Bosnien und Herzegowina Lage im Flüchtlingslager Lipa spitzt sich zu
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08. Januar 2021, 16:00 Uhr
Keine Sanitäranlagen, nasse Zelte und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt: Die Situation im eigentlich geräumten Flüchtlingslager Lipa an der bosnisch-kroatischen Grenze spitzt sich weiter zu. 900 Menschen harren immer noch in Zelten aus. Eigentlich sollten sie ins benachbarten Bihac verlegt werden, doch Anwohner blockieren das dortige Flüchtlingslager und drohen mit Gewalt, sollten die Flüchtlinge dennoch kommen.
Das Lager Lipa an der bosnisch-kroatischen Grenze wurde vor Weihnachten geräumt. Unter anderem, weil es nie als Dauerlösung gedacht war und nicht winterfest ist. Dennoch harren 900 meist männliche Flüchtlinge weiter dort aus. Zwischenzeitlich waren sie im Hungerstreik.
Die humanitäre Lage ist katastrophal. Es gibt keine Toiletten oder Sanitäranlagen, keine Kochmöglichkeiten und die Zelte bieten keinen Schutz gegen die winterlichen Temperaturen und den pfeifenden Wind auf dem Hochplateau, auf dem das Lager liegt. Bislang schliefen die Flüchtlinge auf der nackten Erde in provisorischen Zelten. Seit Donnerstag gibt es wenigstens Fußböden in den Zelten.
Versuchte Umsiedlung gescheitert
Lipa sollte eigentlich schon seit März letzten Jahres geräumt oder winterfest gemacht werden. Da es dafür aber kein Geld gab, ist das nie passiert. Kurz vor Weihnachten verkündete die Internationale Organisation für Migration (IOM) die Schließung des Lagers. Die Bewohner sollten umgesiedelt werden. Busse brachten sie in eine ehemalige Kaserne im Süden des Landes, doch die Anwohner protestierten dagegen. Nachdem die Flüchtlinge einen Tag und eine Nacht in den Bussen verbracht hatten, wurden sie nach Lipa zurückgebracht.
Das alte Lager wurde niedergebrannt
Das Problem: Das Lager gab es nicht mehr. Kurz vor der Räumung hatten die letzten Bewohner Zelte und Container in Lipa in Brand gesteckt. Zu diesem Zeitpunkt war das Lager fast schon menschenleer, niemand kam zwar zu Schaden, die ohnehin spärliche Infrastruktur wurde allerdings beschädigt und teilweise komplett zerstört. Seitdem harren rund 900 Flüchtlinge bei eisigen Temperaturen unter freiem Himmel aus. Meist handelt es sich um allein reisende Männer, denen kein Platz in den überfüllten anderen Lagern angeboten werden kann.
Einwohner von Bira wolen die Flüchtlinge nicht
Erst Anfang Januar haben bosnische Soldaten begonnen, mit Hilfe der EU in Lipa neue, notdürftige Zelte aufzustellen. Die einfachste Lösung der Krise wäre nun, die gestrandeten Flüchtlinge im Übergangslager Bira im nahe gelegenen Bihac unterzubringen. Dort stehen die Unterkünfte leer. Aber die Anwohner wollen die Flüchtlinge nicht - sie haben die Eingänge des Lagers blockiert und drohen mit Gewalt, falls die Behörden versuchen, die Menschen aus Lipa nach Bira zu bringen.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 08. Januar 2021 | 17:45 Uhr