Symbolfoto ein Flugzeug auf einer Landebahn hinter Stacheldraht
Die Drittstaatenlösung soll Asylverfahren aus Deutschland auslagern. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Rene Traut

Migration So debattiert die EU über Asylverfahren in Drittstaaten

20. Juni 2024, 08:53 Uhr

Bei einer Ministerpräsidentenkonferenz mit Olaf Scholz am Donnerstag soll es um eine mögliche Auslagerung von Asylverfahren gehen. Vor allem Union und FDP fordern, die Möglichkeit von Asylverfahren in Drittstaaten zu prüfen. In der EU wird das schon länger kontrovers diskutiert. Das sind die Standpunkte.

Bei einer Ministerpräsidentenkonferenz mit Olaf Scholz am Donnerstag soll es auch um eine mögliche Auslagerung von Asylverfahren in Drittstaaten gehen. In der Europäischen Union (EU) wird diese Möglichkeit schon länger diskutiert. Die Pläne sind in der Öffentlichkeit zumeist als Ruanda-Modell bekannt. In Großbritannien hatte das Parlament Ende April gebilligt, illegal eingereiste Migranten nach Ruanda auszufliegen, wo ihr Asylantrag geprüft werden soll. Bei einer Bewilligung bekämen die Flüchtlinge in dem ostafrikanischen Land ein Aufenthaltsrecht, ohne nach Großbritannien zurückkehren zu dürfen.

Vor allem die Rechtsaußen im EU-Parlament sehen darin einen Lösungsansatz, illegale Migration zu bremsen. Es gehe dabei nicht um das sogenannte Ruanda-Modell, sondern um die Möglichkeit von Asylverfahren außerhalb der EU, sagt Assita Kanko.

Die in Burkina Faso geborene Belgierin sitzt für die rechtsnationale Neu-Flämische Allianz im EU-Parlament. "Wenn jemand sagt, dass wir endlich Lösungen brauchen, wird er als extrem rechts abgestempelt", sagt sie. Es brauche in Europa beim Thema Migration ein Umdenken, damit nicht noch mehr Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben stürben. "Asylverfahren müssen in den Heimat- oder Nachbarländern stattfinden. Was Flüchtlinge brauchen, ist ein sicherer Ort und dieser muss nicht von vornherein in Europa sein", so Kanko.

Wissenschaftlicher Dienst des Rats soll eingebunden werden

In der kommenden Legislaturperiode wird sich auch der Wissenschaftliche Dienst des Rats der 27 EU-Mitgliedsländer mit der Möglichkeit von Asylverfahren außerhalb der Europäischen Union befassen. Denn es sei ein wichtiger Punkt bei der Umsetzung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems, sagt Lena Düpont, innenpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament.

Für Düpont ist die Zusammenarbeit mit Drittstaaten, auch wenn es beispielsweise um den Kampf gegen kriminelle Schlepper oder die Rücknahme abgelehnter Asylbewerber geht, ein Kernpunkt der Asylreform. "Wir haben sehr dafür gekämpft, dass diese externe Dimension im Pakt enthalten ist." Darauf werde sich ein Großteil der politischen Arbeit auch in der kommenden Legislaturperiode konzentrieren müssen. "Eine Variante davon sind auch Drittstaatskooperationen zum Zwecke der Durchführung von Asylverfahren", sagt Düpont.

Ruanda-Modell nicht mit EU-Recht vereinbar

In der EU-Kommission ist man vorerst noch skeptisch. In der Debatte um die Kooperation mit Drittstaaten würde vieles unzulässig vermischt, glaubt EU-Vizepräsident Margaritis Schinas: "Es ist nicht Gleiche, ob wir über sichere Drittstaates reden, oder über das sogenannte Ruanda-Modell. Die Kommission, auch die Präsidentin, haben immer gesagt, dass dieses Modell mit EU-Recht und dem Migrationspakt nicht vereinbar ist."

So ist vorgeschrieben, dass kein Migrant oder keine Migrantin in ein Land abgeschoben werden darf, zu dem er keine Verbindung hat, ohne, dass klar definiert ist, worin dieses sogenannte Verbindungselement bestehen muss.

Dass die Auslagerung von Asylverfahren durchaus EU-rechtskonform sein kann, zeigt das Beispiel Italien: Das Land bringt auf hoher See gerettete Flüchtlinge umgehend nach Albanien. Auch Aufnahmezentren entlang der Fluchtrouten könnten aus Sicht einiger EU-Innenpolitiker legitim sein. Vorausgesetzt, diese Drittstaaten halten die Genfer Flüchtlingskonvention und die EU-Menschenrechtskonvention ein. Außerdem muss ausgeschlossen sein, dass Flüchtlinge von dort in Länder zurückgeschickt werden, in denen ihnen Gefahr droht.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 20. Juni 2024 | 08:38 Uhr

Mehr aus Politik

Nachrichten

Politiker und Würdenträger von Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 04.03.2025 | 18:38 Uhr

Nach ägyptischen Plänen sollen im Gazastreifen bis zum Jahr 2030 Hunderttausende Wohnungen für drei Millionen Palästinser entstehen – außerdem Industriegebiete und Hotelanlagen.

MDR FERNSEHEN Di 04.03.2025 17:15Uhr 00:35 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/video-gaza-aegypten-arabische-liga-palaestinenser100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Nachrichten

Die neuen Kabinettsmitglieder der Regierung in Österreich bei der Vereidigung in einem festlichen Saal. 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 03.03.2025 | 21:16 Uhr

In Österreich hat die neue Regierung ihre Amtsgeschäfte aufgenommen. Fünf Monate nach der Parlamentswahl wurden die Kabinettsmitglieder in der Wiener Hofburg vereidigt.

MDR FERNSEHEN Mo 03.03.2025 19:58Uhr 00:23 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/video-osterreich-regierung-kanzler-vereidigt100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Nachrichten

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei einer Pressekonferenz am Rednerpult. 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 03.03.2025 | 18:02 Uhr

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigt für Dienstag die Vorstellung eines Plans zur stärkeren Bewaffnung an: "Rearm Europe". Sie sagt, Sicherheit sei nur durch Stärke zu gewährleisten.

MDR FERNSEHEN Mo 03.03.2025 14:31Uhr 00:24 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/video-europa-eu-leyen-waffen-aufruestung100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Nachrichten

Trump und Selenskyj während des Gesprächs 1 min
Die Präsidenten lieferten sich vor laufenden Kameras ein Wortgefecht. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 28.02.2025 | 20:42 Uhr

Das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj ist vorzeitig abgebrochen worden. Selenskyj verließ das Weiße Haus, nachdem sich die Präsidenten ein Wortgefecht geliefert hatten.

MDR FERNSEHEN Fr 28.02.2025 19:34Uhr 00:37 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/video-usa-ukraine-krieg-treffen-selenskyj-trump-abgebrochen-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Nachrichten

Wolodymyr Selenkyj und Donald Trump laufen nebeneinander in einem Gang 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 26.02.2025 | 16:09 Uhr

Die USA und die Ukraine haben sich auf ein Rohstoff-Abkommen geeinigt. Demnach wollen beide Länder künftig gemeinsam Rohstoffe auf ukrainischem Gebiet fördern, unter anderem Seltene Erden für die Hochtechnologie.

MDR FERNSEHEN Mi 26.02.2025 14:55Uhr 00:35 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/video-usa-ukraine-rohstoffe-trump-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus der Welt

Ein bunt gekleidete Tänzerin 1 min
Sambatänzerin beim weltberühmten Karneval in Rio de Janeiro Bildrechte: AP
1 min 04.03.2025 | 11:14 Uhr

Die besten Sambaschulen Brasiliens kommen zur letzten Parade der Karnevalssaison im Sambadrom zusammen. Sie treten im Wettbewerb gegeneinander an. Morgen werden die Sieger gekürt.

MDR FERNSEHEN Di 04.03.2025 09:08Uhr 00:47 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/panorama/video-karneval-rio-janeiro-brasilien-sambadrom-samba-100.html

Rechte: AFP, AP, Reuters

Video