Stromtrasse Südlink steckt weiter in der Planungsphase
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06. Dezember 2021, 05:00 Uhr
Die Stromtrasse Südlink steckt nach acht Jahren weiter in der Planungsphase. Das haben Nachfragen von MDR AKTUELL bei TransnetBW ergeben - dem Unternehmen, das die Stromleitung bauen soll. Der Bürgerreferent Thüringen von TransnetBW, Sommers, sagte, Erkundungsteams suchten derzeit nach dem genauen Trassenverlauf.
- Thüringer Verein wehrt sich.
- Erkundungsteams suchen nach geeigneter Strecke.
- Inbetriebnahme wohl frühestens 2026
Kurz vor den Toren von Marksuhl, einem Ortsteil von Gerstungen, mitten im Wartburgkreis, flattert ein Transparent im Wind, direkt an der Straße. Die Buchstaben sind leicht ausgewaschen, der Stoff vergilbt. Doch die Botschaft lässt sich noch immer ablesen: "Suedlink – Nein danke."
Wenige Kilometer weiter steht das Schloss von Marksuhl. Hier sitzt die Gemeindeverwaltung und in einem Amtszimmer Heiko Ißleib, Ortsteilbürgermeister. Er benutzt andere Worte für die gleiche Botschaft. Suedlink sei nicht nötig, sagt er. Man brauche eine andere Energieversorgung: "Hin zu einer dezentralen Energieversorgung, mit Wertschöpfung vor Ort und Einbindung der Bevölkerung und nicht eine von irgendwelchen Netzbetreibern und Monopolisten gesteuerte Energiewende, die uns abhängig macht."
Heike Ißleib ist seit zwei Jahren auch Vorsitzender des Vereins "Thüringer gegen Suedlink". Mehr als 400 Menschen haben sich darin zusammengeschlossen und wehren sich aktiv gegen den Bau dieser Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs-Leitungen – wie sie offiziell heißen – die durch Windkraft im Norden gewonnene elektrische Energie in den Süden Deutschlands bringen sollen.
Erkundungsteams suchen nach geeigneter Strecke
673 Kilometer lang soll die Trasse insgesamt werden. Knapp 70 Kilometer führen dabei durch Thüringen. Das Projekt befindet sich im Planfeststellungsverfahren. Das ist ein Genehmigungsverfahren für Infrastruktur-Vorhaben, die sowohl öffentliche wie auch private Interessen berühren. Darin enthalten: die Suche nach dem genauen Trassenverlauf.
Ein möglicher Bebauungskorridor ist festgelegt. Der ist 1.000 Meter breit und wird aktuell bodentechnisch untersucht. Es gilt jene 20 Meter zu finden, die am besten geeignet sind für die Kabelverlegung. Erkundungsteams sind bereits unterwegs – natürlich auch in Thüringen. Die Teams müssten etwa auf Hangneigungen achten und darauf, wo der Untergrund besonders verdichtungsempfindlich sei, erklärt Tim Sommers. Er ist Bürgerreferent Thüringen von TransnetBW, dem Unternehmen, dass die Stromtrasse bauen soll.
Tim Sommers erklärt: "Wir müssen natürlich auch dort an Stellen, wo wir nicht offen bauen können. Dort müssen wir gucken, sind Unterbohrungen möglich. Wenn ich unter einen Bach oder eine Straße drunter durchbohren möchte, dann muss natürlich der Untergrund dafür geeignet sein."
Inbetriebnahme von Südlink wohl frühestens 2026
Bis Mitte nächsten Jahres will TransnetBW den 20 Meter Korridor gefunden haben und entsprechende Unterlagen bei der Bundesnetz-Agentur einreichen. Bis zum Baurecht ist es dann allerdings noch ein weiter Weg. Klagen gegen das Planungsfeststellungsverfahren sind möglich. Mit den Eigentümern der Grundstücke muss auch noch über eine Entschädigung verhandelt werden. Erst dann wird Baurecht erteilt.
Deshalb antwortet Tim Sommers auch vorsichtig auf die Frage, wann denn Suedlink eventuell in Betrieb gehen könnte: "Aktuell rechnen wir mit einer Inbetriebnahme zwischen 2026 und 2028."
Heiko Ißleib, der Vorsitzender des Vereins "Thüringer gegen Suedlink" und Ortsteilbürgermeister von Marksuhl lächelt bei dieser Prognose. "Mittlerweile haben wir den Kollegen schon wenigstens drei bis vier Jahre geklaut an Zeit, die wollen längst durch sein damit."
Ortsteilbürgermeister optimistisch zu Klage gegen Stromtrasse
50 Hektar Land würde Marksuhl verlieren durch Suedlink. So rechnet der Ortsteilbürgermeister. Auch deshalb wehrt sich die Gemeinde weiter gegen die Stromtrasse. Eine Klage ist in Arbeit:
"Zu diesen ganzen Projekten wurde keine Kosten-Nutzen-Rechnung vorgelegt. Das ist laut EU-Recht zwingend notwendig, wenn man solche Großprojekte macht", erklärt Ißleib. Kosten und Nutzen stünden in keinem Verhältnis zueinander. "Wir zerstören hier massenhaft Umwelt und Lebensraum und Entwicklungsmöglichkeiten für Gemeinden."
Das seien Dinge, wogegen Gemeinden klagen könnten und müssten, meint Ißleib, "um ihre Bürger vor so einem Wahnsinn zu schützen". Er ist guten Mutes, dass das gelingt.
Quelle: MDR
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 06. Dezember 2021 | 06:00 Uhr