"Das ist ja zauberhaft", freut sich Anja Bachmann. Ein Mitarbeiter eines Eisenacher Unternehmens hat ihr gerade Pakete mit Tee und selbstgemachter Schokolade ins Nachbarschaftszentrum an der Goethestraße gebracht.

Sie hatte bei großen deutschen Firmen wegen Schokolade nachgefragt und überall Absagen kassiert. Jetzt hat sie Tränen in den Augen: "Aber unsere Eisenacher Firmen, die denken an unsere Eisenacher!"

Tee und Schokoladen wandern in die vorbereiteten 40 Geschenkebeutel – darin liegt unter anderem schon Kaffee von einer Rösterei in Gotha, es kommen bis Sonntag auch noch Plätzchen einer regionalen Bäckerei dazu. Die Geschenke – das ist die Sahne auf der Torte für Anja Bachmann. Denn zunächst einmal ging es ihr um ein festliches Essen: "ein Weihnachtsessen wie früher", sagt sie und erzählt, dass es viele ältere Menschen gibt, die sich selbst zum Fest wegen ihrer geringen Rente wenig leisten können.

"Die essen das ganze Jahr Margarinestullen und dann zu Weihnachten vielleicht mal Butter", sagt sie. Und seien noch dazu oft einsam. Für genau diese Menschen wollte die examinierte Altenpflegerin in Frührente einen besonderen Höhepunkt schaffen. "Mir liegen die Senioren einfach am Herzen." Und so hat sie sich ans Organisieren gemacht, viele angefragt und angeschrieben, einen Flohmarkt veranstaltet, um Geld aufzubringen.

Um den Spendern Quittungen auszustellen, brauchte Anja Bachmann Partner – und fand sie über die Freiwilligenagentur beim Seniorenbeirat. So bekam sie auch den Veranstaltungsort, das Nachbarschaftszentrum. Den Raum stelle man kostenfrei zur Verfügung, sagt Heike Apel-Spengler von der Freiwilligenagentur. "Das ist eine supertolle Aktion, wir helfen ihr gerne dabei und danken für dieses Engagement!"

Als erstes hatte sich Bachmann um das Essen bemüht. Rotkohl wurde gespendet, Getränke, Klöße, selbst das Fleisch: Ein Eisenacher Lebensmittelunternehmen stellte 13 ganze Puten zur Verfügung. Dann ging es darum, wer eingeladen werden sollte.

Anja Bachmann bat Pflegedienste, Einladungen weiterzugeben, die Tafel, eine Apotheke – "die kennen ihre Kunden". Die Resonanz war sehr unterschiedlich: Manche Pflegedienste meldeten sich gar nicht. Ein anderer organisiert für die Gäste nun sogar die Hin- und Rückfahrt und spendete darüber hinaus.

Aber so ein Festessen muss ja auch gekocht werden. Den Rotkohl hat Anja Bachmann in der zurückliegenden Woche mit zwei befreundeten Seniorinnen in ihrer Wohnung zubereitet, immerhin 13 Köpfe galt es fein zu schneiden. Jetzt zieht das Kraut in drei großen Töpfen bereits in der Küche des Nachbarschaftszentrums. Auch die tiefgefrorenen Klöße werden am Sonntag dort zubereitet. Für die Puten hat Bachmann eine Profi-Mitstreiterin gewonnen.

Cornelia Liedtke-Schütz ist Küchenchefin und Hauswirtschaftsleiterin im Caritas-Altenzentrum Elisabethenruhe. Dort wird täglich frisch gekocht – und deshalb war sie gleich mit im Boot: "Kochen ist unsere Leidenschaft. Und wenn wir was Gutes dabei tun können und Anja unterstützen, das liegt uns am Herzen." Ganze Puten hat die Köchin nicht allzu oft zu verarbeiten und hat deshalb noch einmal nachgelesen.

Das Ergebnis sieht gut aus und duftet verführerisch: Die Vögel wurden mariniert und dann drei Stunden im Kombidämpfer am Stück gegart, gefüllt mit Möhren, Zwiebeln, Knoblauch, Apfel, Orange und weihnachtlichen Gewürzen. Die ersten wurden bereits filetiert zu gleichmäßigen Bratenscheiben. Wer möchte, kann auch eine Keule bekommen.

Cornelia Liedtke-Schütz plant außerdem einen winterlichen Nachtisch, mehr verrät sie noch nicht. Sie will am Sonntag dabei sein, wenn das Essen serviert wird – gemeinsam mit mehr als einem Dutzend Helfer, das dafür sorgen wird, dass alles heiß auf die Tische kommt.

Anja Bachmann hat besonders schöne Servietten ausgesucht und will die Tafel mit Tannenzweigen schmücken. Ein Trompeter und ein Akkordeonspieler werden dabei sein, es soll Zettel mit Weihnachtsliedern geben.

Schon vor der Premiere steht für Anja Bachmann fest: das Weihnachtsessen wird sie wiederholen. Im kommenden Jahr sollen es 80 Gäste werden. Um Geld zu sammeln, hat sie bereits für Ende August den Eisenacher Marktplatz gemietet für einen Sommernachts-Flohmarkt.

Ihre Zuversicht nimmt sie aus den vielen positiven Rückmeldungen ihrer Unterstützer. Viele wären auch 2025 wieder dabei, sagt sie, ob beim Kochen – oder beim Spenden.