Architekturmodell Hohe Sonne
In den Neubau anstelle des Jagdschlosses "Hohe Sonne" investiert Eigentümer Dork Bodes mehrere Millionen Euro. Bildrechte: Dirk Rodes

Eisenach Biergarten, Hotel, Wellness: Konkrete Pläne für einstiges Jagdschloss "Hohe Sonne"

28. Februar 2024, 10:04 Uhr

Wie geht es weiter an der "Hohen Sonne"? Das traditionsreiche Ausflugsziel bei Eisenach lockt mit Aussicht und Rennsteig, aber das frühere Jagdschloss ist mittlerweile eine Ruine. Gleich nebenan tut sich etwas, es wird gebaut, ein Hotel- und Gastronomiebetrieb entsteht. In den soll künftig auch ein Nachbau des Schlösschens einbezogen werden. Die Pläne sind ehrgeizig: Danach könnten bis zu 80 Hotelzimmer am Rennsteig entstehen. Aber noch ist nicht alles geklärt.

Im Märchen endet der Dornröschenschlaf mit dem Kuss des Prinzen und einer Hochzeit. Für den Nachfolgebau des einstigen barocken Jagdschlosses "Hohe Sonne" bei Eisenach gibt es nach 38 Jahren Leerstand kein märchenhaftes Ende: Die Stadt hat in der vergangenen Woche den Abriss genehmigt. Zuvor hatte bereits die Denkmalbehörde bestätigt, was von außen selbst Laien ahnen: Der Zustand der Holzkonstruktion ist ruinös. Schwamm und andere Pilze haben so viel zerstört, dass die Substanz zu 100 Prozent ersetzt werden müsste. Damit lässt sich kein Denkmal erhalten.

Das einstige Jagdschloss Hohe Sonne.
Der einstige Charme ist noch zu erahnen. Der markante Turm wurde bereits vor Jahren abgenommen und gesichert. Bildrechte: MDR/ Ruth Breer

Schande - oder Chance?

Für viele Eisenacher eine traurige Nachricht. "Eine Schande" sei das, sagt eine Frau bei einer Straßenumfrage. Zu lange habe das Gebäude leer gestanden, beklagen andere, die Besitzer wechselten mehrfach. Hätten Stadt oder Land nicht mehr tun können? Wieder andere sehen in dem Abriss auch eine Chance. Der Ort sei über die Jahre zum Schandfleck verkommen, jetzt könne Neues entstehen. Dabei verbinden die Älteren viele schöne Erinnerungen mit dem einstigen Ausflugsziel: Wanderungen am Rennsteig und Einkehr mit den Großeltern, Familienfeiern, Silvesterfeste.

Das Jagdschloss auf einer Wanderkarte.
Die Wanderkarten auf den Infotafeln in der Region zeigen das denkmalgeschützte Gebäude noch in voller Pracht. Bildrechte: MDR/ Ruth Breer

"Ein ordentliches Ausflugsziel" soll die Hohe Sonne wieder werden, sagt Dirk Bodes. Der geschäftsführende Gesellschafter der "rebo consult ingenieurgesellschaft" mit Sitz in Unterbreizbach hat die Immobilie vor fünf Jahren gekauft. Ihm sei der unrettbare Zustand des Gebäudes nicht anzulasten, hatte die Denkmalpflege betont. Dass das Haus nicht zu halten sei, hatte der Bauingenieur früh erkannt. Das Ziel jetzt: "Wir sind bemüht, das Mittelschiff in der Form, wie es hier vorzufinden ist, nachzubauen. Ich denke, dass wir dann zumindest einen ordentlichen Ersatzbau haben und die Erinnerung an das Schloss bleibt."

Investor Dirk Bodes vor dem Eingang des Schlosses.
Seit fünf Jahren Eigentümer der „Hohen Sonne“: Unternehmer Dirk Bodes aus Unterbreizbach. Bildrechte: MDR/ Ruth Breer

Bis zu 300 Plätze im Biergarten

Das ist vorerst noch Zukunftsmusik, sozusagen Schritt zwei. Gestartet ist Bodes mit dem ersten Schritt: Links neben dem baufälligen Schlösschen wächst eine Baustelle. Für sechs Millionen Euro entsteht ein Restaurant mit großem Biergarten, 250 bis 300 Plätze plant Bodes. Dazu 28 Hotelzimmer und ein Tagungsraum.

Mit 1,7 Millionen Euro hat der Freistaat Thüringen das Vorhaben unterstützt. Der Keller und die Kläranlage sind geschafft, nun geht es ans Erdgeschoss. Im kommenden Jahr soll dieser erste Bauabschnitt fertig werden. Viele Hürden musste der Unternehmer dafür überwinden. Vor allem die Wasserversorgung in der Außenlage am Rennsteig galt es zu klären, sie war lange die entscheidende Herausforderung. Das Problem sei mittlerweile gelöst, sagt Bodes. Zum einen darf er eine festgelegte Menge Wasser aus der Wartburg-Wasserleitung nutzen, zum anderen wurde eine größere Wasseraufbereitungsanlage gebaut.

Sichtachsen zur Wartburg und nach Wilhelmsthal

Nun rückt langsam Schritt zwei näher, der Ersatzneubau des Schlösschens. Eine Entwurfsplanung liegt bereits bei der Stadt, bestätigt der Eisenacher Baubürgermeister Christoph Ihling (CDU). Wichtig sei, sagt er, dass sich das neue Gebäude in die landschaftliche Lage einfügt, in die Sichtachsen zur Wartburg und zum Schloss Wilhelmsthal. Außerdem müsse es in der Kubatur, in Größe und Erscheinung wiedererkennbar sein - "das wird auch so passieren", ist Ihling zuversichtlich.

Ich denke, dass wir dann zumindest einen ordentlichen Ersatzbau haben und die Erinnerung an das Schloss bleibt.

Investor Dirk Bodes

Er verweist auch auf das originale Türmchen, das der Eigentümer vor Jahren hatte sichern lassen. "So bleibt etwas von der Hohen Sonne auch in Zukunft erhalten." Der Nachbau soll den Mittelteil des jetzigen Gebäudes abbilden - ohne die später angefügten Seitenflügel. Dafür plant Bodes moderne seitliche Anbauten mit Flachdach sowie einen rückwärtigen Anbau, der mit einem Glasgang angebunden werden soll. Dieser Querriegel soll drei Etagen haben und ebenfalls ein Flachdach bekommen - "Bauhausstil", sagt Bodes. Darin sind Appartements geplant, im Untergeschoss Wellness, Sauna, Fitnessraum und Schwimmbad.

Die Rückseite des Schlosses Hohe Sonne.
Desolate Bausubstanz: Die Folgen des jahrelangen Leerstands sind auf der Rückseite besonders sichtbar. Rekonstruiert werden soll nur der Mittelbau. Bildrechte: MDR/ Ruth Breer

"Kein abgehobenes Hotel"

Der Ersatzneubau des Schlosses soll zum Haupteingang des Hotels werden. Das einstige Rondell vor dem Eingang will Bodes nachgestalten, damit die Gäste vorfahren können. Ein unterirdischer Gang soll das Hotel mit dem benachbarten Restaurant verbinden. Insgesamt sollen 70 bis 80 Hotelzimmer entstehen. "Wir wollen eine ordentliche Qualität liefern", sagt der Eigentümer, "aber wir wollen hier kein abgehobenes Hotel bauen."

Um die Pläne umzusetzen, muss Dirk Bodes allerdings erst die Finanzierung auf feste Füße stellen. Vier bis fünf Millionen Euro werde der zweite Schritt an der Hohen Sonne kosten, schätzt er. Deshalb hofft der Unternehmer erneut auf Fördermittel. Ohne sie sei das Vorhaben in dem aktuell schwierigen wirtschaftlichen Umfeld nicht zu schaffen. Sollte das Finanzielle stehen, dann könnte im kommenden Jahr die Baugenehmigung beantragt und vielleicht schon losgelegt werden.

MDR (jml)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 28. Februar 2024 | 07:20 Uhr

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