochen Korruption und Nachlässigkeit vor.

MDR FERNSEHEN Di 28.01.2025 18:26Uhr 00:23 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/video-serbien-demonstration-ruecktritt-korruption-einsturz100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Nachrichten

Eine chaotische Menschenmasse auf einer Straße: Uniformierte und Zivilisten, dazu Qualm. 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 28.01.2025 | 20:57 Uhr

In der Demokratischen Republik Kongo haben die Rebellengruppe M23 und ruandische Soldaten Teile der Stadt Goma im Osten des Landes eingenommen. Einem UN-Bericht zufolge gab es zu Plünderungen und Vergewaltigungen.

MDR FERNSEHEN Di 28.01.2025 19:38Uhr 00:37 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/video-kongo-rebellen-soldaten-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Nachrichten

Eine Grafik: "Dänemark investiert in Verteidigung", im Hintergrund ist eine grafische Darstellung Grönlands zu sehen. 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 28.01.2025 | 16:44 Uhr

Dänemark will knapp zwei Milliarden Euro in die militärische Sicherheit von Grönland und im Nordatlantik investieren. Dazu will das Nato-Land Drohnen, Sattelitentechnik und drei arktische Patrouillenschiffe anschaffen.

MDR FERNSEHEN Di 28.01.2025 15:22Uhr 00:24 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/video-daenemark-groenland-verteidung-nato-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Geflüchtete gehen in ein Asylzentrum in Albanien 1 min
Bildrechte: mdr
1 min 28.01.2025 | 15:32 Uhr

Italien hat erneut Geflüchtete in ein Asylzentrum nach Albanien gebracht. Der Europäische Gerichtshof will im Februar klären, ob das mit EU-Recht vereinbar ist. Italien war zuvor bereits zweimal vor Gericht gescheitert.

MDR FERNSEHEN Di 28.01.2025 14:00Uhr 00:42 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/video-italien-albanien-abschiebung-asyl-eu-recht100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Menschen auf einem bepackten Wagen 1 min
Bildrechte: mdr
1 min 27.01.2025 | 11:54 Uhr

Vertriebene Palästinenser dürfen in den Norden des Gazastreifens zurückkehren. Darauf hatten sich Israel und die Terrororganisation Hamas geeinigt. Im Gegenzug soll die Hamas sechs weitere Geiseln freilassen.

MDR FERNSEHEN Mo 27.01.2025 08:34Uhr 00:23 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/video-gaza-rueckkehr-israel-hamas100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus der Welt

Nachrichten

Ein russischer MI-35M-Hubschrauber feuert Raketen auf ukrainische Stellungen im russisch-ukrainischen Grenzgebiet in der Region Kursk, Russland, ab. mit Video
Ein russischer MI-35M-Hubschrauber feuert Raketen auf ukrainische Stellungen im russisch-ukrainischen Grenzgebiet in der Region Kursk, Russland, ab. Bildrechte: picture alliance/dpa/Rusian Defense Ministry Press Se | Uncredited

Nachrichten

Mitten auf einer Kreuzung: Ein großes Erdloch, drum herum Rettungskräfte und Schaulustige. Aufgenommen aus der Vogelperspektive. 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 28.01.2025 | 17:58 Uhr

Mitten auf einer Kreuzung: In Yashio, nördlich von Tokio in Japan, ist ein Lastwagen in ein Erdloch gestürzt – zehn Meter breit und sechs Meter tief ist es.

MDR FERNSEHEN Di 28.01.2025 16:30Uhr 00:30 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/panorama/video-japan-erdloch-kreuzung-tokio100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Nachrichten

Bundeskanzler Olaf Scholz bei einer Pressekonferenz 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 28.01.2025 | 17:06 Uhr

Bei einem Treffen mit der dänischen Premierministerin in Berlin hat Bundeskanzler Olaf Scholz auch die Nato thematisiert. Er kündigte an, die Ausgaben für das Verteidigungsbündnis erhöhen zu wollen.

MDR FERNSEHEN Di 28.01.2025 13:55Uhr 00:43 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/video-nato-scholz-ausgaben100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Vertriebene Palästinenser kehren in ihre Häuser im nördlichen Gazastreifen zurück, nachdem Israel beschlossen hat, Tausenden von ihnen zum ersten Mal seit den ersten Wochen des 15-monatigen Krieges mit der Hamas die Rückkehr zu gestatten. 6 min
Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Mohammad Abu Samra