Wegen angeblicher Anschläge Russland setzt Getreide-Abkommen aus
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29. Oktober 2022, 22:09 Uhr
Russland suspendiert seine Teilnahme am Abkommen zum Getreideexport durch das Schwarze Meer. Als Grund führte Moskau angebliche Angriffe auf Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte auf der Halbinsel Krim an. Man könne die Sicherheit des Export-Korridors nicht mehr gewährleisten. Der ukrainische Präsident Selenskyj forderte als Reaktion den Ausschluss Russlands aus der G20-Gruppe.
- Nach russischen Angaben wird das Abkommen wegen angeblicher ukrainischer Angriffe auf der Halbinsel Krim ausgesetzt.
- Die Ukraine weist die Vorwürfe zurück und spricht von einem Vorwand Russlands.
- Die UN sind nach eigenen Angaben trotz der Aussetzung des Abkommens weiterhin in Kontakt mit Russland.
Russland setzt das von der Türkei und der UNO vermittelte Abkommen zur Ausfuhr von ukrainischem Getreide aus. Das teilte das Verteidigungsministerium auf Telegram mit. Als Begründung führte Moskau angebliche Terroranschläge gegen die Schiffe der russische Schwarzmeerflotte und zivile Schiffe an. Russland informierte UN-Generalsekretär António Guterres über den Schritt.
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, das Abkommen werde ausgesetzt, weil die Sicherheit des für die Getreidetransporte eingerichteten Korridors nicht mehr gewährleistet werden könne. Das Verteidigungsministerium sprach davon, die Suspendierung erfolge angesichts des "vom Regime in Kiew unter Teilnahme britischer Experten ausgeführten Terrorakts".
Russland spricht von Drohnenangriffen mit britischer Beteiligung
Nach Angaben Moskaus gab es am Samstagmorgen Drohnenangriffe auf Stützpunkte der russischen Schwarzmeerflotte auf der Krim, deren Ziel auch Schiffe zum Schutz der Konvois zum Getreide-Export gewesen seien. Dabei sei die Ukraine von britischen Spezialisten unterstützt worden, hieß es aus dem russischen Verteidigungsministerium. Moskau sprach von insgesamt 16 Drohnen. Sie seien alle zerstört worden. Zugleich räumte der Kreml Schäden an einem Kriegsschiff und mehreren Anlagen ein. Großbritannien hat die Vorwürfe scharf zurückgewiesen.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba kritisierte die Ankündigung Russlands scharf. Moskau blockiere unter einem Vorwand die Transporte, "die Lebensmittelsicherheit für Millionen Menschen bedeuten". Die Ukraine habe seit Längerem davor gewarnt, dass Moskau aus der Vereinbarung aussteigen könnte. Er rufe alle Staaten dazu auf, zu fordern, "dass Russland seine 'Hunger Games' stoppt und sich wieder an seine Verpflichtungen hält".
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte eine scharfe Reaktion der UN und der G20-Staaten auf Russlands Entscheidung sowie den Ausschluss Russlands aus der G20-Gruppe der Industrie- und Schwellenländer.
Vereinte Nationen: Stehen mit Russland in Kontakt
Die Vereinten Nationen haben die Hoffnung auf ein Fortbestehen des Deals nach eigenen Angaben noch nicht aufgegeben. Man habe die Berichte über die Aussetzung gesehen, sagte ein UN-Sprecher in New York. "Wir stehen mit den russischen Behörden in dieser Sache in Kontakt." Es sei unerlässlich, dass alle Seiten Handlungen unterließen, die das Abkommen gefährdeten.
Aus türkischen Sicherheitskreisen hieß es gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, die Regierung in Ankara sei über den Rückzug Russlands vom Getreideabkommen von Moskau noch "nicht offiziell in Kenntnis gesetzt worden".
Das Getreideabkommen war im Juli unter Vermittlung der Türkei und den Vereinten Nationen geschlossen worden. Zuvor hatte Russland sämtliche Häfen der Ukraine blockiert. In dem Land lagen mehrere Millionen Tonnen für den Export bestimmtes Getreide. Russland drohte schon seit Wochen mit einem möglichen Stopp des Getreidedeals, durch den seit Sommer wieder ukrainische Lebensmittel auf den Weltmarkt gekommen sind.
AFP/dpa/Reuters (jan)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 29. Oktober 2022 | 18:00 Uhr