Pistorius in Kiew Ukraine soll mehr als 100 Leopard-1-Panzer erhalten

07. Februar 2023, 20:58 Uhr

Deutschland und weitere europäische Länder wollen der Ukraine mehr als 100 Leopard-1-Kampfpanzer liefern. Das gab Bundesverteidigungsminister Pistorius bei einem Besuch in Kiew bekannt. Bundeswirtschafts- und -verteidigungsministerium teilten zudem mit, die Ausfuhrgenehmigung für 178 Panzer erteilt zu haben. Die Lieferung soll in Etappen erfolgen.

Die Ukraine soll von einer Gruppe mehrerer europäischer Länder mehr als 100 Kampfpanzer des älteren Typs Leopard 1A5 erhalten. Dies gab der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Dienstag bei seinem ersten Besuch in Kiew bekannt. Bis zum ersten oder zweiten Quartal 2024 sollten mindestens drei Bataillone aus dem Westen mit solchen Panzern ausgestattet werden. Aus welchen europäischen Ländern neben Deutschland die Leopard 1 kommen sollen, sagte Pistorius nicht.

Bundesregierung erteilt Ausfuhrgenehmigung für bis zu 178 Leopards

Das Bundeswirtschafts- und -verteidigungsministerium gaben ebenfalls am Dienstag gemeinsam bekannt, die Genehmigung für die Ausfuhr von bis zu 178 Leopard-1A5-Panzern erteilt zu haben. "Wie viele Leopard 1A5 Kampfpanzer tatsächlich an die Ukraine geliefert werden, hängt von den erforderlichen Instandsetzungsarbeiten ab", heißt es in einer Erklärung.

Die Panzer kommen nach Informationen des "Spiegel" alle aus Industriebeständen, weil die Bundeswehr selbst nicht mehr über diese ältere Version verfügt. Das Düsseldorfer Rüstungsunternehmen Rheinmetall kündigte am Dienstag an, noch in diesem Jahr die ersten 20 bis 25 Leopard-1-Panzer in die Ukraine zu schicken. Bis Ende 2024 könnten dann die restlichen der 88 Exemplare ausgeliefert werden.

Panzer sollen in Etappen geliefert werden

Pistorius sagte, die Lieferung der Leopard 1 werde in Etappen erfolgen. Bis zum Sommer sollten 20 bis 25 Panzer geliefert werden, bis Ende des Jahres bis zu 80. Ziel sei, im Laufe des ersten oder zweiten Quartals 2024 auf mehr als 100 zu kommen. Dies bedeute, dass mindestens drei ukrainische Bataillone einschließlich des zu beschaffenden Materials für Ersatzteile und Munition ausgerüstet werden sollten. Zudem habe man mit der Ausbildung von 600 Feldwebeln begonnen.

Bis Ende des Monats erhält die Ukraine nach Pistorius' Angaben weitere Lenkflugkörper, zudem fünf Gepard-Flugabwehrpanzer und weitere fünf Dachs-Pionierpanzer. Fünf Brückenlegepanzer vom Typ Biber würden im März geliefert. Im "heute-journal" kündigte Pistorius weitere Panzerlieferungen an. Demnach werden in diesem Jahr zudem noch 40 Marder-Schützenpanzer geliefert.

Pistorius: Wollen noch vor möglicher Frühjahrsoffensive liefern

Während seines Besuchs in der Ukraine sagte Pistorius dem TV-Sender "Welt", er hoffe, dass die von Deutschland und anderen europäischen Ländern zugesagten Kampfpanzer und weitere Waffensysteme noch vor Beginn der erwarteten Frühjahrsoffensive der russischen Armee eintreffen. "Alles deutet darauf hin, dass es rechtzeitig kommt – und wir hoffen das sehr."

Die Bundesregierung hatte bereits vergangene Woche bestätigt, dass sie die Lieferung von Leopard-1-Kampfpanzern aus Industriebeständen erlaubt, aber keine Zahlen genannt. Zuvor hatte die Regierung zudem entschieden, dass sie aus den Beständen der Bundeswehr zunächst 14 Leopard-2-A6-Kampfpanzer an die Ukraine abgeben wird. Der Besuch in Kiew war die erste große Auslandsreise des vor knapp drei Wochen vereidigten Verteidigungsministers. Aus Sicherheitsgründen wurde sie zunächst geheimgehalten.

dpa/AFP/Reuters (jan)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 07. Februar 2023 | 18:00 Uhr

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