Denkmal der Rechtsgeschichte Der deutsch-polnische Nachbarschaftsvertrag

18. Juni 2021, 03:05 Uhr

Das Zustandekommen des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags war eine schwierige Geburt. Immer wieder sorgten Themen wie Minderheitenrechte, Entschädigungen und geraubte Kulturgüter für heftige Kontroversen. Dennoch wurde der Vertrag geschlossen, am 17. Juni 1991 unterschrieben – und zu einem Meilenstein.

In den darauf folgenden Jahren war der Nachbarschaftsvertrag eine Art Verfassung für die deutsch-polnischen Beziehungen. Vor dem Hintergrund der schwierigen Vergangenheit hatte der Vertrag eine bereinigende Funktion – der Zweite Weltkrieg war damals in Polen noch viel präsenter als heute, nicht nur, weil noch Menschen lebten, die ihn selbst erlebt und erlitten hatten, sondern auch, weil die kommunistischen Machthaber in all den Jahrzehnten zuvor gezielt Ressentiments gegen Deutschland schürten, um ihre Macht zu konsolidieren.

Mentor Deutschland

Nun sollten die gegenseitigen Beziehungen eine völlig neue Qualität bekommen. Ein friedliches, freundschaftliches Miteinander war das Ziel. Dazu wurden viele, teils sehr konkrete Bestimmungen getroffen, etwa zum Jugendaustausch, Städtepartnerschaften sowie wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Kooperation. Außerdem wurden regelmäßige Regierungs- und Ministerkonsultationen vereinbart. Deutschland verpflichtete sich auch, Polen auf dem Weg in die Europäische Gemeinschaft, die heutige Europäische Union, zu unterstützen. Gerade diese Bestimmung sorgte in einigen westeuropäischen Ländern für Verstimmung, weil man der Meinung war, Deutschland hätte Polen ohne Rücksprache mit den anderen Mitgliedern des elitären Staatenbundes einen raschen Beitritt versprochen. Überhaupt wurde Deutschland in der ersten Hälfte der 1990er Jahre für Polen eine Art Mentor, der das Land auf dem Weg zur Demokratie und Marktwirtschaft unterstützte. Allerdings tat die damalige deutsche Regierung dies nicht aus purer Nächstenliebe, sondern auch im eigenen Interesse.

Weizsaecker in Warschau 2 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Friedlicher Transformationsprozess

Nach dem Zerfall des Ostblocks sah sich Deutschland mit einer Region im Umbruch konfrontiert. Mit seiner Unterstützung wollte es für mehr Stabilität entlang seiner Ostgrenze sorgen. Denn, wäre die Transformation in Mittel- und Osteuropa schiefgegangen, hätte das auch für Deutschland negative Folgen gehabt – sei es in Form großer Migrationswellen, organisierter Kriminalität oder gar blutiger Bürgerkriege. Zum Glück gestaltete sich der Übergang zur Demokratie und Marktwirtschaft in Polen friedlich. Und auch die deutsche Wirtschaft profitierte, erschloss sich ihr doch ein großer und nach den entbehrungsreichen Jahren des ausgehenden Sozialismus ausgehungerter Markt. Deutsche Waren fanden in Polen reißenden Absatz, die gegenseitige Handelsbilanz wies noch lange Zeit ein großes Plus zugunsten Deutschlands aus.

Rednerpult vor deutsch-polnischen Flaggen
Bildrechte: IMAGO / Jürgen Heinrich

Deutsch-polnischer Nachbarschaftsvertrag: positive Bilanz

Auch wenn die deutsch-polnischen Beziehungen seit einigen Jahren durch einen eher nationalen Kurs der PiS-Regierung geschwächt sind, kann man rückblickend sagen, dass sich die in den Nachbarschaftsvertrag gesetzten Hoffnungen im Großen und Ganzen erfüllt haben. Davon zeugen rund 2,7 Millionen Jugendliche, die seit 1991 an Austauschprojekten teilnahmen, über 1.000 Partnerschaften zwischen Städten und Gemeinden und auch rund 24 Milliarden Euro Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in Polen. Die meisten im Nachbarschaftsvertrag festgeschriebenen Ziele wurden erreicht: gegenseitige Annäherung, enge wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit, die polnische Mitgliedschaft in der EU. Viele Experten betrachten den Vertrag daher inzwischen als ein Denkmal der Rechtsgeschichte, damals wegweisend, aber heute in weiten Teilen überholt – und ermuntern zu einem neuen, kühnen Blick nach vorne.

Welche Rolle spielt die deutsch-polnische Nachbarschaft in deinem Leben - und wo sind Grenzen?

Diese Frage hat unsere Reporterin zehn Polen und Deutschen gestellt. Unterschiedliche Ansichten und doch ein Tenor: Es gibt mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede ...

Blonde Frau in rot-gelben Jacke.
Ilona Garbatowski, Polin, wohnt in Słubice und arbeitet seit zehn Jahren bei der Feuerwehr Frankfurt (Oder) als Rettungssanitäterin und Feuerwehrfrau

Was meine Freundschaften betrifft, da gibt es keine Grenzen mehr. Ich kann gute Freunde in Deutschland und in Polen haben. Inzwischen habe ich durch meine Arbeit in Frankfurt (Oder) aber mehr Freunde in Deutschland als in Polen. Vor kurzem habe ich Hilfe auf meiner Haus-Baustelle drüben in Słubice gebraucht und acht Kollegen von der Frankfurter Feuerwehr sind gekommen. Meine Mutter meinte, es wäre inzwischen selbst in Polen schwierig, so gute Freunde zu finden. Die wichtigste Grenze für mich ist die Sprache. Ich spreche schon ein bisschen, aber ich möchte Deutsch irgendwann so gut wie Polnisch sprechen.
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Blonde Frau in rot-gelben Jacke.
Ilona Garbatowski, Polin, wohnt in Słubice und arbeitet seit zehn Jahren bei der Feuerwehr Frankfurt (Oder) als Rettungssanitäterin und Feuerwehrfrau

Was meine Freundschaften betrifft, da gibt es keine Grenzen mehr. Ich kann gute Freunde in Deutschland und in Polen haben. Inzwischen habe ich durch meine Arbeit in Frankfurt (Oder) aber mehr Freunde in Deutschland als in Polen. Vor kurzem habe ich Hilfe auf meiner Haus-Baustelle drüben in Słubice gebraucht und acht Kollegen von der Frankfurter Feuerwehr sind gekommen. Meine Mutter meinte, es wäre inzwischen selbst in Polen schwierig, so gute Freunde zu finden. Die wichtigste Grenze für mich ist die Sprache. Ich spreche schon ein bisschen, aber ich möchte Deutsch irgendwann so gut wie Polnisch sprechen.
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Ein Mann und eine Frau in rot-gelben Jacken vor einem gelben Rettungswagen.
Marco Welenga, Deutscher, wohnt in Frankfurt (Oder) und arbeitet mit Ilona Garbatowski bei der Frankfurter Feuerwehr. Regelmäßig fahren sie im Team 24-Stunden-Einsätze. Ihre Familien sind inzwischen gut befreundet.

Deutsch-Polnische Nachbarschaft spielt eine große Rolle hier bei uns im Grenzgebiet. Wir als Feuerwehr haben auch regelmäßig Übungen mit den polnischen Kollegen aus Słubice oder treffen uns zum Feuerwehrball. Aber es könnte intensiver sein. Abgesehen von Ilona kenne ich nicht viel Polen persönlich. Ilona hat hier die ganze Wache und kennt eine ganze Menge Leute auf deutscher Seite. Ich würde mir wünschen, dass es noch mehr Austausch gibt. Die Sprache ist die größte Barriere, wie immer. Der Sprachkurs im vergangenen Jahr hat geholfen, die Grundbegriffe zu lernen. In Słubice drüben gibt es fast keine Barriere, fast jeder spricht da Deutsch.
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Eine junge Frau mit dunklen langen Haaren lehnt an einer Hauswand.
Ania Prazanowska, Polin, Logopädin und Polnisch-Lehrerin. Sie wohnt in Kunowice, einem Vorort von Słubice. Ihre kleine Tochter geht in die Eurokita in Frankfurt (Oder). Sie selbst hat eine Praxis in Słubice, Sprachschüler auch in Frankfurt (Oder) und Umgebung. Sie pendelt jeden Tag mehrfach über die Oder-Brücke.

Für mich sind Słubice und Frankfurt schon eine Einheit. Ich fühle mich hier wie dort zu Hause. Wir haben lokale Initiativen, die Leute nennen die zwei Städte Słubfurt, für mich spielt die Grenze keine Rolle mehr. Früher, als ich ein Kind war, da war alles verschlossen, es gab immer Stau an der Grenze und Kontrollen. Jetzt ist alles ganz bequem und schnell. Im Amt und in der Bank in Frankfurt arbeiten auch Leute, die polnisch können. Wir können dort auch Polnisch sprechen. Meine Tochter Lena geht in die Euro-Kita in Frankfurt, weil ich es wichtig finde, dass sie Deutsch lernt. Wir leben nun mal im Grenzgebiet.
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Eine blonde Frau sitzt auf einer Bank an einem Kinderspielplatz.
Marina Hendel, Leiterin der Euro-Kita Frankfurt (Oder). Seit fast 20 Jahren verbringen hier 35 deutsche und 20 polnische Kinder ihre Kindergartenzeit miteinander. Slogan der Kita: Kindheit ohne Grenzen.

Es hat sich viel verändert in den vergangenen Jahren. Vor allem durch den Beitritt Polens zum Schengen-Raum kurz vor Weihnachten 2007. Als wir im November 1997 unsere Kita eröffneten, da gab es noch Staus auf der Grenze und Passkontrollen. Da haben wir am Anfang auch einige polnische Eltern verloren, die dann ihre Kinder wieder abgemeldet haben. Dann aber haben wir beim Bundesgrenzschutz für unsere polnischen Eltern einen Pass organisiert, so dass sie am Grenzhaus nicht warten mussten, sondern gleich passieren konnten. Den Pass mussten wir jeden Monat erneuern. Seit Schengen ist alles viel einfacher geworden, es gibt ja eigentlich gar keine Grenze mehr. Unsere polnischen Kindergartenkinder von einst studieren inzwischen in Berlin, an der Viadrina hier in Frankfurt, in Heidelberg, in der Schweiz.
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Ein Mann steht auf dem Parkplatz eines Honda-Autohauses.
Karsten Bohlig, Autohausbesitzer in Frankfurt (Oder). Drei bis fünf Prozent seiner Kunden sind Polen.

Vor fünf bis zehn Jahren wurden die Polen noch ein bisschen belächelt und es wurde auch nicht erkannt, dass sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für unsere Region sind. Das hat sich in den letzten Jahren komplett gewandelt. Wir haben mit unserer Belegschaft auch einen Polnischkurs besucht, für den Smalltalk reicht es. Eine Mail-Anfrage aus Polen kann ich ungefähr verstehen und beantworten. Aber wenn es an Vertragsverhandlungen geht, dann machen wir doch auf Englisch weiter oder brauchen einen Dolmetscher. Vor einigen Jahren haben wir unsere Internetseite zweisprachig gestaltet. Dadurch verkaufe ich zwar nicht unbedingt mehr Autos, aber es ist eine gewisse Wertschätzung. Es gehört einfach dazu, finde ich, wenn man ein Unternehmen ist, das hier nur fünf Kilometer von der Grenze entfernt sitzt. Was leider immer noch im Kopf von einigen Deutschen ist, sind die alten Vorurteile: Polen sind Diebe, Verbrecher. Das sind oft die gleichen Leute, die drüben einkaufen gehen.
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Ein Mann lehnt in einer Sporthalle an einem Pfosten. Unter seinem rechten Arm klemmt ein Ball.
Jörg Bergner ist Trainer der Volleyballmädchen und Frauen beim ASV Rothenburg. Die Spielerinnen sind zwischen zwölf und 28 Jahre alt. Zum Training pendelt Bergner mit den Spielerinnen regelmäßig zwischen Deutschland und Polen. Von den 19 "Volleyhasen", die ab September die zweite Saison in der Sachsenklasse bestreiten, kommen elf Spielerinnen aus Deutschland, neun aus Polen.

Der erste Kontakt nach Polen kam vor Jahren über eine Hobbymannschaft zustande. Inzwischen ist deutsch-polnische Nachbarschaft für mich Alltag, ganz normal. Eine Unterscheidung zwischen Deutsch und Polnisch gibt es bei vier Mal die Woche gemeinsamen Trainings nicht mehr. Witziger Weise sagen wir zu Hause auch manchmal „tak“ und „uwaga“, weil man es nicht merkt. Das sollte so sein in der Grenzregion, dass man sich miteinander beschäftigt. Die Verständigung ist einfach - das ist das Schöne am Sport. Es spricht der Ball, wir können viel mit Händen und Füßen reden und die wichtigsten Begriffe können wir inzwischen auf Deutsch und auf Polnisch. Und gemeinsam mit unserem Sportverein ASV Rothenburg, der Stadt Rothenburg und der Stadt Piensk, wo wir drei Mal die Woche trainieren, haben wir EU-Fördermittel beantragt, und so konnte sogar diese Turnhalle hier in Piensk gebaut werden.
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Junger Mann im Zugabteil.
Ray Kawalec, Film- und Musikdesigner aus Warschau. Ray ist mit zehneinhalb Jahren mit seinen Eltern von Warschau nach Hamburg gezogen. In Deutschland hat er studiert und ein paar Jahre gearbeitet. Seit sieben Monaten lebt der 34-Jährige in Polens Hauptstadt, weil die Mieten dort einfach günstiger sind. In Hamburg könne er sich ein Studio, wie er es für seine Film- und Musikproduktionen braucht, nicht leisten.

Nach 23 Jahren in Polen muss man sich natürlich wieder umgewöhnen, aber das ist eigentlich gar kein Thema. In den letzten zehn Jahren hat sich Polen stark verändert.  Polen hing wirklich hinterher, das ist jetzt aber nicht mehr der Fall. Ich habe in Warschau schnelleres Internet als ich in Hamburg hatte, um den Faktor vier oder fünf. Technologisch ist alles up-to-date, alle Firmen, die man aus Deutschland kennt, gibt es in Polen auch, der gleiche Lifestyle hier wie dort. Es ist kein anderes Land im Wesentlichen. Klar spricht man eine andere Sprache, aber das ist doch alles symbolisch.
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Mann mit lächelnd vor einem Haus. An der Wand ein Schild mit der Aufschrift: Polskie Radio.
Joachim Ciecierski arbeitet beim Polnischen Rundfunk in Warschau. Er leitet die deutschsprachige Redaktion. Als Kind hat er mit seiner Familie für zwei Jahre in Deutschland gelebt. In Warschau ist er dann auf eine deutsche Schule gegangen.

Ich kann mir mein Leben ohne Deutschland kaum vorstellen. Berlin ist eine meiner Lieblingsstädte gleich nach Warschau. Die deutsch-polnische Nachbarschaft ist für mich Alltag und ist auch eigentlich mein Beruf: Die deutsche Sprache und die deutsch-polnische Nachbarschaft wurde bei mir zum Beruf. Das habe ich nie erwartet, aber es ist so gekommen, deshalb hängt mein berufliches Leben von dieser Nachbarschaft ab. In Deutschland gibt es die Tendenz zu sagen: "Ihr macht das falsch, ihr müsst das nach unserem Muster machen." Das mag ich nicht. Und manchmal habe ich den Eindruck, dass Deutschland diese Masche durchzieht. Einfach den größeren Herren spielt. Wir sind dann das kleine Kind, was macht, was Deutschland sagt. Das ist nicht oft so, und wenn, dann auch nur auf politischer oder wirtschaftlicher Ebene.
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Junge Frau mit einem jungen Mann unscharf im Hintergrund.
Kamila Koppe kommt aus Polen. Sie ist seit zehn Jahren mit dem Deutschen Malte zusammen. Die beiden haben einige Zeit in Berlin und Hamburg gelebt, die vergangenen fünf Jahre waren sie in Warschau und seit einigen Monaten wohnen und arbeiten sie nun in Dublin/Irland

Im Alltag denke ich keinen bisschen daran, dass die deutsch-polnische Nachbarschaft für mich irgendeine Rolle spielt, denn ich bin mit meinem Mann schon zehn Jahre zusammen. Er ist einfach mein Partner und ich behandele ihn nicht wie einen Ausländer, einen Deutschen. Aber eines spielt eine Rolle, und zwar die andere Kultur: Interessant ist für mich, dass ich Teil einer deutschen Familie und gleichzeitig auch einer polnischen sein kann. Das ist einfach wertvoll für mich.
Grenzen merke ich noch immer in der Sprache: Mein Deutsch ist nicht perfekt, nicht wie es sein könnte. Ich verstehe zum Beispiel vieles aus der Umgangssprache nicht. Und was unsere Beziehung betrifft: Mein Mann hat einige Charaktereigenschaften, die man wohl als "typisch deutsch" bezeichnen würde, wie zum Beispiel organisiert und ordentlich zu sein.  Aber ich ordne die nicht seiner Nationalität zu, sondern eher wie er aufgewachsen ist, denn vieles lernen wir eben in der Familie und Maltes Mutter ist da ganz ähnlich.
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Junger Mann und junge Frau.
Malte Koppe stammt aus Norddeutschland. Die vergangenen fünf Jahre hat er beim Deutsch-Polnischen Jugendwerk in Warschau gearbeitet. Er ist mit der Polin Kamila verheiratet. Die beiden leben seit Anfang des Jahres in Irland.

Ohne Polen hätte ich vieles nicht erlebt, vieles nicht gesehen. Deutschland und Polen war mein Schwerpunkt in den letzten zehn Jahren, beruflich aber auch privat. Die polnische Sprache war für mich jahrelang Baustelle und Schwerpunkt. Ich kann ja nur für mich aus deutscher Sicht reden, aber ich weiß, dass Polen immer ein ganz großer Teil meines Lebens sein wird, nicht nur weil meine Frau Polin ist.
Jahrelang habe ich versucht, die Grenzen nicht zu sehen oder war der Meinung, es gibt sie gar nicht mehr. Das stimmt aber nicht. Es ist schon ein Unterschied da. Am besten kann man es an der Kommunikation festmachen: In Deutschland sagt man direkt, was man denkt und will. Wenn man das in Polen immer so macht, wird man oftmals nicht richtig verstanden. Kommunikation ist ein Bereich, wo vieles schief läuft, wo der Deutsche den Polen nicht versteht. Und zwar nicht aus sprachlichen Gründen, sondern aus kulturellen Gründen. Und daraus resultiert alles andere: gelungene Wirtschaftsbeziehungen, Reisen, Politik. Das bleibt immer noch eine Aufgabe - auf beiden Seiten. (Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL auch im TV, am 04.05.2018, 17:45 Uhr.)
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Ein Mann und eine Frau in rot-gelben Jacken vor einem gelben Rettungswagen.
Marco Welenga, Deutscher, wohnt in Frankfurt (Oder) und arbeitet mit Ilona Garbatowski bei der Frankfurter Feuerwehr. Regelmäßig fahren sie im Team 24-Stunden-Einsätze. Ihre Familien sind inzwischen gut befreundet.

Deutsch-Polnische Nachbarschaft spielt eine große Rolle hier bei uns im Grenzgebiet. Wir als Feuerwehr haben auch regelmäßig Übungen mit den polnischen Kollegen aus Słubice oder treffen uns zum Feuerwehrball. Aber es könnte intensiver sein. Abgesehen von Ilona kenne ich nicht viel Polen persönlich. Ilona hat hier die ganze Wache und kennt eine ganze Menge Leute auf deutscher Seite. Ich würde mir wünschen, dass es noch mehr Austausch gibt. Die Sprache ist die größte Barriere, wie immer. Der Sprachkurs im vergangenen Jahr hat geholfen, die Grundbegriffe zu lernen. In Słubice drüben gibt es fast keine Barriere, fast jeder spricht da Deutsch.
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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 17. Juni 2021 | 11:45 Uhr

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