Tierrettung Slowakei: "Tiger Queen" rettet Raubkatzen aus Privathaushalten
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19. Juni 2021, 09:30 Uhr
In Deutschland will die Bundesregierung das Halten von Wildtieren in Zirkussen einschränken, ein entsprechende Verordnung ist auf den Weg gebracht. In der Slowakei sind Raubkatzen im Zirkus schon seit einiger Zeit verboten. Privatpersonen hingegen dürfen sich Großkatzen wie etwa Löwen oder Tiger zulegen. Es gilt als chic und ist ein Statussymbol. Doch was ist, wenn so eine Katze groß wird und kein süßes Schmusekätzchen mehr ist?
In der Slowakei ist es erlaubt, privat Wildtiere wie Tiger, Löwen oder Leoparden zu halten. Und das Faible für Raubkatzen ist in dem kleinen Land sehr groß: Offiziell leben laut slowakischen Behörden 160 Großkatzen in Privathaushalten. Auch im benachbarten Tschechien werden Raubkatzen privat gehalten. Dort sind es 84 und seit Anfang des Jahres ist dafür ein "Tigerführerschein" notwendig.
In slowakischen Zirkussen sind Großkatzen bereits seit einiger Zeit verboten. Und seit Jahren fordert Klaudia Kollár ein Verbot ebenso für Privathaushalte. Sie ist Gründerin und Besitzerin des "Malkia Parks" und gilt als "Tiger Queen der Slowakei". Der Malkia Park liegt ein wenig außerhalb der Hauptstadt Bratislava in Orechova Poton und ist eine Auffangstation speziell für Großkatzen aus Zirkussen und von privaten Züchtern, die kein Interesse mehr an ihnen haben.
Als Welpen sind sie süß
Denn wenn sie klein sind, sind sie niedlich und einfach nur zum Schmusen. Doch immer wieder kommt es zu Todesfällen durch Löwen und Tiger. Wenn die Hobby-Züchter überfordert sind, tritt Klaudia Kollar auf den Plan. Privatleute merken schnell, dass die Tiere eben doch "wild" sind, sagt die 44-Jährige: "Ob im Zirkus oder wo auch immer diese Tiere keinen Platz mehr haben: Wenn sich ein Privatbesitzer ein Raubtier kauft und dann feststellt, das ist ja gar nicht so leicht und günstig, eine Wildkatze zu besitzen - für solche Tiere gab es in der Slowakei keinen Platz."
Seit 2016 führt Klaudia Kollár die Auffangstation und sie ist mit der Zeit gewachsen: Fast 50 Raubkatzen aller Art sind hier zu Hause. Selbst aus Polen oder Österreich wurden hier schon Tiere abgegeben.
Auch hier leben die Tiere in Gefangenschaft
Auch in der Auffangstation leben die Tiere hinter Gittern in Gefangenschaft. Doch anders als in Privathaushalten oder Zirkussen gibt es hier tägliches Lauftraining: 7.000 Quaratmeter Auslauf nutzen die Raubkatzen im Wechsel regelmäßig.
Außerdem versuchen die Tierpfleger:innen, die Instinkte der Großkatzen zu fordern. Das Fleisch müssen sich die Tiere zum Beispiel von einer Art Baum selbst "pflücken", erklärt Pfleger Matej Piffl: "Wenn wir das Fleisch einfach nur so verfüttern, nimmt der Tiger das, frisst es und ist satt. Aber um in der Natur etwas fressen zu können, muss er sich mehr anstrengen - Gehirn und Muskeln. Das möchten wir den Tieren - mindestens teilweise - vermitteln, das Leben in der Natur. Also wollen wir, dass er nach oben klettert."
Und Raubkatzen haben Hunger: 200 Kilogramm Fleisch täglich wollen bezahlt werden. Der "Malkia Park" arbeitet als gemeinnütziger Verein. Eintrittsgelder und ein staatlicher Zuschuss für die Touristenattraktion decken einen Teil der Kosten. Der "Löwenanteil" kommt jedoch von privaten Sponsoren. Ein besseres Investment als ein privater Tiger ist das allemal.
Quelle: MDR
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL FERNSEHEN | 18. Juni 2021 | 17:45 Uhr